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Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Titel: Wer fuerchtet sich vor Stephen King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Gefühl des Unbehagens. Wieso benimmt Bobbis Hund sich so seltsam, wieso löst er beim Tierarzt eine Panik aus? Doch dann gräbt und gräbt Bobbi, und auch die Parallelhandlung um den alkoholkranken Dichter Jim Gardener hat nur anfangs Sog, und irgendwann quält sich das gemeinsame Graben dahin, und der Leser muss das Unfassbare in Betracht ziehen: Sollte Stephen King tatsächlich ein langweiliges Buch geschrieben haben?
    Der zweite Teil, „Haven“, beschreibt anscheinend unerklärliche Vorfälle in jener kleinen Stadt in Maine, in der Bobbi und Jim graben und graben. King verzettelt sich hier in eine Vielzahl von Mosaikhandlungen, die aber nie (wie in ES) ein schlüssiges Gesamtbild ergeben und dem Leser verdeutlichen, was er eh schon weiß: Hier stimmt was nicht. Den Leuten fallen die Zähne aus, sie machen die absonderlichsten Erfindungen, Jesusbilder sprechen, ein Junge lässt seinen kleinen Bruder verschwinden, eine Frau begeht Selbstmord, um nicht so zu werden wie die anderen. Nur teilweise gelingen King seine treffenden Charakterzeichnungen, deren Reiz bislang darin bestand, dass der Leser sich wiedererkannte und voller Schrecken feststellte: Unter gewissen Umständen könnte ich genauso reagieren.
    Im dritten Teil, der sich den „Tommyknockers“ widmet – ein Begriff aus einem Abzählreim, der hier für den Schrecken an sich steht –, treibt King die Handlung etwas zielstrebiger voran. Gardener erkennt, dass die Außerirdischen aus dem Raumschiff in der Erde eine Bedrohung darstellen und die gesamte Stadt mit (fast) allen Einheimischen unterwandert haben. Bevor die Kavallerie kommt, hat er allerdings schon die übernommene Bobbi Anderson getötet und sich – nach ein paar weiteren überflüssigen Parallelhandlungen – in das Raumschiff zurückgezogen, das daraufhin startet. Jim stirbt, viele Bewohner Havens begehen Selbstmord, und am Ende steht das reinigende Feuer, das King schon seit CARRIE emsig bemüht.
    Immerhin: Der kleine Junge, den sein Bruder verschwinden ließ, wird gerettet – der letzte Versuch, einen Sinn in einen dramaturgisch verkorksten Höhepunkt zu bringen.
    DAS MONSTRUM – oder TOMMYKNOCKERS, denn dieser Titel ist zwar unübersetzbar, aber besser – steht erneut für Kings ureigene Beschäftigung mit der Angst. Mit diesem Roman versucht der Autor, die Ängste zu verarbeiten, die die SF-B-Movies der fünfziger Jahre in ihm auslösten, als McCarthy hinter jeder Wodka-Reklame eine russische Verschwörung witterte. Allzu oft geriet damals eine Kleinstadt mit aufrechten Amerikanern in den Bann bösartiger Außerirdischer, die die Welt, die Demokratie, auf jeden Fall aber den american way of life vernichten wollten.
    Was zwischen dem TALISMAN und ES noch funktionierte – erneut die unschuldige Phantasie gegen das absolute Böse antreten zu lassen –, funktioniert zwischen ES und den TOMMYKNOCKERS nicht: eine Kleinstadt als in sich geschlossenen Mikrokosmos zu schildern. Kings Vorzug war es, auf zweihundert Seiten spannend zu erzählen, ohne dass dabei Großartiges geschieht; man denke an CHRISTINE oder DAS LETZTE GEFECHT. Kings Vorzug war es, eine interessante Geschichte mit glaubhaften Personen, in denen der Leser sich wiedererkennt, kurz und bündig abzuspulen; man denke an CUJO. All diese Vorzüge fasst sein Meisterwerk ES zusammen, an dem sich jeder nachfolgende King-Roman messen lassen muss. Weder DIE AUGEN DES DRACHEN noch SIE und schon gar nicht DAS MONSTRUM werden diesem Anspruch gerecht. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass die Erwartungen des Lesers nach ES zu hoch waren, doch mit Sicherheit werden bei diesem Roman auch gewisse Ermüdungserscheinungen deutlich, die auch King selbst erkannte. Die Leser wollten nicht glauben, dass die anscheinend unerschöpfliche Quelle versiegt war, doch King erklärte selbstkritisch, jetzt erst einmal eine längere Ruhepause einlegen zu wollen.

„Ich begann als Schriftsteller und sonst nichts. Ich wurde zu einem beliebten Schriftsteller und habe herausgefunden, dass ich zumindest in der Modellbaulandschaft des Buchgeschäfts zu einem Bestsellersaurus Rex gewachsen bin – zu einem großen, schwankenden Buchungetüm, das man liebt, wenn es Geld scheißt, und hasst, wenn es Häuser zertrampelt. Ich begann als Geschichtenerzähler; irgendwann unterwegs bin ich auch zu einer Wirtschaftsmacht geworden.“
    „On the Politics of Limited – Part II“, Castle Rock: The Stephen King Newsletter , 1985
    Nachdem die zahlreichen King-Fans

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