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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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Hand. Ich erinnere mich an diese Tasche – die keine Lösung brachte. Ich schaue von ihm zu meinem Vater. Dann steige ich langsam aus dem Auto.
    » Hallo, Alex«, sagt der Doktor mitfühlend, als wäre ich noch immer derselbe Mensch wie früher.
    » Hi«, bringe ich heraus, will aber nur noch, dass er verschwindet.
    » Na ja, ich geh jetzt lieber. Passen Sie auf sich auf«, sagt er zu meinem Vater. Und es klingt so, als würde ein Leichenbestatter sagen: » Sterben Sie nicht.«
    Ich sehe ihm hinterher, wie er zu seinem Auto geht. Dann sehe ich zu meinem Vater. Sein Gesicht sieht angespannt und faltig aus, als hätte er Schmerzen. Plötzlich ist mir kalt.
    » Was ist los? Stimmt was nicht?«
    » Es ist nur mein Rücken.«
    » Nur« sein Rücken? Warum musste er » nur« sagen? Mum hatte auch Rückenschmerzen. Es war nicht » nur« ihr Rücken. » Was ist damit?«
    » Bandscheibenvorfall.«
    » Bist du geröntgt worden?«
    » Nicht nötig.«
    » Woher weißt du dann, was es ist?«
    » Ich habe alle Symptome eines Bandscheibenvorfalls.«
    » Du musst zum Röntgen. Zum Ultraschall. Vielleicht sogar zur Computertomografie.« Ich kenne die Abläufe.
    Sein Gesicht wird weicher. » Alex, ich habe ein Problem mit der Bandscheibe. Sonst nichts.«
    » Woher willst du das wissen? Wie kannst du da so sicher sein? Ich meine …«
    » Es ist ein häufiges Problem«, sagt er nun fest. Dann fügt er hinzu: » Bei Leuten in meinem Alter.« Er lächelt, denn normalerweise gibt er sein Alter nie zu.
    » Ich will trotzdem, dass du die Untersuchungen machen lässt. Bitte, Dad«, sage ich und überrasche uns beide. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich ihn das letzte Mal so genannt habe.
    Er nickt. » Okay. Ich lasse mich untersuchen.«
    » Danke.«
    Ich laufe schnell auf mein Zimmer, wo ich meine Tasche in die Ecke pfeffere, Homer nicht beachte und meinen Laptop einschalte. Ich google » Rückenschmerzen« und » Ursachen«. Krebs wird nicht erwähnt, also ändere ich meine Suche. » Rückenschmerzen« und » Krebs«. Das führt zu Ergebnissen. » Siehst du«, würde ich zu dem schwarzen Reiter am liebsten sagen. » Er muss sich untersuchen lassen.«
    Ich gehe wieder nach unten.
    » Wie ist deine Bandscheibe verrutscht?«, frage ich und studiere dabei sorgfältig seinen Gesichtsausdruck.
    » Beim Schuhebinden. Kannst du dir das vorstellen?«
    Genau das frage ich mich. Kann ich mir das vorstellen? » Hat er dir was gegen die Schmerzen verschrieben?«
    Er nickt. » Und Valium, um die Muskeln zu entspannen.«
    » Hast du sie genommen?«
    » Na klar.«
    » Vielleicht solltest du dich hinlegen.«
    » Er hat gesagt, es wäre besser, wenn ich mich bewege.«
    » Vielleicht sollten wir den Arzt wechseln.« Beim letzten Mal hat er ja auch nichts getaugt.
    » Alex, es ist die Bandscheibe. Darauf wette ich.«
    » Dein Leben?«
    Louis steht bei sich daheim in der Haustür. Mustert mich.
    » Was ist?«, fragt er.
    » Nichts.« Ich gehe an ihm vorbei.
    Er folgt mir. Klebt sein Gesicht an meins. » Nein. Da ist sehr wohl irgendwas. Du machst dir Sorgen.«
    » Louis, das Einzige, worüber ich mir Sorgen mache, ist, dass du nicht die Klappe hältst.«
    » Lassen wir es heute bleiben«, sagt er.
    » Was?«
    » Ich mach dir stattdessen was zum Mittagessen.«
    » Alles klar, ich verschwinde.« Ich gehe zur Tür.
    Er lacht. » Okay, okay. Aber ich werde mir benutzt und schmutzig vorkommen.«
    Ich werfe ihm einen Blick zu. Und er prustet los. Ich schlage ihn. Er packt mich, wirft mich über die Schulter, als wäre er ein Höhlenmensch, und trägt mich nach oben. Wo ich aufhöre, mir Sorgen zu machen. Eine Weile. Am liebsten würde ich ihm danken.
    ***
    Als ich an diesem Abend nach Hause komme, sitzt mein Vater am Küchentisch und liest in einem Kochbuch. Er hält es sich hoch vors Gesicht, und ich weiß nicht, ob er das tut, weil er sich nicht vorbeugen kann oder weil er blind wird. Er trägt eine verspiegelte Sonnenbrille – drinnen – also ist die Theorie mit dem Erblinden nicht so abwegig. Außerdem trägt er eine graue Trainingshose, einen blauen Kapuzenpulli und Flipflops (im Januar). Er hat sich ganz offensichtlich auch nicht rasiert.
    » Wer ist die neue Stylistin?«, frage ich, lasse meine Tasche fallen und gehe zum Kühlschrank.
    » Mein Rücken.«
    Ich drehe mich um. » Was?«
    » Nichts sonst ist bequem. Und ich kann mich nicht bücken, um mir die Schnürsenkel zu binden.«
    » Dann erklär mir die Sonnenbrille.«
    » Ich trage immer eine

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