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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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keinen Abschiedskuss?«
    Ich gebe ihm einen schnellen Schmatzer auf die Wange.
    Er lacht und schüttelt den Kopf. » Du bist ganz schön schräg.« Das ist das Vernünftigste, was er je gesagt hat. » Also bis morgen?«, fragt er.
    Ich zucke mit den Schultern.
    Zurück im Laden arbeite ich hart, tue Dinge, die nicht wirklich getan werden müssen: putze Scheiben, die nicht wirklich verschmiert sind, räume perfekt aufgeräumte Vitrinen auf. Ich bin besonders zuvorkommend zu den Kunden. Aber das ändert nichts an meinem schlechten Gewissen. Um sechs wartet Mike draußen, um mich zu Tag Drei im Big-Brother-Haus heimzufahren, Tag Drei meines Hausarrests.
    Im Haus ist es ungewöhnlich still. Keine Musik. Keine Gespräche. Ein leeres Arbeitszimmer. Kein Stimmengewirr. Aber die größte Überraschung wartet in der Küche – mein Vater räumt die Geschirrspülmaschine aus.
    » Wo ist Barbara?«
    Sein Kopf fährt hoch. » Ich habe ihr die Woche freigegeben«, verkündet er fröhlich.
    » Warum?«
    » Also, wie war es bei der Arbeit?«, fragt er.
    Wo wir gerade von Arbeit sprechen: » Sollte nicht dein neues Album herauskommen?«
    » Wo gehört das hin?« Er hält eine Schüssel hoch.
    Ich zucke mit den Schultern. » Das Album«, erinnere ich ihn.
    » Mach dir keine Sorgen deswegen. Ich mach mir keine.«
    Das ist wirklich merkwürdig.
    Mit dem Knie wirft er die Tür des Geschirrspülers zu. Ich gehe zum Kühlschrank, um mir eine Cola zu holen.
    » Also. Was hast du vor?«, fragt er.
    So schnell wie möglich von hier zu verschwinden, denke ich. Es kommt heraus als: » Auf mein Zimmer gehen.«
    » Weißt du, Alex, wenn du mal willst, dass ich mir ein Hockeyspiel von dir ansehe oder irgendetwas anderes …«
    Ich starre ihn an. » Erstens würdest du aussehen wie ein totaler Perversling. Zweitens habe ich aufgehört.«
    Einen Moment lang wirkt er nachdenklich. » Marsha hat ein Theaterstück erwähnt …«
    » Das ist Wochen her.«
    » Okay. Gut.«
    » Hör mal. Du musst das nicht tun, okay?«
    » Was?«
    » Was du tust.«
    » Ich versuche nur …«
    » Egal, versuch es nicht. Okay? Geh einfach wieder zu deiner Arbeit.« Denn früher oder später wird er das sowieso tun und ich will mich nicht an das hier gewöhnen.
    Am Morgen steht er an der Kücheninsel, legt Schinken zwischen zwei mit Butter bestrichene Brotscheiben.
    » Was machst du da?«
    Er sieht auf und lächelt. » Ich mache dir dein Pausenbrot.«
    Ich sehe zu, wie er das Sandwich in zwei Dreiecke schneidet. Genauso wie ich es als Kind immer mithatte. Heute kann so eine Aktion deinen Ruf bei deinen Mitschülern ernsthaft ruinieren. Aber komisch, dass er sich daran erinnert.
    » Du musst das nicht tun.«
    » Ich will es aber.«
    Ich zucke mit den Schultern. Und nehme die Sandwiches, die er sorgfältig in Alufolie gewickelt hat. Er wird schon bald keine Lust mehr haben, Vater zu spielen. Dann werden wir alle wissen, wo wir stehen.
    ***
    Louis gibt mir die Zigarette. Ich gebe sie ihm zurück, ohne zu inhalieren. Das ist der schönste Moment. Vielleicht der einzig schöne. Nebeneinander zu liegen. Aber nicht als Paar.
    » Du und ich«, er deutet mit der Zigarette auf mich und dann auf sich selbst, » wir sind aus demselben Holz geschnitzt. Wir wissen, was wir wollen, und lassen unser Ziel dann nicht mehr aus den Augen.«
    Am liebsten würde ich auflachen, denn meistens weiß ich nicht, was ich will. Und wenn ich es weiß, dann laufe ich davor weg. Ich drehe mich auf die Seite, mit dem Rücken zu ihm, um ihm zu verstehen zu geben, dass er aufhören soll mit dem Quatschen. Langsam fährt er mit dem Finger meine Wirbelsäule entlang. Es fühlt sich vertraut an.
    » Hör auf!«
    Er hört nicht auf. Ich drehe mich zu ihm um, wirklich sauer. Aber er küsst mich nur. » Lass es uns noch mal machen.«
    Ich sehe ihn an, den Typen, den ich einmal für gefährlich hielt. » Hältst du dann die Klappe?«
    Er lacht. » Alex Newman, ich glaube, du könntest die perfekte Frau sein.«
    Warte, bis ich aus der Tür marschiere. Dann fühle ich mich wie das Gegenteil.
    Auf dem Rückweg in der DART frage ich mich, warum ich immer wieder zu ihm hingehe, wenn ich mich danach jedes Mal so schlecht fühle. Es ergibt keinen Sinn. Im Laden ertappe ich Pat dabei, wie sie mich ansieht, und ich weiß, dass sie sich fragt, wo das unbeschwerte Mädchen geblieben ist, das sie eingestellt hat. Also werde ich zu diesem Mädchen und verbanne alles andere aus meinem Kopf.
    Als ich nach Hause komme, bin ich

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