Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
vielleicht, was ich in dir sehe. Irland ist ein magischer Ort, er könnte das Gen aktiviert haben. Wie auch immer. Ich habe gesehen, wie du ihn ansiehst.“ Wen denn? „Niclas ist der beste Hexer, den ich jemals unterrichten durfte und auserkoren, unsere Art weiterzuführen. Mein Schüler hat Anspruch auf die erste Hexe, die ich finde. Er wird sie ehelichen und mit ihr die Blutlinie fortführen.“ Mann, das ist ja abartig. Was, wenn die Hexe vierzig ist oder so, muss er sie dann auch heiraten?
„Ich dachte, du solltest das wissen Hope.“ Ja, ich habs kapiert – er ist tabu. Reserviert für die reinblütige Hexe. Nicht für den genetischen Müll, der mit Menschen-DNS verunreinigt ist.
Dementsprechend verärgert nicke ich.
„Was machst du denn für ein Gesicht?“ Komm, lass dein Mitleid stecken. „Also gut, ich versuche noch einen Test. Sieh her.“ Aus seiner Handfläche entspringt eine lodernde Flamme. Cool.
„Das ist magisches Feuer. Wenn du dich daran verbrennst, bist du keine Hexe.“ Okay. Alles klar. Langsam bewege ich die Hand auf die Flamme zu und halte sie direkt rein.
Schmerz durchzuckt mich. Reflexartig ziehe ich sie wieder zurück. Aua.
Der Lord nickt nachdenklich. Es gelingt ihm wieder nicht, meine Hand zu heilen. Was solls. Man kann nicht alles haben. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie bin ich erleichtert. Immerhin sind wir hier im Zeitalter der Hexenverbrennungen. Ein Problem weniger, mit dem ich mich herumschlagen muss.
„Ich lasse dich jetzt allein.“ Mit diesen Worten ist er auch schon zur Tür raus.
Okay, ich muss zu diesem verdammten Steinkreis. Ich beschließe, Nick zu suchen und ihn dazu zu bringen, mich zurückzuschicken.
Wie eine Verrückte hämmere ich an seine Türe, doch er ist nicht da. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich jeden Winkel der Burg durchkämmt – ohne Erfolg.
Im Hof treffe ich auf Duncan, der gerade sein Pferd sattelt. Nervig zupfe ich an seinem Hemd. Er scheint mich erst jetzt zu bemerken.
„Hope, alles in Ordnung?“ Ich nicke und signalisiere ihm, dass ich die anderen suche. „Wo die Jungs sind, willst du wissen?“, vergewissert er sich. Zustimmend nicke ich erneut.
„Wir haben eine Nachricht erhalten, dass eine Hexe gefunden wurde.“ Wow, so schnell also. „Nick ist gleich los, um sie hierherzubringen. Damian, Lennox und Ramon begleiten ihn. Du hättest Nick sehen sollen. Er ist hier rausgeritten, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Naja, ich kann ihn verstehen, immerhin steht es ihm nicht frei, selbst sein Mädchen zu wählen. Hoffentlich ist sie hübsch.“ Hoffentlich hat sie eine Warze auf der Nase und einen Buckel – flüstert die böse Stimme in meinem Kopf. „Ich muss jetzt los. Ach, bevor ich es vergesse – könntest du ins Dorf gehen und Hufeisen kaufen? Die Pferde gehören wieder neu beschlagen.“ Wieder nicke ich und trete zurück.
Den ganzen Weg ins Dort male ich mir aus, wie hässlich sie sein könnte. Hey, das macht Spaß. Ja – das ist gemein, aber ich weiß auch nicht – irgendwie bin ich jetzt schon eifersüchtig auf sie.
Das ist alles so verrückt. Manchmal glaube ich, ich bin in Nick verliebt, aber dann baut er irgendwie wieder Mist. Ich meine, er hat mich echt in der Kirche zurückgelassen. Auch wenn ich nicht die war, nach der er gesucht hatte, hätte er mir zumindest helfen können.
Lennox hat mir erzählt, Nick ist in meiner Welt aufgewachsen. Schon als Kind konnte er so gut zaubern, dass seine Eltern befürchteten, er könnte von der Inquisition entlarvt werden. Er studiert hier sozusagen bei Lord Thalis und kennt die hier herrschenden Gebräuche. Hier gibt es noch echte Gentlemen. Und ein Gentleman hätte eine Frau niemals ihren Entführern überlassen. Eins steht fest, mein zukünftiger Freund muss auf jeden Fall Manieren mitbringen und an denen mangelt es Nick eindeutig.
Meine Hoffnung, einen Prinzen zu finden, schwindet mit jedem stinkenden Frosch, der mir im Dorf entgegenkommt. In Sachen Körperhygiene sind die noch Lichtjahre von einer kultivierten Zivilisation entfernt. Die meisten Jungs, an denen ich vorbeikomme, pfeifen mir hinterher und lassen anzügliche Kommentare ab, die mich innerlich würgen lassen. Zumindest das haben sie mit den New Yorker Jungs gemeinsam. Hier gibt es aber erstaunlich viele muskelbepackte Holzköpfe, die breitbeinig einen auf Teenie-Highlander machen.
Ich rolle mit den Augen, als mir einer von dieser Gattung den Weg versperrt. Sein Name ist Atok. Er ist
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