Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
MKS -Viren aus den Anlagen der Impfstoffhersteller. 27,28 Diese Problematik war eigentlich schon lange bekannt; so musste bereits Friedrich Loeffler (1852–1915) mit Sack und Pack auf die Insel Riems umziehen, weil es im Umland seines Greifswalder Labors immer wieder zu MKS -Ausbrüchen gekommen war. 16
Erst an letzter Stelle kam die Verfütterung nicht ausreichend erhitzter, infektiöser Speiseabfälle an Schweine 20,32 – woher diese Erreger stammten, blieb offen. Nach dem Urteil des Friedrich-Loeffler-Instituts – und wer sollte es besser wissen! – war jedenfalls ein Großteil der MKS -Ausbrüche «hausgemacht»! 21 Fazit: «In einem seuchenfreien Gebiet ist eine Impfstoffproduktion oder -anwendung die gefährlichste Infektionsquelle.» 30
Aber das ist nur ein Aspekt des Impfgeschehens. Ein weiterer betrifft den versprochenen Nutzen. War die Impfung denn überhaupt wirksam? Auch damit stand es nicht immer zum Besten: Eine fachgerechte Impfung bot den Rindern keinen vollständigen Schutz, und dieser Teilschutz erlosch – genau wie bei natürlichen MKS -Infektionen – innerhalb weniger Monate. Zudem klagten die Bauern über Totgeburten und schwere Allergien bei ihren Tieren, von denen mehr als 40 Prozent eingingen. 10,32,36 Die MKS -Impfung war in jeder Hinsicht ein Schuss in den Ofen. Ohne den wirtschaftlichen Druck der Amerikaner wären diese Zusammenhänge wohl niemals aufgedeckt worden.
Wer diesen Hintergrund kennt, wird die öffentliche Diskussion beim letzten MKS -Ausbruch im Jahr 2001 in einem ganz anderen Licht sehen. Natürlich ist das blanke Entsetzen der Bürger über die von der EU geforderte Keulung der Tiere, statt einer Impfung, leicht nachvollziehbar – umso mehr, wenn man die skandalösen Umstände betrachtet, unter denen in England die Keulungen im Jahr 2001 durchgeführt wurden (siehe Seite 67ff.). Doch die EU hatte für ihr Handeln gute Gründe – Gründe, die der Öffentlichkeit wohlweislich verschwiegen wurden.
Die Vertuschungspolitik von Ministerien und Medien nahm der MKS -Experte Karl Strohmaier zum Anlass, 2001 in einem offenen Brief 33 an die damalige Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn (Die Grünen), wie seine englischen Kollegen 18 die «überwiegend ohne Sachkenntnis» geführte öffentliche Diskussion zu geißeln. Er resümierte nochmals die Fakten, die auch den Fachleuten im Landwirtschaftsministerium längst bekannt waren: Es gab nur einen unvollständigen und kurzfristigen Impfschutz für Rinder und dadurch die Notwendigkeit von teuren Zweitimpfungen, dazu ein ständiges Infektionsreservoir bei Schweinen, für die gar kein Impfstoff existierte. Und auch bei einer Impfung hätte im Falle eines Ausbruchs auf Keulungen nicht verzichtet werden können, weil Milch und Fleisch der geimpften Tiere unverkäuflich gewesen wären – einfach deshalb, weil keine Möglichkeit bestand, erkrankte und geimpfte Rinder analytisch voneinander zu unterscheiden.
Damit nicht genug: Schweine oder Schafe wurden nicht geimpft, weil es für sie keinen passenden Impfstoff gab und auch die Kosten viel zu hoch gewesen wären, denn das Impfen kleinerer Tiere ist genauso arbeitsaufwendig wie bei Großvieh, ihr Wert jedoch viel geringer. Solange das Virus jedoch von Schweinen weitergegeben werden kann, ist der Nutzen des Impfens von Rindern fragwürdig. Nach eingehender Beratung und Kosten-Nutzen-Analyse kam die EG -Kommission damals zu dem einzig vernünftigen Schluss, «daß die Gemeinschaft zur Erreichung der Ziele des Binnenmarktes auf die Nichtimpfpolitik umstellen muß». 31
Im Jahr 1991 erließ die EG -Kommission im Zuge der europäischen Harmonisierung das Impfverbot gegen MKS , das bis heute gilt; erlaubt sind unter bestimmten Bedingungen lediglich Notimpfungen rund um den Seuchenherd, in der Hoffnung, damit zumindest einen kurzfristigen Impfschutz zu erzielen, der eine weitere Ausbreitung verhindert. 34 Doch auch diese Maßnahmen führen nicht immer zum Ziel: Die Niederlande entschieden sich 2001 für eine Notimpfung zur Eindämmung der Seuche, nach der jedoch alle 200000 geimpften Tiere gekeult werden mussten. 7,15
Karikatur: Horst Haitzinger
Die üblichen Verdächtigen
Der Paradigmenwechsel zum Verzicht auf die Impfungen hatte viele erbitterte Gegner. Selbstredend plädierte die Pharmaindustrie vehement für die Beibehaltung der Impfpflicht. Ebenso die Tierärzte, in deren Taschen rund zwei Drittel der gesamten Impfkosten flossen, die ihnen ein
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