Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Hinweis auf eine Verbindung zwischen den beiden vermissten Wanderinnen und ihrer Liste mit Verdächtigen gefunden. Überall lagen Papiere: auf der Couch, auf den Tischen, auf dem Bett. Elaina hatte ihre Honeymoonsuite in ein riesiges Arbeitszimmer verwandelt – das einzig Sinnvolle bei diesem Übermaß an Quadratmetern. Vier Stunden gemeinsamer Recherche lagen hinter ihnen. Der Detective war in sein Hotelzimmer im ersten Stock gegangen, um seine Mails zu checken. Elaina kämpfte sich weiter durch den Papierberg.
Sie rieb sich die Augen. Die Aussage einer Studienkollegin eines der vermissten Mädchen lag vor ihr. Ein Police Officer aus San Marcos hatte sie aufgenommen. Die Vermisste wäre gern gewandert, geklettert und Mountainbike gefahren. Auch hätte sie oft Tagestouren allein unternommen. So stand es im Protokoll.
War das klug gewesen? Nein. Von einer Einserstudentin hätte man mehr Weitblick erwarten können. Doch viele junge Menschen hielten sich für unbesiegbar, unverwundbar. Das hatte Elaina beim Studium der Mordfälle, bei denen Jugendliche die Opfer waren, herausgefunden. Die Verbrechen, von denen in den Nachrichten berichtet wurde, passierten immer nur den anderen, nie ihnen selbst. Sie standen kurz vor dem Universitätsabschluss und hatten das ganze Leben noch vor sich. Und das Glück war immer auf ihrer Seite gewesen.
Bis es sie eines Tages im Stich ließ.
In dem Bericht des Officers fanden sich keine Hinweise auf Hightechschatzsuche, keine Hinweise auf Computerspiele, keine Hinweise auf ein GPS -Gerät, das das Opfer bei seinen Wanderungen benutzt haben könnte. Hatte sie bei ihrer letzten Wanderung nach einem cache gesucht? Oder wollte sie einfach nur die Landschaft genießen? Vielleicht war sie dem Täter zufällig begegnet, und der hatte ihre Leiche später in der Nähe eines cache versteckt.
Viel wusste Elaina noch nicht. Aber dass der Killer sein Morden als Spiel verstand, davon war sie überzeugt. Sieben Frauen waren tot. Vielleicht sogar mehr. Bei dem Gedanken, dass sie den Kerl noch nicht geschnappt hatten, stieg leise Wut in ihr hoch.
Es klopfte an der Tür. Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. Das könnte Ric sein, der sich zum Aktenstudium zurückmeldete. Es könnte aber auch Troy sein.
Elaina stand vom Bett auf und lugte durch den Türspion.
Es war Brenda.
Sie schob den Riegel zurück und öffnete die Tür.
»Jetzt geht’s rund!« Brenda strahlte sie an. Sie stand mit einem Silbertablett vor ihr, auf dem ein Teller mit Erdbeeren – in Schokolade eingetaucht –, ein Schälchen Schlagsahne und eine Flasche Champagner standen.
»Ich glaube, Sie haben sich in der Zimmernummer geirrt.«
Unbeeindruckt betrat Brenda das Zimmer, suchte nach einem freien Platz für das Tablett, das sie schließlich auf der Minibar abstellte.
»Das ist unser Champagner-Wohlfühlservice«, verkündete sie stolz. »Er gehört zu unserem Honeymoonpaket dazu. Ich wollte Sie schon die letzten Abende damit verwöhnen, aber da waren Sie ja leider immer außer Haus.«
Brenda wusste also auch Bescheid. Über sie und Troy. Der Klang ihrer Stimme hatte sie verraten. Warum aber brachte der Herr, der seinen Mund nicht halten konnte, den Champagner nicht persönlich vorbei? Warum versteckte er sich hinter dem Hotelpersonal?
»Ich bin nicht in den Flitterwochen«, sagte Elaina.
»Das weiß ich doch . Aber was hindert Sie daran, den Wohlfühlservice in Anspruch zu nehmen?« Sie lächelte. »Er ist im Zimmerpreis enthalten.«
»Aber ich dachte, dass …« Mias und Alex’ Worte fielen Elaina wieder ein, und sie hielt den Mund.
»Sollen wir Ihr Zimmer für die Nacht bereiten?« Brenda blickte zu dem Bett, das von Papieren überquoll.
»Das wird nicht nötig sein. Danke.« Elaina zwang sich zu einem Lächeln, während sie Brenda hinauskomplimentierte.
Sofort rief sie Troy an.
»Champagner und Erdbeeren. Findest du das spaßig?«
»Wie bitte?«
»Ich bin zwar in der Honeymoonsuite«, sagte sie. »Aber komischerweise glaubt das Hotelpersonal, dass ich auch den vollen Honeymoonpreis bezahle.«
»Man hat dir Champagner aufs Zimmer gebracht?«
»Ja!«
»Und darüber beklagst du dich?«
»Ja! Ich habe dir nicht erlaubt, mein Hotelzimmer zu bezahlen. Ich habe dir auch nicht erlaubt, meine Labortests zu bezahlen. Was willst du mir damit beweisen?«
»Nichts«, sagte er.
»Troy, ich brauche dein Geld nicht. Und was mache ich jetzt mit der Schlagsahne, dem Champagner und den Erdbeeren?«
»Da fiele mir
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