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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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wir uns zum Tee oder für eine nette Unterhaltung treffen.
    » Ich kann nicht lange bleiben«, sage ich, um das gleich klarzustellen.
    » Ah«, sagt er, als würde er lächeln. » Ich hatte ganz kurz vergessen, wer der Junge in unserer Beziehung ist.«
    » Was für eine Beziehung?«, frage ich müde.
    » Siehst du, was ich meine?« Er lacht. » Keine Sorge, Alex, ich reagiere genauso allergisch, wenn es um feste Bindungen geht wie jeder andere Junge auch. Bei mir bist du auf der sicheren Seite.«
    » Gut.« Ich lege auf, sehe das Telefon an und frage mich, wo die echte Alex geblieben ist.
    Um den Nachmittag zu überstehen, suche ich mir Reserv oi r Dogs aus. In diesem Film gibt es nichts, was mich an mein Leben erinnern könnte. Es geht einfach nur um guten alten Bankraub und um Mord. Blut und Mut. Männer in schwarzem Anzug. Ich frage mich gerade, ob ich die Folterszene überspringen soll, als Mike mich auf dem Handy anruft. Meine Gran ist eben im Taxi vorgefahren. Sofort springe ich auf. Besorgt, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte, haste ich nach oben.
    Sie steigt aus dem Taxi. Ich renne die Stufen hinunter. Sie winkt mir zu, aber als sie mich sieht, ist sie diejenige, die besorgt aussieht.
    » Du hast abgenommen«, sagt sie. » Und ich habe dich noch nie so blass gesehen.«
    » Mir geht es gut. Ist alles in Ordnung?« Sie sieht gut aus.
    » Du klingst erschöpft«, sagt sie und sieht mich prüfend an. » Ich hoffe, du kriegst kein CFS .« Gran besitzt drei medizinische Enzyklopädien. Und sie braucht keinen Vorwand, um sie zu benutzen.
    » Es war nur eine Erkältung«, rufe ich ihr ins Gedächtnis.
    » Komm her. Lass dich anschauen.« Als wäre ich ein Kind, zieht sie meine unteren Augenlider herunter und schaut hinein. » Vielleicht bist du anämisch.« Sie ist so besorgt, dass ich fast anfange zu weinen. » Ich glaube, es ist alles in Ordnung«, sagt sie, » aber ich setze dich auf eine Eisenkur, nur um sicherzugehen.« Sie runzelt die Stirn. » Allerdings könntest du dadurch Verstopfung kriegen …«
    » Gran!«
    » Was?«, fragt sie unschuldig. » Jemand sollte sich um dich kümmern.« Ich glaube, sie hasst ihn. Da wären wir schon zwei.
    Darum ist es uns eher unangenehm, als wir ihm in der Eingangshalle über den Weg laufen.
    » Grace«, sagt er und streckt die Hand aus, » schön, dich zu sehen.«
    Sie schüttelt sie, ohne zu lächeln, was Gran überhaupt nicht ähnlich sieht. » John. Wie geht es dir? Viel Arbeit?«
    Für einen Moment antwortet er nicht. Dann wendet er sich an mich. » Zu viel«, sagt er, als würde er sich entschuldigen. Dann sieht er Gran an. » Grace. Kann ich dir einen Tee oder Kaffee anbieten?«
    » Nein danke. Alex wird sich um mich kümmern.«
    » In Ordnung, gut.«
    Dann, gerade als es aussieht, als würde er die Flucht ergreifen, fragt Gran: » Hast du ihr überhaupt etwas zu essen gegeben?«
    Sein Adamsapfel zuckt nach oben. Seine Augen schwenken zu mir herüber, als erwarte er, ein Skelett zu sehen. Er tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, der Mann mit den Platin-Verkaufszahlen und den MTV Video Music Awards.
    Und dann lässt Gran ihn stehen.
    » Tja, nun, ich denke, es ist Zeit für die Bibliothek«, sagt sie zu mir.
    » Tja, äh, schön, dich zu sehen«, sagt er, und ausnahmsweise eilt er nicht davon, sondern wartet, bis wir weg sind.
    Die Bibliothek ist Grans Lieblingszimmer, der kleinste und gemütlichste Raum im ganzen Haus. Sie hat Mum beim Einrichten geholfen. Ich glaube, es erinnert sie an diese Zeit. Ich schließe die Tür hinter uns und zünde die Holzscheite im Kamin an, die immer bereitliegen.
    » Ich glaube, nach dieser Begegnung brauche ich einen Sherry«, sagt sie. Es sieht ihr nicht ähnlich, dass sie so harsch ist.
    Ich hole den Sherry. Er scheint sie zu beleben. Mir selbst schenke ich eine Cola ein, damit sie nicht allein trinken muss.
    » Also, wie geht es meinem Lieblingsamerikaner?«, fragt sie und erinnert mich daran, warum ich ihr aus dem Weg gegangen bin.
    Ich schaue in meine Cola und murmele: » Ich bin mir nicht sicher.«
    » Was meinst du damit, du bist dir nicht sicher?«
    Ich kann es ihr genauso gut sagen; sie wird es sowieso aus mir rauskitzeln. » David ist wieder in die Staaten gezogen.«
    » Was?«
    Sie hat es gehört.
    » Warum?«
    » Gran, ich will nicht darüber reden.«
    » Okay, aber warum ist er in die Staaten zurückgegangen?«
    Ich antworte nur, weil ich weiß, dass sie nicht aufgeben wird. » Sein Vater hat seinen

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