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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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keine Polizei vor Ort ist. Was den fehlenden Respekt der Staatsmacht vor ihrer revolutionären Präsenz zeigt. Selbst der Streifenwagen, der sie am Anfang noch vom Bahnhof der Kreisstadt geleitet hatte, war recht bald stehen geblieben, hatte gewendet und war davongefahren, vermutlich in den Feierabend. Weil keine Gefahr in Verzug war. Was für ein Desaster! Was, wenn jemals die Szene davon erfuhr!
    Der Zorn des schwarzen Blocks auf die beiden dilettantischen Landeier und die ignoranten Dorfbullen ist kaum zu bändigen. Erst als Pfarrer Pagel auftaucht, angelockt von den anschwellenden Stimmen, glätten sich die Wellen der revolutionären Empörung. Denn das Versöhnlertum, das ja irgendwie des Popen Beruf ausmacht, greift auch bei Leuten, die sich selbst für kompromisslos halten. Und ganz selbstverständlich auch Atheisten sind.
    Er hat dem schwarzen Block zwei Vorschläge zu machen. Zum Ersten: Die Demonstration wird durchgeführt. Nicht auf der ursprünglich geplanten Strecke zwischen dem Dorfkern von Altwassmuth, Vieracker, Zirnsheim und zurück, was sechseinhalb Kilometer Marsch bedeutete, wenn auch durch reizvolle Gegend, sondern, angesichts der fortgeschrittenen Zeit und der derangierten Füße der meisten, nur symbolisch. Das heißt, über die kurze Strecke zwischen dem Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr und der Kirche zum Beispiel, die etwa 800 Meter voneinander entfernt liegen. Der Pfarrer persönlich bietet sich an, von diesem symbolischen Zug Fotos zu machen, die gegebenenfalls als Beweis des erfolgreichen Aufzuges dienen können. Im Internet, unter Gleichgesinnten, was auch immer. Als Leiter der Foto-AG seiner Jungen Gemeinde ist er außerdem imstande, so mit Perspektive und Licht zu arbeiten, dass seine Bilder nicht nur die geringe Teilnehmerzahl einigermaßen kaschieren können, sondern auch die fehlende Begleitung durch die Polizei, wegen der sich einer der jungen Revolutionäre aus Berlin Sorgen macht. Wie würde das sonst aussehen!
    Annalena Petzold und Benjamin Pagel sind damit erst einmal aus der Schusslinie genommen. Lediglich um eine Streckenverkürzung wird durch die Mehrheit der müden Demonstranten gebeten, so dass der Pfarrer vorschlägt, statt zwischen Feuerwehr und Kirche zu marschieren, gleich von der Bushaltestelle zum Pfarrhaus rüberzulaufen, natürlich in ordentlicher Aufstellung wegen der Fotos. Das seien dann nur noch zweihundert Meter Wegstrecke netto, und außerdem würden sie dann genau dorthin laufen, wohin sie sein zweiter Vorschlag sowieso hätte führen sollen: In den sommerlichen Garten des Pfarrhauses. Dort, unter schattigen Bäumen, seien schon Bierbänke aufgebaut … eine Spende der Nachbargemeinde, denn die eigenen seien leider verbrannt … an denen sie sich niederlassen dürften, um auszuruhen. Und sich außerdem von Benjamin und Annalena mit erfrischenden Getränken und veganen Köstlichkeiten vom Holzkohlegrill verwöhnen lassen könnten.
    Diese Ankündigung nun ließ den schwarzen Block in wohlwollendes Gemurmel verfallen. Zumal Pfarrer Pagel sofort noch ein nächstes Angebot hinterherschob: Wer wolle, könne in seinen privaten Räumen beziehungsweise in denen der Kirche übernachten. Zwar gebe es nur ein paar wenige Decken und Matratzen, auch das des Feuers wegen, aber man werde sich schon zu arrangieren wissen.
    Und als sei das nicht alles schon genug, oder auch viel zu viel an guten Taten für Leute, die im Grunde nur zu faul waren, um ein paar Kilometer zu laufen, versprach er obendrein, für den nächsten Morgen einen Bus zu organisieren, der die gesamte Truppe an den Bahnhof der Kreisstadt bringen würde, damit sie nach erfolgreicher Mission ihre Heimreise antreten könnten.
    Der schwarze Block formiert sich jetzt in Windeseile, die Laune ist gut, Pfarrer Pagel zückt seine digitale Spiegelreflexkamera, und Annalena und Benjamin strahlen, als die Berliner ihnen anbieten, in der Mitte hinter dem Fronttransparent zu marschieren, auf dem dasselbe geschrieben steht, was sie auch sogleich skandieren werden.
    Dann geht es los, und sie haben kaum zweimal »Kühe, Schweine, Ostdeutschland!« gerufen, und der Pfarrer hat kaum Zeit, seine Fotos zu schießen, da sind sie auch schon am Pfarrhaus angekommen und lassen sich total erschöpft auf den Bierbänken nieder.
    »Und das hast du alles mitbekommen?«, fragte Kai, »so richtig live und in Farbe?«
    »Sagen wa ma so«, sagte Bruno, und man konnte ihm den Stolz auf sein Tun ansehen, »ick war dabei, aber außer

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