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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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hatten. Dort gab es eine Schule bis zur sechsten Klasse, obwohl sie nur siebzehn Schüler hatte. Falls sie die notwendigen Instrumente bringen könnten, würde die Zahnpflegerin die Schüler und jeden anderen behandeln, der Zahnprobleme hatte. Aus diesem Grund machten sie einen Umweg von zweihundert Meilen.
    Armbruster lag an den Ufern eines träge dahinfließenden Flusses, über den das Geäst von hohen Bäumen wuchs. Cassie fand, sie hätte in diesem Teil der Welt noch keinen idyllischeren Weiler gesehen. Die Felsen am Flußufer waren geriffelt und farbenfroh; Kinder planschten im Wasser, und Frauen wuschen auf den Steinen ihre Kleider. Es gab nur einen Lehmweg, der in die Ortschaft führte, doch es gab zwei Dutzend Häuser. Sie sahen alle gleich aus und unterschieden sich nur dadurch, daß in jedem Garten andere Blumen wuchsen. Bananenbäume, Papayas, Mangos und Grapefruits waren in den Hinterhöfen gepflanzt, und auf den Feldern hinter den Häusern wurde Baumwolle angebaut. Es gab eine Gemischtwarenhandlung, die von einem zahnlosen Mann geführt wurde. Das Geschäft gehörte zwar nicht zu der Ladenkette von Teakle and Robbins, doch er sagte, daß er die meisten seiner Waren von Jim Teakle erwerbe. Ein anderer Mann war der Besitzer der Tankstelle, die nichts weiter als eine einzige Zapfsäule auf dem Platz neben dem Laden war. Gegenüber befand sich der allgegenwärtige Pub, ohne den keine Ortschaft in ganz Australien denkbar war.
    »Sie wird um die Mittagszeit kommen«, sagte Terrence Quirk, der Besitzer des Pubs, als sie nach der Zahnpflegerin fragten. »Sie kommt in die Stadt geritten, und sie wohnt fast zwölf Meilen außerhalb.«
    Er lud sie ein, auf »einen Schluck Tee« in den Pub zu kommen, solange sie warteten. Der Tee war ihnen gerade erst serviert worden, als Cassie aufblickte und in der Tür die schönste Frau stehen sah, die ihr je begegnet war. Sie war winzig, hatte langes schwarzes Haar und trug Jeans, ein weites Herrenhemd, einen Stetson und Stiefel mit hohen Absätzen, mit deren Hilfe sie es auf gut einen Meter fünfundfünfzig brachte. Sie hatte olivfarbene Haut und mandelförmig geschnittene Augen.
    »Das ist sie«, sagte Quirk.
    Die orientalische Schönheit kam auf Sam und Cassie zu und hielt ihnen die Hand hin. »Ich bin Tina O’Keefe.« Sie lächelte, und ihre Zähne setzten sich blendend weiß gegen die goldene Haut ab.
    Sie setzte sich und bestellte Kaffee. »Es ist sehr nett von Ihnen, nur wegen dieser Instrumente einen so weiten Umweg zu machen.« Sie nahm die Kiste mit den zahnärztlichen Instrumenten und warf einen Blick hinein. Ihr Englisch war tadellos. Cassie wußte nicht, was sie erwartet hatte.
    »Sind Sie neu hier in der Gegend?« fragte Sam.
    »Ja, sozusagen«, sagte sie. »Ich bin in Darwin aufgewachsen.« Als sie das Erstaunen auf Cassies Gesicht sah, lachte sie und sagte: »Ja, ich weiß. Sie vergessen, daß es dort viele Chinesen gibt, nicht wahr? Mein Urgroßvater ist während des Goldrauschs Mitte der achtziger Jahre hergekommen, und daher bin ich Australierin der vierten Generation.«
    »Tina? Das ist kein orientalischer Name, oder doch?«
    »Nein«, sagte sie und trank von ihrem Kaffee. »Aber meinem Mann hat es Schwierigkeiten bereitet, meinen chinesischen Namen auszusprechen. Daher haben wir einen Kompromiß geschlossen und uns auf Tina geeinigt.«
    »O’Keefe«, sagte Sam. »Sie sind mit dem Iren O’Keefe verheiratet?«
    »Seit knapp einem Jahr«, sagte Tina. »Sie kennen ihn?«
    »Ich bin während des Kriegs zusammen mit ihm geflogen. Ich heiße Sam Vernon.«
    Tina strahlte über das ganze Gesicht. »Über Sie weiß ich Bescheid. Ihr beide habt gemeinsam den Krieg gewonnen!«
    »Genau das sind wir«, sagte Sam grinsend. »Ein derart verwegener Mann ist mir kein zweites Mal begegnet.«
    »Dasselbe sagt er über Sie. Zu schade, daß er nicht zu Hause ist, denn sonst würde ich Sie zum Abendessen mitnehmen.«
    »Wo ist er?«
    »Tja, wir schlagen uns eben mühsam durch«, sagte Tina. »Er ist Viehtreiber, aber im Moment ist er drüben bei den Kimberleys. Er nimmt jeden Job an, den er bekommen kann. Er ist jetzt seit knapp einem Monat dort, und wahrscheinlich wird er erst in drei bis vier Wochen wieder nach Hause kommen.«
    »Und er läßt Sie ganz allein?« fragte Cassie.
    »Wenn er das nicht täte, müßten wir den Betrieb aufgeben, den wir zu gründen versuchen, obwohl es scheint, als hätte der Marktwert von Rindern seinen Tiefstand erreicht. Er hat eine richtige

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