Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
einen Vorwand ausgedacht, um herkommen und ihn mir selber ansehen zu können.« Grinsend verteilte Bernie die Krabbenhäppchen auf einem Backblech.
»Tja, dann mach dich bereit«, sagte ich beim Anblick von Ethan in der Überwachungskamera, bei dem sich mein Herzschlag auf beunruhigende Weise beschleunigte, »weil er nämlich schon hier ist.« Ich warf ihr einen panischen Blick zu. »Und ich sehe grauenhaft aus.« Ich trug eine alte Schürze mit zahllosen Flecken. »Und ich bin weder mit dem Make-up noch mit meinen Haaren fertig.«
»Lass den Mann herein«, tadelte Bernie. »Sonst glaubt er noch, du willst ihn hier nicht haben.«
»Aber das tue ich doch auch nicht«, erwiderte ich und versuchte, normal zu atmen. »Zumindest nicht im Moment.«
»Los, dann beeil dich und mach dich fertig.« Bernie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Ich lasse ihn herein.«
»Du bist ein Geschenk des Himmels«, flüsterte ich und machte mich auf den Weg ins Badezimmer, wo mich die Rettung in Form von Bobbi Brown erwartete. Zehn Minuten später, frisch frisiert und mit einer anständigen Schicht Lippenstift versehen, holte ich tief Luft und ging durch den Korridor ins Wohnzimmer. Vor der Tür blieb ich stehen, um einen Moment lang unbeobachtet zusehen zu können.
Zu meinem Erstaunen stand Ethan mit aufgerollten Hemdsärmeln neben Bernie und schnippelte Erdbeeren, während diese sich um das Lamm kümmerte. Ich hatte befürchtet, die Atmosphäre zwischen ihnen könnte angespannt sein, doch stattdessen sah es aus, als hätten sie bereits ganze Abende nebeneinander in der Küche zugebracht. Ich lächelte und dachte, wie mühelos sich Ethan in mein Leben einzufügen schien.
»Ihr beide seht aus, als würdet ihr seit Jahren zusammenarbeiten«, bemerkte ich und trat ins Wohnzimmer.
»Bernie sorgt dafür, dass ich keinen Fehler mache«, erklärte Ethan, während ich lächelte, als mir auffiel, dass er sie bei ihrem Spitznamen genannt hatte. Soweit ich wusste, nannte sie außer Wilson und mir niemand so. Die Tatsache, dass sie ihn ihm verraten hatte, war ein gutes Zeichen.
»Du bist früh dran«, sagte ich und kam mir ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen vor.
»Ich dachte, ich könnte vielleicht helfen.« Lächelnd nickte er in Richtung des wachsenden Erdbeerbergs.
»Sieht aus, als würdest du deine Sache sehr gut machen«, erklärte ich. »Aber Bernie war schon immer ein erstklassiger General.«
»Schließlich verdiene ich meinen Lebensunterhalt damit, einen Haushalt zu organisieren«, sagte sie und zuckte lächelnd die Achseln.
»Sie hat mir gerade von deinen ersten Gehversuchen in der Küche erzählt.«
»Aber nicht die Pfannkuchengeschichte, oder?« Ich verdrehte die Augen und zog eine Grimasse.
Damals war ich noch ganz klein gewesen. Kaum groß genug, um eine Pfanne zu halten, vom Befolgen eines Rezepts ganz zu schweigen, aber wild entschlossen, meiner Mutter Pfannkuchen zu backen. Und ich hatte Bernie eine Million Mal dabei beobachtet, also hatte ich spielerisch Milch, Mehl und Eier zu einem Teig zusammengerührt, aus dem die wahrscheinlich widerlichsten Pfannkuchen der Welt entstanden wären, und hatte mich ans Werk gemacht – ausgestattet mit dem Ehrgeiz, wie eine Profiköchin die Pfannkuchen auf traditionelle Weise zu wenden.
Bernie war gerade in die Küche gekommen, als ich mit aller Kraft die Pfanne schwenkte, worauf der Pfannkuchen mit verblüffendem Schwung hochgeflogen und sich zu den drei Vorgängern an der Küchendecke gesellt hatte.
»Das Ganze war nicht gerade von Erfolg gekrönt.« Ethan lachte.
»Es war eine Katastrophe«, bestätigte ich und trat neben die beiden. »Ich glaube, noch heute sind Reste davon an der Decke, obwohl sie gestrichen wurde – zweimal.«
»Ich habe versucht, sie wegzubekommen«, warf Bernie ein, »aber sie hatten die Konsistenz von Industriekleber.«
»Meine erste Kocherfahrung habe ich mit Burgern gemacht – in der Grundschule. Ich habe versucht, sie in meiner Popcornmaschine zuzubereiten.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich hören möchte, was daraus geworden ist«, sagte ich.
»Na ja, es war eine altmodische Popcornmaschine. Du weißt schon, so ein Ding mit Teflonboden. Mein Zimmergenosse hatte es ausprobiert. Zumindest behauptete er das. Jedenfalls schien es zu funktionieren. Eigentlich sogar ganz gut, bis das Fett zu brennen anfing.«
»Und du hast Wasser darauf gegeben«, warf ich ein und wartete gespannt, was als Nächstes kommen würde.
»Genau«,
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