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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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unsinnig einen sterbenden Mann binden zu müssen. Aber was war schon sinnvoll an einem Krieg? Ich musste trotzdem tun, was zu tun war, biss die Zähne zusammen und zog weiter an seinen Fesseln, um ihm seinen Bewegungsspielraum zu nehmen.
    Ein kurzer Windhauch vertrieb den beißenden Gestank des Sterbenden, oder aber ich ertrug den Geruch einfach besser, hatte mich angepasst und stank ebenfalls erbärmlich. Bei dem ganzen Elend hier auf dem Schlachtfeld wurde das sowieso immer weniger wichtig. Das Weinen und Wehklagen erwachsener Männer war nach den vielen Stunden eine Tortur für meine Nerven und ich so erschöpft, dass ich nicht in der Lage war meine Ohren, meine Nase oder meinen Mund zu bedecken. Mein Tuch hatte ich irgendwann im eisigen Wind verloren ... so wie meinen Blick für Wichtiges.
    Die Hände dieses Mannes erschienen mir mit einem Mal überdimensional groß und die Bürde des Bindens schwerer als bisher. Den starren Blick konnte ich kaum ertragen. Wie bei den anderen war er leer und ohne Hoffnung. Lediglich der viele Schmutz in seinem Gesicht unterstrich das ungewöhnlich klare Blau seiner Augen.
     
    Jemand rüttelte an Emmis Schultern .
    „Hallo! Aufwachen!“, forderte der Bibliothekar unwirsch und rüttelte weiter. Emmi blinzelte und wunderte sich, dass sie überhaupt während der Arbeit eingeschlafen war. Selbst nach durchzechten Nächten war ihr das noch nie passiert.
    „Schwäche ist der Tod jeder Disziplin“, hatte ihr Großvater ihr stets eingebläut und damit so einen richtig schönen Knaller fürs Leben mitgegeben. Manche seiner Dogmen konnte sie nicht mehr aus dem Kopf verbannen, waren wie eingebrannt. Seine Regeln funktionierten in ihrem Gehirn weiter, als hätte er ihr einen Computerchip eingepflanzt, der vollgespeichert war mit seinen Wichtigkeiten.
    Endlich hörte der lästige Kerl auf zu rütteln und ließ sie erst einmal zur Besinnung kommen. Verschlafen fuhr sich Emmi übers Gesicht.
    Eingeschlafen! Und in den gleichen Traum abgetaucht! Wie ein Fernsehfilm nach einer Werbepause war er kurz zurückgespult worden und hatte danach mit der gleichen Handlung fortgesetzt. Auch dieses Mal war sie in diese andere Zeit getaucht und hatte ein fremdes Leben gelebt. Das Zurückspulen selbst verstand sie nicht, machte sie sogar ein wenig ärgerlich auf ihr Unterbewusstsein. Sequenzen doppelt zu sehen, war öde und nur für Idioten, die sich nicht mal nach einer kurzen Unterbrechung die Handlung merken konnten. Sie aber war keine Idiotin! Wieso also spulte ihr persönliches Sandmännchen zurück? Außerdem hatte sie noch nie davon gehört, dass Träume in ihrer Handlung einfach fortfahren konnten. Wiederholungen von Träumen waren ja bekannt, wenn ein Thema ganz besonders plagte, aber Serien? Hatte schon jemals jemand in Serien geträumt?
    Müde gähnte sie und streckte sich, während der Bibliothekar ungeduldig neben ihr stand und ein finsteres Gesicht machte.
    „Ich schließe in einer Stunde. Also wenn Sie noch lesen wollen, bitte, dann tun Sie das. Aber es wird nicht geschlafen!“
    „Ist gut, Entschuldigung!“, erwiderte Emmi und fragte sich, warum er gar so übertrieben reagierte. Ein kleines Schläfchen in der Lesezone konnte schließlich nicht ganz so schlimm sein, wie Lärm.
    „Sie sprechen im Schlaf!“, erklärte der Mann, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Außerdem ist dieses Buch zu wertvoll um mit Make-up, Spucke oder anderen, menschlichen Absonderungen verschmutzt zu werden.“ Und das begriff Emmeline sofort.
    „Ich habe nicht gesabbert“, empörte sie sich, während der Mann bereits näher kam, um das Buch zu kontrollieren. Offenbar verkniff er es sich gerade noch eine Lupe zu zücken. Doch Emmis Lippen waren trocken und das Buch sowieso unbeschädigt, also beruhigte sich der gestrenge Herr auch wieder.
    „Okay, aber gesprochen haben Sie und zwar ziemlich laut. Also bitte: Bleiben Sie munter, sonst müssen Sie gehen!“, forderte er und Emmi verbiss sich einen dummen Kommentar.
    „Gut, versprochen“, antwortete sie stattdessen, straffte ihre Schultern und stürzte sich erneut in ihre Arbeit sobald der Mann endlich gegangen war. Die noch verbleibende Stunde wollte sie bestmöglich nutzen und morgen gleich weiter in diesem Buch recherchieren. Darin waren so viele unterschiedliche und interessante Dinge angeführt, dass sie ganz besonders darauf achten musste, nicht zu viel Zeit mit unwichtigen Informationen zu vertrödeln.
     
    S päter zeigte ihr ein Blick auf die

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