Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und hob in kontrollierter Belustigung eine Braue. Läge nicht meine gesamte Karriere in Monica Sinclairs perfekt manikürten Händen, wäre mir diese Frau überaus sympathisch.
»Ihre Quellen haben Sie richtig informiert«, sagte ich. »Oder zumindest teilweise. Ich habe die Chance, ins Hauptabendprogramm zu kommen. Und das bedeutet, dass wir uns ein ganz besonderes Konzept einfallen lassen müssen. Aber die Idee, Philip DuBois dazu einzuladen, stammt allein von mir. Schon seit einer halben Ewigkeit bin ich ein Fan von ihm. Das Bijou ist eine Legende, und wann immer ich in L. A. bin, besuche ich dort sein Restaurant. Letztes Jahr, als ich mit meinem Freund in Paris war, haben wir im Le Mangeoire gegessen.«
»Paris ist eine sehr romantische Stadt«, bemerkte Monica.
»Es war wunderschön.« Und ich hatte gedacht, dass Dillon und ich die Reise aus Nostalgie wiederholen würden, wenn wir einmal alt und grau wären. So viel zum Thema Romantik. »Ich erinnere mich noch genau an den Wolfsbarsch mit getrockneten Tomaten. Und an die Profiteroles.«
»Die lieben alle.« Monica quittierte meine Begeisterung mit einem Lächeln. Ich schob meine unerfreulichen Gedanken beiseite und lächelte zurück. Mit Essen das Eis zu brechen, war nichts Neues für mich.
»Na ja, Sie können sich bestimmt vorstellen, wie aufgeregt ich war, als ich hörte, dass Mr. DuBois hier in Manhattan ein Restaurant eröffnen wird. Das ist sensationell.«
»Nur dass bisher offiziell niemand davon wissen sollte«, erklärte Monica stirnrunzelnd. »Wer hat es Ihnen erzählt?«
»Ein Insider«, erwiderte ich und dachte an Bernie und ihre Freundinnen. »Und ganz bestimmt niemand, der Mr. DuBois Böses will. Meine Freundin hat es rein zufällig mitbekommen und nur erzählt, weil sie weiß, wie sehr ich seine Arbeit bewundere. Sie wusste, wie begeistert ich wäre, wenn ich erfahre, dass er nach New York zurückkehrt. Und genau aus all diesen Gründen hätte ich ihn schrecklich gern in meiner Sendung.«
»Um Was kocht in der Stadt? ins Hauptabendprogramm zu heben«, bemerkte Monica spitz.
»Natürlich.« Ich nickte. »Wer würde sich diese Gelegenheit entgehen lassen? Und Mr. DuBois in der Sendung zu haben, wäre garantiert hilfreich für meine Karriere. Das gebe ich unumwunden zu. Aber, ganz ehrlich, für mich hätte seine Zusage einen viel höheren Stellenwert. Es wäre ein Traum, der in Erfüllung geht. Die Chance, mit einem wahren Meister zu kochen.«
»Und«, schaltete Cassie sich geschickt ein, »es wäre die perfekte Gelegenheit für Mr. DuBois, für sein neues Restaurant die Trommel zu rühren, ohne sich dem Stress eines konventionellen Interviews aussetzen zu müssen. Wir reden hier von einer Kochsendung. Und von der positiven Resonanz auf Mr. DuBois und seine Rückkehr nach New York.«
»Ich habe die Sendung diese Woche gesehen.« Wieder lehnte Monica sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. »Es ging um ein Restaurant namens Mardi Gras, nicht wahr? Nicht unbedingt eine positive Resonanz.«
Ich seufzte. »Einmal pro Monat machen wir eine Restaurantkritik. In diesem Fall entsprach das Essen leider nicht unseren Erwartungen. Und es ist meine Pflicht, meinen Zuschauern zu sagen, wie ich darüber denke. Aber wenn Sie unsere Archive überprüfen, werden Sie feststellen, dass es ebenso viele positive Kritiken gibt wie negative, da bin ich mir ganz sicher. Das Mardi Gras gehörte nur leider nicht zu den Gewinnern, fürchte ich.«
»Aber«, warf Cassie eilig ein, »eine Kritik über Mr. DuBois’ Restaurants wird es nicht geben. Es wird überhaupt keine Kritik geben. Abgesehen von unserem monatlichen Restauranttipp bringt Andi den Großteil der Sendung damit zu, mit Küchenchefs über ihre Lieblingsgerichte und ihre Restaurants zu plaudern.«
»Ebenso wie über ihre Stammgäste und deren Privatleben. Ja, ich habe die Sendung schon häufiger gesehen.«
»Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte ich. »Aber wenn Sie die Sendung kennen, wissen Sie ja, dass all das nur mit den besten Absichten geschieht. Ich liebe Manhattan, und ich liebe seine Restaurants. Deshalb ist es ein Privileg, meinen Zuschauern die bedeutendsten Eckpfeiler der hiesigen Gastronomie nahezubringen.«
»Und welche Aufgabe haben Sie Philip dabei zugedacht?«
Cassie nickte. »Wir möchten einen Einblick in seine Kochkunst und dabei unseren Zuschauern die Möglichkeit geben, den Mann hinter dem Meisterkoch kennenzulernen. Es
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