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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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schlafen. Vor allen Dingen ist mir sein schweißnasser Körper, an den er mich gedrückt hält, nur allzu bewusst. Er ekelt mich irgendwie an, aber ich habe unsagbares Glück, dass er wohl kein Interesse an mir hat.
     

    Man hat mir Kleider gegeben, die meinen Status hier auf der Burg offen zeigen. Ich bin die Hure des Sohns des Burgherrens. Also zumindest spielen wir es seinem Vater vor. Dementsprechend trage ich nur eine Korsage, über die ein durchsichtiger Stoff mit V-Ausschnitt geschlagen ist. Wenn sie mir Junus zu locker schnürt, korrigiert es sein Vater. Das erste Mal hat er mir die Luft so abgeschnürt, dass ich keuchend zu Boden gegangen bin. Seitdem schnürt sie Junus für mich fester. Meine Brust quetscht sich unnatürlich weit heraus, was mir total unangenehm ist. Auch das Tuch, mit dem ich es verbergen wollte, hat mir Lord McConnor abgenommen. Mein Rock ist hoch geschlitzt und zeigt beim Gehen mein halbes Bein. Das wär sogar in meiner Welt aufreizend und wir sind ja in der Hinsicht schon etwas lockerer.
    Die Blicke der Männer ignoriere ich. Junus hat ihnen klargemacht was passiert, wenn sie mich berühren. Die Worte wiederhole ich jetzt lieber nicht. Vor ihnen muss ich mich nicht fürchten. Nein, es gibt nur einen, der mir hier gefährlich werden kann. Lord McConnor hat ein Auge auf mich geworfen. Er verbirgt es nicht einmal. Bei jeder Gelegenheit macht er unpassende Anspielungen. Wäre da nicht diese ständige Angst vor ihm, würde es mir hier gar nicht mal so schlecht gehen.
    Junus hat bemängelt, dass ich ihm zu dünn sei, deshalb bekomme ich eine größere Essensration. Er behandelt mich gut, haucht mir sogar beruhigende Worte ins Ohr, wenn mich sein Vater wieder einmal in meinen Alpträumen heimsucht und ich aus dem Schlaf hochschrecke. Jede Nacht schlafen wir nackt aneinander gekuschelt in einem Bett. Natürlich nur für den Fall, dass uns sein Vater überrascht, was schon oft vorgekommen ist. Auch das Zimmer bewohne ich mit Junus zusammen. Ich habe mich bis jetzt nicht getraut, ihn zu fragen, ob er tatsächlich schwul ist. Die sind hier sicher nicht ganz so aufgeschlossen, wie in meiner Zeit. Ich nehme es aber stark an. Es ist komisch, aber obwohl er mich zweimal gewaltsam in diese Welt verschleppt hat, vertraue ich ihm. Vielleicht ist das schon das Stockholm Syndrom, wo man sich in den Entführer verliebt. Nein, mit absoluter Sicherheit kann ich sagen, dass ich nicht in Junus verliebt bin.
     

    Heute darf ich das erste Mal alleine Besorgungen machen. Die Burg von Lord McConnor liegt in der Nähe von Lord Thalis‘ Burg. Daher kenne ich das Dorf schon, in das ich mich gerade aufmache. Auf dem Weg dorthin fühle ich mich, als würde das Wort Hure auf meiner Stirn tätowiert stehen. Das Wappen des Burgherrn prangt an mir wie ein Brandzeichen. Es schützt mich vor den Dorfbewohnern, die wissen, dass mein Herr das Oberhaupt des Ordens ist. Und mit dem Werkzeug der Inquisition legt sich niemand an.
    Lord McConnor hat mir verboten, meine Haare in einen Zopf zu flechten. Das ist ebenfalls ein Zeichen, das meinen Status unübersehbar unterstreicht.
    Selbst Atok, der Fischerjunge, geht auf Abstand, als ich seinen Stand passiere. Vorbei ist die Zeit, in der er mich mit seinen Komplimenten überschüttet hat.
    Das Schlimmste ist. Von Weitem erkenne ich Beliar unter den Schmiedgesellen. Selbst seine Gegenwart scheine ich auf meiner Haut zu spüren. Natürlich zeige ich ihm nicht, dass ich total verletzt bin. Im Gegenteil, die Wut auf ihn spornt mich geradezu an. Stolz strecke ich die Schultern durch und schreite auf die Werkstatt zu, als wäre ich die verdammte Königin von Irland.
    Mit keinem Blick würdige ich Beliar, der das Hämmern eingestellt hat und mich anglotzt – was ich aus dem Augenwinkel erkennen kann.
    „Ah, wen haben wir denn da. Das ist ja ein tiefer Fall, von der Sklavin, zur Hure“, spottet der Schmied. Ich bin keine Hure, ich seh bloß so aus, du Idiot.
    „Wie viel verlangst du für deine Dienste Mädchen oder gibst du dich umsonst her?“ Bleib ruhig, er hat den Verstand eines Mäuserichs. „Komm her, setzt dich auf meinen Schoß. Ich zeig dir mal, was ein richtiger Prügel ist.“ Der Vollidiot hat den Fehler begangen, mir an die Brust grapschen zu wollen. Wütend schlage ich seine Hand weg, bevor er mich erwischen kann. Ärgerlich weiche ich vor ihm zurück. Das hält ihn nicht davon ab, nochmal eine Grapschattacke zu starten. Jetzt reichts. Ich sprinte auf ihn zu. Er lacht

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