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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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will ich auch nicht hoffen.“
    „Ernsthaft, Cameron ist ein guter Junge. Und das sage ich nicht nur, weil er mein Neffe ist. Er probiert gerne neue Sachen aus, hat seinen Weg noch nicht gefunden. Er ist ein ruheloser Geist. Deshalb war er schon in den unterschiedlichsten Jobs tätig: als Leichenwäscher, Aktmodell, Kurierfahrer, Türsteher, Kinokartenabreißer und Eisverkäufer. Aber eines Tages wird er seine Berufung finden, da bin ich mir sicher. Es kann ja nicht jeder so ein Naturtalent sein wie du, Lindsay.“
    Elliots Lob machte mich ganz verlegen. Doch es tat natürlich gut, vor allem in meiner jetzigen Lage. Und ich hatte wirklich nie etwas anderes werden wollen als Künstlerin. Meine Eltern waren davon nicht begeistert gewesen, aber ich konnte mich durchsetzen. Sie würden sicher sehr stolz sein, wenn sie von dem Stipendium erfuhren. Momentan mussten sie ja glauben, dass ihre einzige Tochter eine Mörderin war.
    Dieser Gedanke tat mir weh. Vielleicht konnte ich Mom und Dad später von einer Telefonzelle aus anrufen. Die Polizei hatte garantiert schon mit ihnen Kontakt aufgenommen und hörte ihr Telefon ab. Jedenfalls war das in den Fernsehkrimis immer so.
    Wahrscheinlich spürte Elliot, dass ich Trübsal blies. Jedenfalls schleifte er mich von der Küche hinüber in sein Atelier und zeigte mir seine neuesten Metallskulpturen, um mich abzulenken. Ich staunte immer wieder, was er aus altem Schrott so alles machen konnte. Das hatte mich schon in meinem Praktikum beeindruckt. Der alte Bildhauer schaffte es wirklich, mich etwas aufzuheitern. Als Cameron von seinem Shopping-Trip zurückkam, ging es mir schon etwas besser.
    Camerons Ausbeute bestand aus einem giftgrünen Secondhand-Minikleid, einer schwarzen blickdichten Strumpfhose, Tennisschuhen in der gleichen Farbe, einer sandfarbenen Kunstlederjacke und als Krönung eine tomatenrote Perücke.
    „Toll“, sagte ich mit verhaltener Begeisterung. „Damit bin ich aber nicht gerade unauffällig.“
    „Ich weiß“, gab Cameron unbeeindruckt zurück. „Aber solange du auf der Flucht bist, musst du deinen unscheinbaren Style vergessen. Ich wette, dein Kleiderschrank ist voll von Sachen, die einer grauen Maus alle Ehre machen würden. Die Bullen rechnen damit, dass du weiterhin so gekleidet bist, also musst du das genaue Gegenteil machen. – Außerdem gefällst du mir viel besser, wenn du dich ein bisschen mehr aufbrezelst.“
    Hatte Cameron mir gerade durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er mich für eine graue Maus hielt? Ich wusste nicht, ob ich mich über seine Bemerkung ärgern sollte. Doch eigentlich tat ich das nicht, und zwar hauptsächlich wegen seines letzten Satzes.
    Außerdem gefällst du mir viel besser, wenn du dich etwas mehr aufbrezelst. Natürlich wollte ich Cameron beeindrucken!
    Also verschwand ich mit den neuen Klamotten in Elliots Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Wenig später kam ich wieder heraus und trat vor den großen Wandspiegel im Atelier, den der Bildhauer mal auf dem Sperrmüll gefunden hatte. Eine fremde junge Frau blickte mir entgegen. Okay, das Kleid stand mir wirklich gut. Es betonte meine schlanke Figur und meine Beine, die in der schwarzen Strumpfhose noch länger wirkten. Die knallrote Perücke war natürlich wirklich schrill – ich sah damit aus wie ein Manga-Fan auf dem Weg zu einer Science-Fiction-Convention. Aber ich musste zugeben, dass ich mir selbst überhaupt nicht mehr ähnelte. Selbst Inspektor Kennedy und Detective Sergeant Cynthia Edwards würden mich in meiner neuen Aufmachung wahrscheinlich nicht wiedererkennen.
    „Was sagt ihr?“, fragte ich, als ich den beiden Männern wieder unter die Augen trat. Elliot applaudierte einfach nur, und es kam mir vor, als sähe ich in Camerons Augen großes Interesse aufblitzen. Oder war das nur Wunschdenken von mir?
    „Dein Outfit ist spitze“, sagte Cameron. „Und jetzt lass uns losfahren. Wer weiß, ob Robert Cincade heute Abend noch auf die Piste will. Wir müssen ihn erwischen, bevor er das Haus verlässt.“
    Ich nickte. Eigentlich fürchtete ich mich davor, dem mutmaßlichen wahren Mörder gegenüberzutreten. Aber ich hatte ja unbedingt selbst an der Killerjagd teilnehmen wollen. Jetzt musste ich da durch.
    Zum Glück hatte ich ja Cameron an meiner Seite.

5. KAPITEL
    Vor Elliots Atelier parkte ein zerschrammter alter Vauxhall. Ich hatte Cameron noch nicht mal zugetraut, dass er sich eine solche Schrottkarre leisten könnte. Aber natürlich wusste ich es zu

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