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Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
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ist sein größter und nicht zu unterschätzender Verdienst. Dafür gebührt den Pionieren – bei aller aktuellen Kritik an der Szene – unser ausdrücklicher Dank!
    Wie geht es weiter?
    Das ist die bittere Wahrheit einer einst so hoffnungsvollen Idee. Am umweltfreundlichsten wird derjenige produzieren, der aus allen verfügbaren Techniken und Mitteln – egal ob bio oder konventionell – diejenigen auswählt, die jeweils das beste Ergebnis liefern. Dazu gehört eine umweltverträgliche Schädlingsbekämpfung ebenso wie intelligente Bewässerungssysteme oder ertragreichere Neuzüchtungen. Das Sterben der kleinen Betriebe, in denen die ganze Familie von Kindesbeinen an 365 Tage im Jahr schwer arbeiten muss, mag aus Sicht von Sozialromantikern ebenso ein herber Verlust sein wie das Verschwinden des Dorfschmieds oder der Klageweiber. Doch Vollerwerbslandwirte sind heute zumeist besser geschult, arbeiten effektiver und damit umweltschonender. Die Zukunft gehört über kurz oder lang einer Landwirtschaft, die ökologisches Denken mit moderner Technik vereint – einer Technik, die endlich die Selbstausbeutung der kleinbäuerlichen Familien samt der für diese Betriebe typischen Kinderarbeit beendet. Den Bioverbänden wird dann kein Landwirt eine Träne nachweinen.

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    8 EHEC: Die angekündigte Krise
    Der EHEC -Skandal im Frühsommer 2011 war etwas Besonderes. Im Gegensatz zu vielen anderen Lebensmittelskandalen – namentlich dem vorausgegangenen Dioxin-Eiertanz – war er nämlich echt. Ein riskantes Bakterium, das viele Todesopfer fordern sollte, hatte sich unbemerkt Einlass in die Lebensmittelkette verschafft. Die Behörden reagierten wie aufgescheuchte Hühner, und die Medien glaubten, wieder einmal die konventionelle Massentierhaltung
in flagranti
erwischt zu haben. Diese nämlich hätte letztlich die fatalen Keime zu verantworten, schließlich gibt es einen EHEC -Bakterienstamm, der sich im Rinderdarm wohlfühlt.
    EHEC , das ist die Abkürzung für eine spezielle Sorte des allseits bekannten und meistenteils völlig harmlosen Darmbakteriums
Escherichia coli
. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder mal für schwere Infektionen gesorgt, meistenteils durch Rohmilch, rohes Fleisch und vor allem Rohkost; einfach deshalb weil der Keim über tierische Fäkalien, also Naturdünger, aufs Gemüsebeet kam. Beim aktuellen Skandal gerieten denn auch alsbald spanische Gurken ins Visier der Fahnder. Das Hamburger Hygieneinstitut hatte in drei Exemplaren EHEC nachgewiesen, darunter in einer Biogurke. Das kam wenig überraschend, denn in Spanien herrscht Wassermangel, und da wird aus Gründen der Sparsamkeit schon mal das nährstoffreiche Abwasser in der Landwirtschaft direkt genutzt.
    Als sich später herausstellte, dass es sich um einen anderen EHEC -Stamm handelte als bei der aktuellen Epidemie, gaben die Medien Entwarnung. Doch die Warnung vor spanischen Gurken war völlig korrekt gewesen. EHEC -Bakterien sind allemal gefährlich und haben auf Lebensmitteln nichts verloren – gleichgültig, um welche Variante es sich handelt. Die spanischen Gemüsebauern nahmen die Entwarnung jedoch sofort zum Anlass, um von den Deutschen Schadensersatz zu fordern. Es wäre angemessener gewesen, sie hätten für alle Gemeinden mit Gemüsebau eine intakte Kanalisation gefordert – und für ihre marokkanischen Erntehelfer eine Möglichkeit zum Händewaschen.
    Als schließlich klarwurde, dass der Skandal wohl hausgemacht war, dass zum allgemeinen Entsetzen «gesunde Sprossen» aus einer Bienenbütteler Biogärtnerei der eigentliche Quell der üblen Bakterien war, hielten sich die Medien erst mal bedeckt. Sie blieben lieber bei ihrer politisch korrekten Darstellung, die besagte, dass tierische Lebensmittel aus konventioneller Produktion als Ursache viel besser ins Bild passen würden. Doch bald war Schluss mit dem Versteckspiel. Die Ursache war nicht mehr zu leugnen, die belastete Ware konnte aus dem Verkehr gezogen werden, und alsbald sank die Zahl der Neuerkrankungen.

Totgeschwiegen
    Das Befremdlichste am EHEC -Skandal war jedoch die Tatsache, dass er gewissermaßen vom Bundesinstitut für Risikobewertung angekündigt worden war – allerdings hatten die Medien diese Warnung nicht an ihre Leser und Zuschauer weitergereicht. 4 Das im Internet veröffentlichte und jedermann zugängliche Dokument vom 9. Mai 2011 trägt den Titel «Hohe Keimbelastung in Sprossen und küchenfertigen Salatmischungen». Dabei wird

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