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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Reiches.
    »Heut schon so früh uff?«, sagte Bruno statt einer Begrüßung.
    »Dachte mir, dass vielleicht dit Feuerchen mir ein paar Gäste ins Jeschäft spült. Und hat ja ooch jeklappt, wenn ick mir dir so ankieke.«
    »Du meinst wohl eher dit Löschwasser«, sagte Bruno.
    »Wat denn für Löschwasser?«, sagte der Wirt und guckte verständnislos.
    Van Harm, der wusste, worauf Zabel hinauswollte, konnte nicht an sich halten: »Na weil Feuer ja wohl kaum etwas hinein spülen kann. Nicht mal Gäste. Wasser dagegen …«
    »Wat? Wer sind Sie denn, dass Sie mir schräg von der Seite anlabern?«, unterbrach der Wirt van Harms Erläuterung. Er richtete sich zu voller Größe auf und verhakte seine Daumen hinter den revanchistischen Hosenträgern.
    »Dit is ein juter Bekannter von mir«, antwortete Bruno an van Harms Stelle.
    »Wessi, wa? Riech ick hundert Meter jegen den Wind.«
    »Bring mal lieber ’ne Molle und ’nen Kurzen, statt hier dumm rumzuquatschen«, sagte Bruno.
    »Und für mich einen Cappuccino bitte. Aber mit Milchschaum, nicht mit Sahne.« Jetzt ließ Kai es drauf ankommen.
    »Ham wa nich.« Der Wirt, der schon auf dem Weg in die Kneipe gewesen war, blieb stehen und drehte sich noch mal um.
    »Dann einen Espresso.«
    »Dito!«
    »Einen Pfefferminztee.«
    »Nöh!«
    »Ein stilles Wasser.«
    »Is alle. Wie wärt denn mit ’ner Brause? Wird ooch gerne von Kindern und älteren Mitbürgern jenommen.«
    »Meinetwegen.« Der Wirt verschwand im Gastraum. Kai merkte, dass ihn Bruno spöttisch von der Seite anblickte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und starrte stur geradeaus, zur Linde hinüber, wo der Mann mit dem Ruß im Gesicht eben in den Rettungswagen stieg, der gleich darauf eilig, aber ohne Blaulicht Richtung Altwassmuth davonrumpelte.
    »Dit war er übrigens jewesen«, sagte Bruno, der gleichfalls die Szene beobachtet hatte.
    »Wer war was ?«
    »Na jener, welcher!«, sagte Zabel, und begann kurz zu erklären, was es mit diesem Mann auf sich hatte, der Herrmann Pagel hieß, den er aber abfällig stets nur als den Popen oder den Pfaffen bezeichnete. Eine Respektlosigkeit, die offensichtlich nicht nur dem Beruf Pagels geschuldet war, sondern vor allem dessen Herkunft. Aus dem Westen nämlich, den so genannten alten Ländern, stammte dieser Pope. Dem Reich des Bösen, der Kolonialmacht. Dem Herzen der Finsternis … Bruno wurde nicht müde, immer neue Synonyme zu erfinden.
    Herrmann Pagel, Anfang fünfzig, war erst vor drei Jahren mit seiner Familie aus irgendeinem Kaff in Nordrhein-Westfalen nach Altwassmuth gezogen, um, ganz ähnlich wie der junge Förster, eine Planstelle zu besetzen, die durch das altersbedingte Ableben des vormaligen Amtsinhabers frei geworden war. Zusammen mit ihm waren seine Frau Christina gekommen, eine forsche Endvierzigerin, meist in sportlicher Outdoor-Kleidung, und sein introvertierter Sohn Benjamin, der mittlerweile 17 Jahre alt war, aufs Gymnasium in der Kreisstadt ging und nie richtig Anschluss gefunden hatte zu den gleichaltrigen Mitschülern, die es erstaunlicherweise in der Gemeinde noch gab. Drei Stück Jugendliche, um genau zu sein, lebten außer Benjamin noch in der Großgemeinde Altwassmuth: Karol, Sohn des Bürgermeisters, des Weiteren Felix, Filius des größten Arbeitgebers am Ort und Luftverpesters Winfried »Schweinetod« Jagoda, und als einziges Mädchen Annalena Petzold, deren Mutter in der Kreisstadt seit Neuestem ein kleines Büro angemietet hatte, in dem sie als selbständige Immobilienentwicklerin – »Wat immer dit ooch sein mag« – ihren Lebensunterhalt zu bestreiten versuchte. Alle älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren in den letzten Jahren fast panikartig von hier geflohen, wann immer sie ihren Schulabschluss in der Tasche gehabt oder einen Studienplatz oder eine Lehrstelle ergattert hatten, in Cottbus, in Potsdam oder in Berlin oder am liebsten noch im Westen. Ganz weit weg, wie seine eigene Tochter. Bei manch einem hatte gar das bloße Erreichen der Volljährigkeit ausgereicht, die Beine in die Hand zu nehmen und in der unbestimmten Ferne jenes Glück zu suchen, von dem nur eines klar war: dass man es nicht hier finden konnte. Alle waren sie weg oder auf dem Sprung, alle, bis auf Bianca, seine Fallmanagerin im Job-Center der Kreisstadt.
    Wie dem auch sei: Das Pfarrhaus war großzügig geschnitten, frisch renoviert und lag gleich hinterm kleinen Blumen-und Kräutergarten der Altwassmuther Backsteinkirche.
    »Die einzje, von

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