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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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Chance für gekommen, mit Mark Hochzeitsdetails zu besprechen. Erstens hoffe ich, er ist noch ein bisschen erleichtert, dass ich ihn trotz der ganzen Franziska-Nummer heiraten will. Zweitens fahre ich das Auto, und er kann sich nicht einfach während der Fahrt hinausstürzen, wenn die Rede auf Hochzeitstorten kommt. Also quassele ich ihn erbarmungslos voll.
    »Ich will eine mehrstöckige Hochzeitstorte, aber nicht mit dieser klebrigen rosa Füllung, sondern einmal mit Nuss, einmal mit Schokolade, einmal etwas Frischerem, Obst zum Beispiel, und einmal Sahnetorte. Was meinst du?«
    »Ist okay.«
    »Nur okay? Wäre dir was anderes lieber?«
    »Nein.«
    »Gut.« Das läuft ja wie geschmiert. »Wegen des Farbkonzeptes, es ist ja dann Herbst. Ich würde mir gern irgendein Motto ausdenken, das dazu passt, und das dann durchziehen in der Deko und bei den Einladungen.«
    »Zum Beispiel?« Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Mark gelangweilt aus dem Fenster sieht.
    »Genau weiß ich es noch nicht, aber ich wünsche es mir bunt. In Herbstfarben eben.«
    »Solange ich nichts Buntes anziehen muss …«
    »Nein, keine Sorge. Das gilt nicht für deinen Anzug und mein Kleid. Was wünschen wir uns eigentlich zur Hochzeit?«
    »Da hab ich eine Idee!« Mark wirkt plötzlich sehr wach. Jetzt bin ich gespannt. »Eine Kitchen Aid mit Wurstaufsatz.«
    »Eine Kitchen Aid mit was?« Ich wende kurz den Blick von der Straße und sehe echte Begeisterung im Gesicht meines Verlobten.
    »Wurstaufsatz. Damit kann man selbst wursten!«
    »Oje.« Woher hat der Mann nur immer diese verschrobenen Ideen?
    »Du wirst es lieben! Du sagst doch immer, du traust dem Inhalt von Würsten nicht.«
    »Ja, aber sie deshalb gleich selbst machen …«
    Vor meinem inneren Auge ist unsere ganze Küche gleichmäßig mit Wurstbrät bedeckt, in der Mitte steht eine explodierte Küchenmaschine. Aber Mark bekommt bereits eine steile Falte auf der Stirn.
    »Du musst das ja nicht machen. Ich benutze sie.«
    »Okay, mein Schatz. Wenn du dir das wünschst. Du benutzt sie, und ich esse dann die Wurst«, sage ich beschwichtigend und denke dabei: Kompromisse, Luisa. Ganz wichtig in einer Ehe.
    Als wir am Jagdhäuschen meiner Eltern ankommen, hängt dort bereits der Haussegen schief. Offenbar waren sich die beiden nicht ganz einig, ob vierzig Zentimeter als Sicherheitsabstand auf der Autobahn ausreichend sind. Meine Mutter stellt krachend Suppenschüsseln auf den Tisch, während mein Vater missmutig auf dem dunkelgrünen Sofa Zeitung liest. Bei genauerem Hinsehen fällt mir auf, dass die Zeitung schon ein halbes Jahr alt ist. Stammt wohl aus dem Papierstapel für den Kamin. Ich setze mich dazu und beobachte Mark beim Falten von Servietten, die ihm meine Mutter in die Hand gedrückt hat.
    »Papa. Was ist los?«
    »Deine Mutter!«, sagt er mit aufgerissenen Augen und schneidet hinter seiner Zeitung eine Grimasse.
    »Papa, es gibt in Deutschland und auch in Österreich ganz klare Verkehrsregeln, die unter anderem besagen, dass ein Sicherheitsabstand im zweistelligen Zentimeterbereich unter allen Umständen zu wenig ist.«
    »Der hätte sowieso gleich die Spur gewechselt.«
    »Hätte er das auch getan, wenn du ihm nicht auf die Pelle gerückt wärst?«
    »Er ist nur 140 gefahren. Damit kann der doch nicht im Ernst auf der linken Spur bleiben wollen. Nicht mal in Österreich.« Aufgebracht wedelt er mit der Zeitung vor meinem Gesicht.
    Ich seufze tief. »Es wäre mir lieb, wenn ihr bei unserer Hochzeit noch leben würdet. Also fahr bitte anständig. Und danach auch, sonst muss ich deinen Enkelkindern erzählen, dass Opa vor lauter Größenwahn und Ungeduld sein Leben im Kofferraum eines anderen ausgehaucht hat.«
    »Enkelkinder. Das wäre schön. Aber mit dem da?« Mein Vater deutet durch die Zeitung diskret auf Mark, der gerade mit Dessertlöffeln aus der Küche kommt.
    »Mit keinem anderen. Du kennst ihn kaum, also sei nett. Versuch lieber, ihn kennenzulernen.«
    »Das mache ich doch gern, Liebes.« Das Lächeln meines Vaters hat etwas Wölfisches. »Und dabei soll er mich auch gleich kennenlernen.«
    Mark
    Ich bin ehrlich beeindruckt. Es ist ja die ganze Zeit von einer Hütte die Rede gewesen. Aber das hier ist definitiv keine Hütte. Nirgends Kuhglockenromantik mit Hinterglasmalerei und Bierkrugsammlung. Luisa und ich haben unser eigenes kleines Reich direkt unterm Dachstuhl mit Schlafzimmer, Wohnraum und einem Bad. Mit einer einzigen Fernbedienung können wir sämtliche

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