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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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aus der Wohnung. Das verborgene Messer, das er mir an die Seite hält, soll mich wohl daran erinnern, dass dies eine Illusion ist. Ich bin noch immer wie berauscht und kann kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Das scheint Beliar jetzt auch erkannt zu haben. Kurzerhand hebt er mich in seine Arme und trägt mich zum wartenden Taxi. Kühle Luft schlägt mir draußen entgegen. Meine Hand krallt sich an seine Brust. Wieso ist er einer von ihnen? Wieso nur?
    „Na, gehen die jungen Leute heute noch auf eine Party?“ Niemand antwortet dem Taxifahrer, der mich immer wieder durch den Rückspiegel ansieht. Beliar scheint es bemerkt zu haben, presst mich enger an sich und legt sich meinen Arm um seine Brust, sodass ich meinen Kopf an ihn lehnen muss. Mein Mantel rutscht herab und entblößt erneut meine Schulter. Beliar korrigiert es sofort.
    Nichts hätte ich mir vor ein paar Stunden mehr gewünscht, als mich schutzsuchend an ihn zu kuscheln. In Gedanken habe ich immer wieder seinen Namen gerufen, als mich der Typ mit der Waffe bedroht hat. Habe gefleht, dass er kommt und mich rettet. Ich bin so naiv. Wahrscheinlich lachen sie hinterher über mich. Beim Gedanken an das, was mich erwartet, beginne ich stärker zu zittern. Die Bemerkung von Lord McConnor über die Stute, die erst noch gezähmt werden muss, wird mir bewusst und meine Tränen beginnen bereits in Beliars Nacken zu laufen. Ich weiß auch nicht, normalerweise heule ich nicht so schnell, aber ich bin vollkommen fertig. Der Alkohol in meinem Körper trägt noch seinen Teil dazu bei. Ich fühle mich total mies.
    Ohne es zu wollen, balle ich die Fäuste und kralle mich somit in seine Brust. Beliar nimmt meine Hand in seine, wahrscheinlich damit es der Taxifahrer nicht mitkriegt. Mein Atem geht stoßweise. Beliar zieht mich näher an sich heran. Seine Finger streicheln mir sanft über die Wange. Natürlich verbirgt sich hinter seinen Liebkosungen nur der Zweck, mir die Tränen von den Wangen zu wischen. Ich ertrag das keine Sekunde länger. Seine gespielten Zärtlichkeiten brennen förmlich auf meiner Haut.
    Als das Taxi in der Nähe des Stadtparks hält, zieht mich Beliar mit sich aus dem Wagen. Krampfhaft fülle ich meine Lunge mit frischer Luft, reiße mich von ihm los und gehe in die Knie. Meine Hände graben sich in mein Haar, während ich mich zusammenkauere. Hör auf, ihn zu lieben, sage ich mir immer wieder. Er hat dich verraten.
    „Steh auf“, fordert Junus rechts neben mir. Ich kann nicht zulassen, dass sie mich wieder zurückbringen. Im nächsten Moment schleudere ich ihm Erde ins Gesicht, werfe Beliar meinen Mantel an den Kopf und sprinte davon. Gut, dass die Nähte des Kleides nicht fest sitzen. Es war ein Leichtes, sie aufzureißen, als ich vorhin in die Knie gegangen bin, damit ich jetzt Beinfreiheit habe.
    Der Alkohol in meinem Blut und die draus resultierenden Nachwirkungen lassen mich immer wieder straucheln. Schon nach ein paar Metern hat mich Beliar eingeholt, der mich von hinten festhält, während ich wie wildgeworden strample. Das Ganze wird ihm dann doch zu bunt, denn er stößt mich zu Boden. Schnell drehe ich mich auf den Rücken, um mit meinen Beinen nach ihm treten zu können, doch er hat den Angriff kommen sehen und wehrt ihn ab. Er hat sich auf die Knie fallenlassen und fixiert meine Beine. Meine, nach ihm schlagenden, Hände wehrt er ebenso mühelos ab. Mit dem Band in seinem Haar, bindet er mir die Handgelenke zusammen. Immer wieder bäume ich mich unter ihm auf, doch er ist einfach zu stark.
    „Es ist sinnlos, sich zu wehren.“ Ist es nicht, du gemeiner Kerl.
    Sein Blick verharrt kurz an meiner linken Brust, die durch den Kampf unter dem bisschen Stoff hervorgerutscht ist. Das macht mich so wütend, dass ich mich noch mehr wehre. Vergeblich, denn er schafft es auch meine Fußgelenke zusammenzubinden, zieht mich hoch und schlägt mich über seine Schulter. Wieder einmal kann ich nur tatenlos dabei zusehen, wie mich jemand gegen meinen Willen abtransportiert.
    Ich bin am Ende meiner Kräfte, als mich Beliar in Junus‘ Arme übergibt. Was wollen wir hier im Stadtpark? Ich kann weit und breit keinen Steinkreis erkennen.
    Beliar beginnt plötzlich unsichtbare Zeichen in die Luft zu malen.
Nein
. Das ist nicht möglich. Niemals – er ist Schmiedgeselle, kein Hexer. Bevor ich den Gedanken zu Ende denken kann, falle ich bereits in die Tiefe.
    Bruchstückhaft bekomme ich mit, dass ich auf ein Pferd gehoben werde. Jemand zieht mich an

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