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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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das wäre Bier«, schlage ich lachend vor.
    »Bloß nicht. Am Ende liegt er im Krankenhaus an meinem Fußende wie Homer Simpson unter dem Zapfhahn.«
    »Ich sehe, du bist Fatalistin. Keine Angst vor den Schmerzen?«
    »Eigentlich nicht. Ich kann’s ja nicht mehr ändern.« Lilly schaut auf und bestellt Tee; das Ginger Ale war wohl doch keine gute Idee. »Wenn du mir vor einem Jahr gesagt hättest, dass ich bald schwanger sein werde, hätte ich dich ausgelacht. Nicht nur, weil meine Lebensumstände gerade gar nicht danach aussahen. Ich wollte auch gar kein Kind. Und dann, als mein Frauenarzt mich so begeistert angestrahlt hat und mir gratuliert hat zur Schwangerschaft, habe ich plötzlich gedacht: Warum eigentlich nicht?«
    »Dein Frauenarzt wusste aber auch nicht, dass du den Vater kaum kennst.«
    »Natürlich nicht. Der wusste nichts von meiner Scheidung. Dachte wohl, das wäre ein Wunschkind.«
    »Wie hat Barnie eigentlich reagiert?«
    Lilly grinst und nimmt ihren Tee in Empfang. »Das war nicht gerade romantisch. Erst mal wollte er genau erklärt haben, wer ich eigentlich bin.«
    »Um Himmels willen.« Ich kichere verschämt. Wenigstens macht sich Lilly keine Illusionen über Barnies Frauenverschleiß.
    »Eigentlich war es gar nicht so schlimm. Ich hatte mich ja darauf eingestellt, das mit dem Baby alles alleine zu stemmen. Dass ich den Vater überhaupt anrufe und ihm anbiete, das Kind kennenzulernen, fand ich im Grunde ziemlich nett von mir.«
    »Ich finde das auch ziemlich nett von dir. Schließlich hätte man von Barnie keine Superdad-Qualitäten erwartet.«
    »An viel konnte ich mich sowieso nicht erinnern«, gibt Lilly etwas verlegen zu. »Nur noch an den Vornamen und das Haus, in dem er wohnt. Und auch das nur, weil es direkt an der Ecke liegt.«
    »Wie war dann euer Wiedersehen?«, frage ich neugierig und greife nach meiner Tasse.
    »Ich würde sagen, es hat auf beiden Seiten ›Klick‹ gemacht: Ah, so sah der oder die aus. Puh, Glück gehabt.«
    »Und dann hat’s gleich nochmal ›Klick‹ gemacht«, stelle ich nüchtern fest.
    »Das kam erst später. Als ich festgestellt habe, dass Barnie seine nächtlichen Beutezüge eingestellt und extra Gewürzgurken gekauft hat, falls ich mal Lust darauf bekomme.«
    »Ist ja auch ziemlich niedlich. Hätte ich gar nicht von ihm erwartet.«
    »Ich auch nicht.« Nachdenklich schaut Lilly in ihren trüben Tee. »Eigentlich hatte ich gleich am ersten Abend das Gefühl, dass er mich gern hat. Aber das würde Bernhard nie zugeben.«
    »Männer!«
    »Du sagst es.«
    Nach dem Frühstück gehen wir in einen dieser Babyläden, wo alles unglaublich klein und niedlich ist – sogar die Verkäuferinnen und der rosa Fußabstreifer. Lilly stürzt sich gleich auf einen Stapel blauer Strampler, auf denen Papa ist der Coolste steht. Ich gehe schon mal in Richtung Kinderwagen, um eine Verkäuferin zu finden. Aber weit komme ich nicht.
    »Luisa! Hallo!«
    »Hallo, Thomas.« Verdammt, Thomas! Der Mann mit dem blöden Trennungssatz. Zufälle gibt’s.
    »Bist du auch schwanger?« Dümmlich lächelt Thomas auf mich herab, und ich frage mich, ob ich während der kompletten Beziehung mit ihm unter Drogen gestanden bin. Er trägt ein Karohemd und müsste mal wieder zum Friseur. Noch ehe ich antworten kann, schießt eine dunkelblonde Frau zwischen den Regalen hervor, wirft sich an seine Seite und schaut mich triumphierend an.
    »Ich bin schon im siebten Monat!«, quasselt sie zusammenhanglos und legt beide Hände auf ihren ziemlich monströsen Bauch.
    »Das sieht man«, sage ich genervt.
    »Wiebke, das ist Luisa. Wir waren mal zusammen.«
    »Nur ganz kurz«, werfe ich ein.
    »Elf Monate!«, protestiert Thomas.
    »Aber wir haben uns nur selten gesehen.« Und selbst wenn nicht, würde ich diese Beziehung gern aus den Geschichtsbüchern löschen. Wiebke geht es offensichtlich ebenso. Sie streichelt hysterisch ihren Bauch und scheint zu glauben, ich will seinen Inhalt und ihr den langweiligen Thomas entreißen.
    »Wir müssen jetzt weiter«, bestimmt sie. Thomas ist verstummt. Glücklicherweise.
    »Ich auch.« Bloß weg hier!
    »Alles Gute für dein Kind!«
    »Ich bin gar nicht …« Ach, egal. »Danke. Euch auch.«
    »Wer war denn das?«, fragt Lilly, die plötzlich neben mir aufgetaucht ist.
    Ich schaue dem langweiligen Thomas nach, der neben seiner watschelnden Wiebke aus dem Laden schleicht. »Niemand Wichtiges«, sage ich peinlich berührt.
    Auf der Fahrt nach Südtirol halte ich meine

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