Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
einer dröhnenden Lebensmittelhalle, wo in langen Reihen Kühl-und Gefriertruhen standen, erwarb er ein Dutzend Packungen eingeschweißten Fleisches diverser Tiere, mal giftig rot leuchtend von der vorgefertigten Marinade, mal stumpf und in hellbraunen Senffarben glänzend. Kai, der wenigstens nicht so überflüssig wirken wollte, wie er sich an diesem barbarischen Ort tatsächlich fühlte, erstand währenddessen einen Sechserpack bayerisches Schwarzbier, eine gefrorene Lammkeule sowie eine Maispoularde. Einkaufen aus purer Verzweiflung sozusagen.
    Schweigend fuhren sie zurück nach Altwassmuth, während der Johnny Cash des Ostens über die kleinen Stolperfallen des zwischenmenschlichen Alltags sang. Erst als sie die zwei Kilometer Katzenkopfstein des Feldweges zwischen Altwassmuth und Zirnsheim schon fast hinter sich hatten und die ersten Gehöfte auftauchten, sagte Bruno wieder etwas.
    »Wie bitte?« Van Harm hatte versonnen die Störche auf dem Acker betrachtet und überlegt, dass zwischen einem Storchen segen und einer veritablen Plage auch nur der gute Wille des Betrachters lag.
    »Die Einschläge kommen näher«, schrie Bruno ihm beim zweiten Anlauf direkt ins Gesicht.
    »Wie? … Warum denn?« Was meinte Zabel damit bloß?
    »Da vorne, Mensch – Augen geradeaus!«
    Über Zirnsheim, ungefähr dort, wo sich Kais Haus und Hof befanden, standen jetzt dichte Rauchwolken und verdunkelten den eigentlich herrlichen Sommersonnentag.
    »Nicht schon wieder!«, stöhnte van Harm.
    »Und kieken Sie mal da«, rief Bruno Zabel aufgeregt und zeigte aus dem linken Seitenfenster, wo über dem Zirnsheimer Forst im schrägen Steigflug ein gelber Hubschrauber des ADAC der schwarzen Sonne entgegenflog.

 
    Die Mission des Popen
    Sosehr der spektakuläre Start des Hubschraubers den ehemaligen Berufspiloten Bruno Zabel begeisterte, so traurig war doch die Mission, die ihn aus dem fernen Berlin ins Oderland geführt hatte. Doch davon erfuhren sie erst ein wenig später.
    Zuerst einmal parkte Bruno den Wagen vor Kais Haus, dann liefen sie eilig die Dorfstraße hoch, die, anders als an einem ganz normalen Tag, heute von Rad-und Mopedfahrern sowie Fußgängern geradezu wimmelte.
    Ein Aroma von Holzkohle lag in der Luft.
    Sie mussten nicht lange laufen, um zu sehen, wohin es die neugierigen Altwassmuther zog, nur ein paar Schritte, vorbei am Deutschen Haus, vor dem der Wirt gerade Bierbänke und -tische aufbaute, noch fünfzig Meter weiter zur alten Linde, hinter deren hellem, optimistischem Grün sich die Zirnsheimer Backsteinkirche befand. Oder besser gesagt, das, was von ihr noch übrig war. Und welches jetzt traurig qualmte und vom Wasser triefte, während die Feuerwehr, die mit zwei Löschfahrzeugen gekommen war, ihre Gerätschaften bereits wieder einholte. Des Weiteren standen am Straßenrand ein Streifenwagen aus der Kreisstadt, zwei zivile Fahrzeuge aus Frankfurt sowie ein Rettungswagen, in dessen offener Tür sich ein junger Sanitäter um einen älteren, hageren Mann kümmerte, dem der Schrecken – man konnte es nicht anders sagen – ins rußverschmierte Gesicht gemeißelt war.
    Sie standen ein paar Minuten schweigend zwischen den anderen Gaffern, als Bruno, ohne den Blick vom Geschehen abzuwenden, sagte: »Das Gesetz der Serie!«
    Eine Feststellung wie ein Granitblock, die keine Erwiderung erwartete und keiner Erwiderung bedurfte und irgendwie auch keine erlaubte, weshalb van Harm, nachdem er seine Augen kurz über Brunos Profil hatte huschen lassen, weiter schwieg, die Lippen fest zusammengepresst.
    Erst als die beiden Löschfahrzeuge abfuhren, kehrte Bruno Zabel aus seiner konzentrierten Starre zurück. Er sah sich kurz nach hinten um, wo vor dem Deutschen Haus die Biertische fertig aufgebaut waren und auf Kundschaft warteten.
    »Über dem janzen Feuerbrimborium bin ick zum durstigen Mann jeworden. Wie sieht’s mit Ihnen aus, Meista?«
    »Einen Kaffee könnte ich schon vertragen«, sagte Kai vorsichtig.
    »Gloobe kaum, dass es dort Kaffe jibt, aber wie heißt es immer so schön: Versuch macht kluch. Also denn ma los!«
    Sie gingen rüber, nahmen Platz. Sofort stürzte der Wirt an ihren Tisch, so als habe er schon hinter der Gardine gelauert. Er hatte eine ansehnliche Wampe, trug einen Bürstenhaarschnitt und einen gut getrimmten Backenbart, und es waren weniger seine Camouflage-Hosen, die van Harm unangenehm auffielen, als die Farbe der Hosenträger, die diese hielten: schwarz, weiß, rot, die Farben des Deutschen

Weitere Kostenlose Bücher