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Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
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Vorsorgepolitik feiern. – Bis heute beherrscht diese Lesart die öffentliche Diskussion, doch sie ist frei erfunden. Die Realität sieht anders aus: Die MKS -Impfung lief 1992 in der EU nicht etwa aufgrund des großen Erfolgs aus, sondern wurde aufgrund des wirtschaftlichen Drucks aus den USA verboten. Die Gründe, die die amerikanischen Experten dafür vorbrachten, waren für die Impfländer so blamabel, dass man sie vor der breiten Öffentlichkeit keinesfalls erörtern wollte.
    Die Maul- und Klauenseuche gehört zu den ansteckendsten Tierseuchen, die wir kennen, und wurde bereits im 16. Jahrhundert beschrieben. Ihr Erreger wurde 1898 von dem Mediziner Friedrich Loeffler und dem Bakteriologen Paul Frosch entdeckt. 15 Das zu den Picornaviren zählende MKS -Virus gehört auch in der modernen Ära der Veterinärmedizin zu den Erregern, die ein besonders großes Risiko für Nutztiere darstellen. 4 An MKS können Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen erkranken. Speichel und Milch, aber auch Lymphe und Fäkalien der Tiere sind infektiös, ebenso die Stallluft, und bei geeigneter Witterung wird das MKS -Virus über weite Strecken mit dem Wind verbreitet.
    Die Infektion verläuft bei erwachsenen Tieren nur selten tödlich und heilt normalerweise nach wenigen Wochen aus. Bei Jungtieren kann das Virus jedoch auch den Herzmuskel befallen, die Sterberate kann dann bis zu 70 Prozent betragen. Weil die Tiere wegen der sehr schmerzhaften lymphgefüllten Blasen im Maul, der sogenannten Aphthen, kaum fressen können, verlieren sie stark an Gewicht. Bei Kühen geht die Milchleistung zurück, und es kann zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen. Der wirtschaftliche Schaden ist daher häufig immens. Für den Menschen ist das MKS -Virus kaum infektiös; kommt es dennoch zu einer Ansteckung, so äußert sich dies in Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen und später unter Umständen durch Aphthen im Mund sowie an den Händen und Füßen, die in der Regel problemlos abheilen.

Von der Pflicht …
    In der Vergangenheit war es immer wieder zu großen Seuchenzügen gekommen, etwa in den Jahren 1920/21 und 1937/38. Nach dem Zweiten Weltkrieg wütete das Virus in Deutschland besonders schwer 1951/52, 1962 und 1965, die britischen Viehbestände litten vor allem 1966/67. Damals währte die Nutzungsdauer der Tiere länger, und die Immunität der Tiere hielt entsprechend lange vor. 28 Dennoch kam es Jahr für Jahr auf Tausenden von Höfen zu lokalen Ausbrüchen. Aus diesem Grund wurde 1966 gesetzlich verfügt, jährlich alle Rinder gegen MKS zu impfen. Einige europäische Nachbarländer, wie Belgien, Italien und Frankreich, folgten dem (deutschen) Beispiel, doch die Mehrheit der Staaten entschied sich dagegen.
    Mit Einführung der Impfpflicht kam die Seuche keineswegs zum Erliegen, sondern trat sogar gehäuft auf – bis einigen klugen Köpfen die enge zeitliche Korrelation zwischen Impftermin und Ausbruch der Infektion auffiel: Exakt drei Wochen nach der Impfung trat in den Rinderbeständen MKS auf. 31 Zudem war die Zahl von MKS -Ausbrüchen in Ländern, in denen kranke Tiere sofort getötet (gekeult) wurden, deutlich geringer als in Impfländern. Und zu allem Überfluss konnten die meisten Ausbrüche auf die Einschleppung aus einem der impfenden Länder zurückgeführt werden. 31
    Aus diesem Grund untersagten wichtige Abnehmerländer, darunter die USA , die Einfuhr von Fleisch aus impfenden Ländern. Und nicht nur das: Das Risiko einer MKS -Einschleppung als Folge der Impftätigkeit wurde so hoch eingeschätzt, dass die Amerikaner auch den Import aus Ländern verboten, die ihrerseits Fleischwaren aus impfenden Ländern wie Deutschland bezogen. Aus gutem Grund, denn das Virus lässt sich weder durch Austrocknung (luftgetrocknete Ware wie Bündnerfleisch) noch durch Kälte oder hohe Salzkonzentrationen beeindrucken. In Pökelware kann es bis zu 42 Tage lang infektiös bleiben, in Gefrierfleisch sogar 80 Tage. 37 Dieses Handelsverbot bedeutete für die deutsche Fleischwirtschaft hohe finanzielle Verluste. 32

… zum Verbot
    Die meisten MKS -Infektionen von Rindern waren eindeutig das Ergebnis der Impfungen. Der abgeschwächte (attenuierte) Impfstoff enthielt immer noch genügend infektiöse Viren, um die Seuche auszulösen. In Italien lösten die Impfungen 1984 beispielsweise einen landesweiten Seuchenzug aus. 10 Das Problem der «gesunden» Virusüberträger (s.o.) blieb natürlich ebenfalls bestehen. An zweiter Stelle stand das Entkommen von

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