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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Freund.« Er trat auf die Bremse, der Wagen stoppte, und dann zog er aus der Brusttasche seines grob gewürfelten Kurzarmhemdes einen Zettel, der sich entfaltet als Ausdruck des Demonstrationsaufrufes entpuppte.
    »Du meinst: Die beiden da waren das?« Kai wies mit dem Daumen hinter sich.
    »Dit is so sicher wie dit Amen inna Kirche«, sagte Bruno. Er trat auf die Bremse, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr, wiederum sehr langsam, los. Genau neben der Haltestelle stoppte er das Patchwork-Mobil.
    »Hier, kiek selber!« Er tippte auf zwei der ausgestrichenen Gesichter des Klassenfotos vor dem Brandenburger Tor und zeigte dann nach draußen, wo die beiden Jugendlichen sichtbar nervös geworden waren. Sie wussten nicht, wohin mit ihren Händen und wohin mit ihren Blicken.
    Kai sah einmal kurz auf das Foto, dann kurz aus dem Wagenfenster. »Du hast recht«, sagte er, obwohl er keinerlei Übereinstimmung erkannt hatte.
    »Wann wollten die sich noch ma treffen?«
    »Keine Ahnung.«
    » Ick hab’s mir aba jemerkt: 14 Uhr 30«, sagte Bruno stolz und sah auf seine Armbanduhr, »vor mehr als ’ner Stunde war dit schon. Aber du hast ja jesehn, wie sich die Jestalten durch die Jegend schleppen.«
    »Ein bisschen tun mir die beiden ja auch leid«, sagte Kai. »Ist ja eigentlich keine schlechte Sache, für die sie sich einsetzen. Übrigens als Einzige im Dorf.«
    »Na ja, wenn dit allet ma so einfach wäre«, murmelte Bruno, und man konnte nur spekulieren, was er damit meinte.
    Van Harm kurbelte das Fenster herunter. Sofort wichen die Jugendlichen einen Schritt zurück. Wie zwei scheue Rehe. Ohne dass er es verhindern konnte, kamen Vatergefühle in Kai auf, als er den beiden schließlich zurief: »Keine Angst, eure Leute sind im Anmarsch. Es kann aber noch eine Weile dauern, denn sie kommen zu Fuß.«

 
    Knüppel aus dem Sack
    Neben der Scheune hatten Janne und Erik einen großen Haufen Gerümpel und Schrott gestapelt, den Bruno, ihr Mentor und Spiritus rector, nun stolz Kai präsentierte. Auch im Inneren der Scheune hatte sich einiges getan: Nichts lag mehr im Weg, die Gartengeräte waren ordentlich an der Wand aufgereiht, kleinere Werkzeuge hingen an extra eingeschlagenen Nägeln, sogar der Boden schien gefegt worden zu sein.
    »Den Müll lass ick in den nächsten Tagen abbholen«, sagte Bruno zufrieden.
    »Das sieht doch alles sehr gut aus«, lobte Kai, »man könnte glatt anfangen, die Scheune auszubauen.«
    »Dit würd ick dir sowieso raten«, sagte Bruno, »könn wa demnächst ma bekakeln. Kalkulationen und so weita.«
    »Immer ruhig mit den jungen Pferden.« Das Letzte, was van Harm in diesem Jahr noch vorhatte, war, seine Scheune aufzumöbeln. Wozu auch?
    »Wenn’s mal mit de Schreiberei nicht mehr so läuft, dann kannste ’n paar Zimmer vermieten. Is do ’ne schöne Jegend hier, wa? Und die Störche kommen ooch nächstet Jahr wieder und übernächstet. Denen is wurscht, ob hier zwei oder drei Kirchen abjefackelt sind. Die könn ooch keene Zeichen lesen uffm Friedhof«, lieferte Bruno prompt die Begründung nach.
    Kai merkte, dass er rot wurde. Wusste Bruno etwa, dass er die ganze Zeit nur so getan hatte, als würde er an dieser unglaublichen Reportage übers Oderbruch arbeiten? Er musste schnell auf ein anderes Thema kommen: »Was machen wir denn jetzt mit dem Hausarrest der Kinder?«
    »Ick würd sagen heute noch, und ab morjen könn se wieder raus.«
    »Wo sind die beiden eigentlich?«
    »Uff ihrem Zimmer, nehm ick an. Die ham den janzen Vormittach den Acker umjegraben. Die sind vollkommen groggy.«
    Sie gingen in die Küche, wo Kai zwei Bier aufmachte, die sie gemütlich am Küchentisch tranken, während es im Haus angenehm ruhig war. Aber als Kai fragte, ob sie vielleicht den Abend zusammen verbringen sollten, gemütlich ein bisschen Fleisch auf den Grill legen, ein paar gepflegte Biere dazu und vorm Schlafengehen noch einen Absacker im Deutschen Haus trinken, da winkte Bruno sofort ab: »Ick kann heut nich. Heut passiert no’ wat. Dit hab ick im Urin.«
    »Dann vielleicht morgen«, sagte Kai, bemüht, seine Stimme nicht enttäuscht klingen zu lassen.
    »Janz bestimmt«, sagte Bruno, »aber jetze muss ick los.«
    Erst am frühen Abend kamen Janne und Erik in die Küche. Sie wirkten erschöpft, andererseits aber auch irgendwie gesund. Kerniger als vor Kais Abfahrt nach Berlin. Auch hatten sie etwas Farbe auf die Gesichter bekommen, was vielleicht an der Gartenarbeit im Freien lag, vielleicht aber auch bloß

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