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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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aufgegeben, irgendwann wieder herauszukommen.
    »Und jetzt?« fragte Zxerp. »Dir ist hoffentlich klar, daß sich die Dinge ganz schön verändert haben, seit wir da drinnen steckengeblieben sind.«
    »Und wessen Schuld war das wohl?« platzte es automatisch aus Prexz heraus – diese Frage hatte in über zwölfhundert Jahren hitziger Debatten nicht geklärt werden können, und kleinere Meinungsverschiedenheiten bezüglich der genauen Regeln des Spiels ›Koboldzähne‹ waren bei der Lösung dieses Problems auch nicht eben hilfreich gewesen. Aber Zxerp ließ sich einfach nicht kleinkriegen.
    »Ich meine«, fuhr Zxerp fort, »die Dinge haben sich bestimmt verändert. Zwölfhundert Jahre sind eine lange Zeit.«
    »So ein Quatsch!« widersprach Prexz völlig zu Recht. Schließlich sind chthonische Geister genau wie die Energiequellen, aus denen sie sich am Anfang der Welt entwickelten, praktisch unsterblich. Wie Licht und Elektrizität existieren sie ewig weiter, es sei denn, sie treffen auf irgendeinen unüberwindlichen Widerstand oder eine negative Kraft. Da sie aber aufgrund einer Laune der Natur den gleichen Bewußtseinsstand haben wie sterbliche Wesen, können sie durchaus der Langeweile zum Opfer fallen. Zxerp und Prexz bildeten da keine Ausnahme, als sie durch denselben Zauberbann eingesperrt worden waren, durch den auch für die Besatzung des Königs die Zeit stehengeblieben war. Es liegt im Wesen eines chthonischen Geistes, auf der Suche nach Magnetfeldern unsichtbar durch die Wasseradern der Erde zu fließen oder sich parasitenhaft von der elektrischen Ladung eines Gewittersturms zu ernähren; Gefangenschaft quält sie.
    »Und ob das eine lange Zeit ist, wenn man in einem Grab festsitzt und nichts anderes zu tun hat, als ›Koboldzähne‹ zu spielen«, beharrte Zxerp. »Ich glaube fast, du würdest am liebsten weiterspielen und …«
    Aber Prexz hörte ihm gar nicht zu und sagte: »Also gut, es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    Die zwei Geister saßen eine Weile schweigend da, als würden sie sich auf ein großes Abenteuer vorbereiten.
    »Richtig«, seufzte Zxerp. »Wenn wir gehen, dann gehen wir. Übrigens, wohin gehen wir?«
    »Weiß ich nicht. Die Welt liegt uns gewissermaßen zu Füßen.«
    »Prima. Ach, wart mal eben!«
    »Was ist denn?«
    »Soll ich das Spiel noch holen?«
    Prexz kratzte sich am Kopf. Einerseits war die Welt voll von neuen, aufregenden Dingen, die ein chthonischer Geist tun konnte: Elemente waren zu erforschen, in den Energieströmen der Magmaschichten konnte man eine Menge Spaß haben, und überall gab es statische Aufladungen zu trinken und Ultraschall zu essen. Auf der anderen Seite stand er kurz davor, das Spiel zu gewinnen.
    »Dann mach mal«, sagte er schließlich. »Wir können es genausogut mitnehmen.«
     
    »Wenn irgend jemand fragt«, flüsterte Hildy, »dann sind Sie der Chor der schottischen Nationaloper und unterwegs zur Probe für die Tannhäuser-Aufführung in Inverness. Ich werde etwas zu essen besorgen.«
    Sie hatte den Wagen in einer Nebenstraße in Thurso geparkt, ganz in der Nähe eines Fish’n’Chips-Ladens. Hildy ließ die Männer nur äußerst ungern allein zurück, aber ihre lautstarken Forderungen nach Essen waren langsam unerträglich geworden, und zu dieser nachtschlafenden Zeit hatten nur noch ein paar Imbißbuden mit Straßenverkauf geöffnet.
    »Vierzehnmal Dorsch und Pommes und vierzehn Dosen Bier«, murmelte sie vor sich hin, während sie die dunkle Straße hinauftrottete. Sie hoffte nur, daß sie genug Geld bei sich hatte, um alles bezahlen zu können. Aber bei drei Mahlzeiten am Tag fragte sie sich, wo das alles noch enden sollte. Ganz davon zu schweigen, daß sie für sämtliche Männer einen Schlafplatz finden mußte.
    Zur gleichen Zeit machte der Bannerträger im Kleinbus wie üblich Schwierigkeiten.
    »Woher wissen wir eigentlich, daß wir ihr trauen können?« fragte er. »Oder hat Freyja dir etwas über sie erzählt? Offensichtlich ist sie so eine Art Hexe. Oder wie kann es sonst angehen, daß sich dieses Ding ohne Ruder bewegt?«
    Der König schüttelte den Kopf. »Wir können ihr vertrauen. Allerdings scheint sie nicht sehr viel zu wissen. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich noch nicht.«
    »Also glaubst du, daß noch immer Gefahr droht?« wollte der Riese wissen, der sich hinten im Wagen fast im rechten Winkel vorbeugen mußte.
    »Natürlich droht Gefahr, Starkad Storvirksson«, entgegnete der König nachdenklich.

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