Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
ob man sich an seinen Federbetten infizieren könne, und andere in ihrer Panik sogar die Schwäne auf der Alster totschlugen.
Weltweit gab es nach Angaben der WHO bisher 322 Todesfälle durch das Vogelgrippevirus (Stand: April 2011) 28 , eine Zahl, die, so bedauerlich sie auch ist, sicherlich nicht rechtfertigt, von einer die Menschheit bedrohenden Seuche zu sprechen. Mittlerweile lässt sich der Erreger nicht einmal mehr in der Vogelwelt blicken: An der Universität Heidelberg wurden zwischen 2006 und Mitte 2010 rund 4000 Wildvögel verschiedener Arten untersucht, ohne H5N1 zu finden. 31
Aber vielleicht lag es ja nur daran, dass sich die Tierwelt durch die bereitwillige Einnahme von Grippemitteln selbst schützen kann: Wie sich herausgestellt hat, gelangen Oseltamivir (Tamiflu) und sein Metabolit, ein Carboxylat, trotz Kläranlagen unverändert in die Gewässer. Und während die Ruhr und das Hessische Ried nur mäßig belastet sind, sind die Mengen im Rhein so hoch, dass sie nur durch Produktionsabwässer zu erklären sind (an den Messgeräten wurden bis zu 1,8 kg pro Tag registriert). Also bei der nächsten Grippeepidemie einfach ein leckereres Tässchen Rheinwasser schlürfen! 22
Déjà-vu: Die Schweinegrippe
Kaum hatte das für die Vogelgrippe gebunkerte Grippemittel das Verfallsdatum erreicht, wurde eine neue Sau durchs Dorf getrieben: Nun bedrohte das Schweingrippevirus H1N1 Leib und Leben. Dabei handelte es sich eigentlich um einen alten Bekannten, denn H1N1 zirkulierte bereits zwischen 1918 und 1957 in der menschlichen Bevölkerung, um anschließend für 20 Jahre zu verschwinden und 1977 als «russische Grippe» wiederaufzutauchen. Fachleute vermuten, dass das Virus diese Zeit im Tiefkühlschlaf überdauert hat und dann durch einen Laborunfall (kommt Ihnen das nicht bekannt vor?) ein fröhliches Erwachen feierte. 26,32
Die 2009 in Nordamerika (Mexiko, USA , Kanada) aufgetretene H1N1-Variante erhielt den offiziellen Titel S- OIV (für
swine-origin influenza virus
) 32 , und als sei nichts geschehen, spulte man dasselbe Muster ab wie bei der Vogelgrippe, nur diesmal eine Nummer größer, professioneller, skrupelloser. War die Vogelgrippe 2006 nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO wegen der wenigen Todesopfer nur eine schnöde Epidemie gewesen, so rief das Gremium diesmal gleich eine Pandemie aus – eine die Menschheit bedrohende Seuche.
Möglich wurde dieses Upgrading zur Pandemie, weil der Passus «eine sehr große Zahl von Toten und Kranken» klammheimlich aus der Definition einer Pandemie gestrichen worden war. Zu der Expertengruppe, die die WHO zum Thema Schweinegrippe beriet, gehörten wohl nicht ganz zufällig Vertreter der beiden Impfstoffhersteller Novartis und GlaxoSmithKline ( GSK ). Unterstützung erhielten sie vom Berater der britischen Regierung, Sir Roy Anderson, der bereits wenige Tage nach den ersten Schweinegrippefällen eindringlich vor einer Pandemie warnte, gegen die man sich jedoch zum Glück mit «zwei effektiven antiviralen Mitteln» (Relenza und Pandemrix) schützen könne.
Der Produzent dieser besagten Mittel ist GlaxoSmithKline, dem die Lobbytätigkeit des adligen Gentlemans jährlich immerhin umgerechnet 136000 Euro wert ist, was dieser vor der Presse jedoch unter den Tisch fallen ließ. So viel Vorarbeit an höchster Stelle dankten die Kurse von Pharmaaktien denn auch mit einem raketenhaften Höhenflug. So stieg allein der Umsatz von Novartis im 1. Quartal 2010 durch die Verkäufe des Grippeimpfstoffes um satte 1,1 Milliarden Dollar. 2,8
Lasst Zahlen sprechen
Die Pandemie wurde von der WHO am 11. Juni 2009 ausgerufen und am 10. August 2010 für beendet erklärt. Nach WHO -Angaben starben während der Pandemie mehr als 18400 Menschen an den Folgen der neuen Grippe. 29 Die Zahl ist schon allein deshalb unglaubwürdig, weil der Schnelltest auf das Virus reichlich unzuverlässig ist. In Deutschland sollen es 258 Menschen gewesen sein, davon allerdings viele mit Vorerkrankungen – also Kranke, die mehr oder weniger zufällig auch Antikörper gegen das Virus aufwiesen. Wenn solche Patienten im Krankenhaus versterben, dann werden in der Statistik aus Krebstoten, Simsalabim, auf einmal Grippetote. Das verbessert nebenbei die Krebsstatistik des jeweiligen Krankenhauses.
Besonders betroffen sollen kleine Kinder gewesen sein. Eine Analyse der Todesursachen von Schweinegrippeopfern in US -amerikanischen Krankenhäusern wirkt da ziemlich ernüchternd. Denn die
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