Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
immer«, sagte ich lächelnd.
Wenige Stunden später hatte ich meine Einkäufe beendet und kehrte nach Hause zurück. Seit meinem Sturz in den Keller stand in meinem Leben kein Stein mehr auf dem anderen. Es war mir gelungen, die Chance auf den Sprung ins Hauptabendprogramm in eine durchaus plausible Möglichkeit zu verwandeln, ich hatte einen bemerkenswerten Mann kennengelernt, der an mir interessiert war – trotz meines losen Mundwerks –, und vor mir lag ein Nachmittag, den ich mit Kochen zubringen würde. Das reinste Paradies.
Alles lief prächtig.
Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und betrat mit meinen Einkaufstüten in der Hand das Apartment.
»Andrea, wo warst du?«
Ich bekam beinahe einen Herzinfarkt und ließ prompt zwei der Tüten fallen. So viel zum Thema prächtig. »Althea«, japste ich und ging in die Hocke, um das Obst und Gemüse einzusammeln, während Bentley versuchte, mir zuvorzukommen. »Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt. Wie bist du hereingekommen? Ich habe doch die Schlösser austauschen lassen.«
»Aber der Ersatzschlüssel liegt noch an derselben Stelle.« Zur Demonstration schwenkte sie den Schlüssel mit dem rosa-goldfarbenen Eulenanhänger. »Keine sehr kluge Idee, wenn man jemanden nicht in der Wohnung haben will.«
Das stimmte. Nicht vergessen: Schlüssel anderswo verstecken.
»Wie lange bist du schon hier?«, fragte ich und sammelte noch immer die Lebensmittel ein.
»Nicht lange. Vielleicht seit einer halben Stunde.«
Eilig sah ich mich in der Wohnung um, konnte aber keinen Hinweis auf Plünderung entdecken. Der Respekt vor Privatsphäre war noch nie Altheas Stärke gewesen. Besonders nicht vor meiner.
»Ich hatte schon Angst, dir sei etwas zugestoßen«, sagte sie mit leisem Vorwurf in der Stimme. »Seit Tagen versuche ich dich zu erreichen.« Was ich natürlich nur zu gut wusste, aber ich würde unter keinen Umständen zugeben, dass ich ihren Anrufen ausgewichen war.
»Ich hatte sehr viel zu tun. Mit der Sendung und der Party.« Ich deutete auf die Tüten, die ich mittlerweile auf dem Küchentresen in Sicherheit gebracht hatte.
»Oh, stimmt ja«, sagte sie. »Für Bethany und Michael. Was für eine reizende Idee. Besonders wenn man bedenkt, wie sehr du die Umstände verabscheust, unter denen sie sich gefunden haben.«
»Du meinst dich «, erklärte ich, nicht bereit, Zurückhaltung zu üben.
Sie zuckte die Achseln. »Obwohl ich nicht nachvollziehen kann, weshalb du einen Groll gegen Bethanys Glück hegst, nur weil es durch Heiratsvermittlung zustande gekommen ist.«
»Nicht durch irgendeine Vermittlung«, korrigierte ich, sorgsam darauf bedacht, ruhig zu bleiben. »Sondern durch deine.«
»Wie auch immer«, erklärte sie mit einer wichtigtuerischen Geste, »ich finde es jedenfalls reizend.«
»Dass du dich eingemischt hast?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Idee mit der Party.«
»Freut mich, dass sie deine Zustimmung findet.« Sarkasmus ließ sich nun mal nicht so ohne weiteres unter Kontrolle halten.
»Und mich freut es, dass es dir gut geht. Das tut es doch, oder?«
»Hervorragend. Ich habe gerade wunderbare Nachrichten erhalten. Es sieht so aus, als bekäme ich ein Interview mit Philip DuBois. Was bedeutet, dass die Sendung es ins Hauptabendprogramm schaffen könnte.«
»Das ist ja wunderbar …«, begann sie, ehe sie von einem Hustenanfall unterbrochen wurde.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich, nahm ein Glas und füllte es mit Wasser. »Hier, trink das.« Ich gab ihr das Glas, und sie nippte daran, während sie sich mit der Hand Luft zufächelte.
»Tut mir leid«, sagte sie und stellte das Glas auf den Küchentresen. »Aber ich muss etwas in den falschen Hals bekommen haben.«
»Bist du sicher, dass es dir wieder gut geht?«
»Ja, absolut.« Sie nickte. »Und ich freue mich sehr über die Neuigkeit. Hauptabendprogramm. Wäre das nicht wunderbar? Natürlich ist es trotzdem nur Kabelfernsehen.« So viel zum Thema uneingeschränkte Loyalität.
»Ich freue mich jedenfalls sehr darüber. Noch steht es nicht fest, aber es sieht definitiv gut aus. Und was war der andere Grund, weshalb du hergekommen bist? Abgesehen davon, nachzusehen, ob ich zu Hause bin?« Die Frage war ein wenig vorlaut, aber hätte ich nicht rundheraus gefragt, würden wir hier noch den ganzen Tag sitzen. Besser den Stier bei den Hörnern packen.
»Ja. Natürlich. Das hätte ich beinahe vergessen. Ich wollte dir sagen, dass deine Großmutter kommt.« Das war nicht
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