Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
erkleckliches Zubrot sicherten – kein Wunder, dass die Mitgliederversammlung bayerischer Tierärzte noch zwei Jahre nach dem Impfverbot in einer Resolution heftig dagegen protestierte. Und die Veterinärämter konnten bei jedem Ausbruch darauf verweisen, dass doch alles getan worden sei, um den Schaden in Grenzen zu halten. Dass die Impfung die Seuche eher auslöste, als sie zu verhindern, wurde nicht thematisiert. 32
Auch internationale Organe wie die Welternährungsorganisation FAO sprachen sich zunächst für die Beibehaltung der Impfstrategie aus, saßen doch in ihren Reihen Vertreter aus Regierung und Wissenschaft, die am Aufbau der Impfpolitik mitgearbeitet hatten, und selbstverständlich auch Vertreter der Impfstoffindustrie (erinnert das nicht fatal an die so erfolgreiche Lobbyarbeit bei der Schweinegrippe?). Deutschland war denn auch das letzte EG -Land, das die Richtlinien zum MKS -Impfverbot umsetzte, hatten sich die Abgeordneten doch zunächst von Sachverständigen informieren lassen, die selbst an MKS -Impfstoffpatenten mitgearbeitet hatten. 32
Während in der Fachpresse über die verheerenden Folgen der MKS -Impfung berichtet wurde, blieben die Publikumsmedien seltsam stumm. So gut wie nichts über die Risiken des Impfstoffs und seiner Herstellung drang an die Öffentlichkeit. Als die MKS -Problematik durch den Ausbruch in England 2001 bei uns wieder aktuell wurde, war es daher kein Wunder, dass die deutsche Öffentlichkeit, vor die Alternative «Impfen oder Töten» gestellt, fürs Impfen plädierte. Und dass Politiker wider besseres Wissen erwogen, diesem Wunsch zu folgen.
Eine Impfung hätte, so Strohmaier, eine reine «Alibifunktion». 33 Selbst Thomas Mettenleiter, der Leiter des Friedrich-Loeffler-Instituts, an dem das erste MKS -Vakzin entwickelt worden war, pflichtete dem bei und erklärte: «Impfung löst das Problem nicht, Impfung deckt es zu.» 21 Doch weder reagierte die Politik auf Strohmaiers Brief, noch hakten die Medien nach. «Krank durch Impfen» war kein Thema – sonst wären womöglich auch noch andere Impfungen kritisch hinterfragt worden. Das Vertrauen in die Impfmedizin wäre in ihren Grundfesten erschüttert worden.
Lizenz zum Töten: Der Griff zur Keule
Das Keulen zur Bekämpfung der MKS im Jahr 2001 in England (die sogenannte
Stamping-out
-Politik) war eine veterinärpolitische Strategie ohne Beispiel: getötet wurden insgesamt 5,5 Millionen Schafe, rund 760000 Rinder und 430000 Schweine, also insgesamt mehr als 6 Millionen Tiere. 7 Dazu kamen rund drei bis vier Millionen ungeborene bzw. neugeborene Lämmer, denn der MKS -Ausbruch fiel in die Hauptlammzeit. Tag für Tag wurden 100000 Tiere (!) getötet, und die Scheiterhaufen zur Verbrennung der Kadaver loderten tage- und nächtelang. 7,18 Der gesamtwirtschaftliche Schaden betrug rund 13 Milliarden Euro. 2
Laut Gesetz hätten die Tötungen unter tierärztlicher Aufsicht und von Fachpersonal durchgeführt werden müssen, doch seit dem letzten MKS -Ausbruch 1967/68 war die Zahl der staatlichen Tierärzte in Großbritannien um mehr als die Hälfte reduziert worden. So kam es, dass ein Tierarzt gleichzeitig die Tötungen an zehn verschiedenen Orten beaufsichtigen sollte. 7 Nicht einmal die bitteren Erfahrungen mit BSE hatten die Politik zur Vernunft gebracht.
Zudem wurde das häufig nicht fachkundige Personal, das die Tiere mit Bolzenschüssen, Gewehrkugeln und Injektionen tötete, nicht etwa nach Stunden, sondern nach Stück bezahlt. 7 Das Arbeiten im Akkord führte dazu, dass Rinder durch den Bolzenschuss zunächst nur betäubt wurden und sich anschließend wieder aufrappelten – Ausblutenlassen war keine Option, weil das MKS -Virus mit dem Blut weitergegeben werden kann. Das Durchtrennen des Rückenmarks (
pithing
), das früher üblich war, durfte wegen der BSE -Gefahr nicht mehr angewandt werden. In diesem Fall galt das Verbot des
pithing
nicht, weil die Tiere ja gerade nicht verzehrt werden sollten, doch wer wusste das schon so genau? 7 Schafe wurden im Freien nur angeschossen und entkamen zunächst verwundet, die Tiere gerieten in Panik, hochträchtige Mutterschafe, die eigentlich nicht transportiert werden dürfen, kamen auf dem Transport zur Schlachtstätte oder während der Schlachtung nieder 7 …
Die Tierschutzprobleme durch die häufig nicht fachgerechte Tötung wurden durch die sogenannte Veränderungssperre – Vieh durfte seine Weiden, Bauern durften ihren Hof nicht verlassen – verschlimmert. Das
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