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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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ist das eher ein Job, in dem man gar keine Kinder haben sollte. Oder eben so wie die Französinnen, die ihre Babys nach sechs Wochen in die Krippe geben und wieder arbeiten gehen. Ja, das müsste ich dann wahrscheinlich machen. Sechs Wochen, das ist also … Nur ein bisschen älter als Sara jetzt. Aber sie ist doch noch winzig. Man kann doch so ein kleines Kind nicht … Man kann schon, schließlich machen es viele. Aber will ich das? Ich bemerke plötzlich, dass Verena mich spöttisch angrinst. »Alte Heulsuse«, sagt sie. Tatsächlich, ich habe ein bisschen feuchte Augen bekommen.
    »Du siehst so glücklich aus mit Sara«, schniefe ich.
    Zärtlich und stolz blickt meine Freundin auf das kleine Bündel in ihren Armen. »Das bin ich auch.«
    »Ich weine immerhin nicht so viel wie bei deiner Hochzeit.«
    »Das kannst du auch nicht mehr toppen. Du hast die ganze Kirche überflutet«, zieht Verena mich auf.
    »Mach dich nur lustig. Die Hochzeit war eben sehr romantisch. Betrachte es einfach als Ausdruck meiner Wertschätzung.«
    »Ja, im Nachhinein tue ich das. Und warum tränten deine Augen eben schon wieder?«
    »Weil …«
    Neugierig, aber gleichzeitig irgendwie wissend schaut Verena mich an.
    »Weil ich mir dachte, du hattest sicherlich schreckliche Schmerzen bei der Geburt«, rede ich mich clever raus.
    »Lügnerin.« Hm. Hat ja toll geklappt.
    »Lass uns nicht darüber reden, Verena, ja? Ich muss das jetzt einfach durchziehen mit diesem Job, und in fünf Jahren bin ich wahrscheinlich wieder in München und so hochschwanger, dass ich mich kaum noch rühren kann.«
    »Bestimmt. Und die fünf Jahre dazwischen?«
    »Du fragst schlimmer als die Stasi und die spanische Inquisition zusammen«, beschwere ich mich seufzend.
    »Muss man auch erst mal können.« Unverwandt schaut Verena mich aus ihren blauen Augen an.
    »Die fünf Jahre dazwischen werde ich irgendwie überleben.«
    »Wenn das mal nicht verlockend klingt.«
    Allmählich werde ich sauer. Ich greife nach ihrem blonden Zopf und ziehe daran. Eine Übersprungshandlung, auch nicht besonders erwachsen. Schon klar, aber irgendwie muss ich sie doch ablenken. Klappt nur nicht. Verena hebt bloß wortlos die Augenbraue.
    Wir reden noch eine Weile über Flaschenwärmer, Stillkissen und kindgerechtes Spielzeug. Als ich nach Hause gehe, bin ich ein wenig verwirrt von all den Informationen aus einer fremden Welt. Im Wohnzimmer finde ich Mark und Barnie vor. Mark sitzt in einer Ecke unseres Sofas und tippt auf seinem Handy herum, Barnie steht mit einer Flasche Bionade in der Hand am Fenster und schaut auf die Straße. Bionaden-Barnie. Lilly ist eine Hexe. Dass die beiden mich zwar begrüßen, aber kein Wort miteinander wechseln, wundert mich jetzt aber doch.
    »Habt ihr gestritten, Jungs?«
    »Nein«, antwortet Mark und stiert Barnie an. Der dreht sich wieder zum Fenster und murmelt irgendetwas.
    »Aha.« Männer!
    »Barnie hat nur ein bisschen Stress mit Lilly«, erklärt Mark.
    »Oh, das tut mir leid. Warum denn?«
    »Sie will, dass er Elternzeit nimmt.«
    Barnie beteiligt sich immer noch nicht an der Konversation.
    »Na und?«, bohre ich weiter.
    »Elf Monate. Und sie nur drei.«
    Plötzlich dreht Barnie sich zu uns um und schaut mich an. »Luisa, du wirst das bestimmt super finden«, sagt er kühl. »Du bist ja jetzt auch so eine Karrierefrau, die alles für ihren Job opfern würde. Sogar die Familie.«
    »Moment mal!«, ruft Mark.
    »Vielen Dank, Mark. Ich kann selbst darauf antworten«, sage ich zuckersüß. Dann wende ich mich Barnie zu und zeige mit dem Finger auf ihn, als wolle ich ihn aufspießen – wozu ich in diesem Moment auch große Lust hätte. »Du, mein Lieber, hast noch vor einem halben Jahr vergnügt lächelnd die Herzen verliebter Frauen auf deinem Ich-fick-mich-durchs-Leben-Altar geopfert. Du hast dich für nichts interessiert außer für Fußball und Brüste. Also komm mir jetzt nicht mit dieser Superdaddy-Tour.« Meine Stimme klingt scharf in meinen eigenen Ohren. »Tu nicht so, als wüsstest du besser als alle anderen, was im Leben zählt. Du hast doch keine Ahnung! Lilly ist zum Zeitpunkt der Geburt seit neun Monaten schwanger, und die ersten Monate war sie auch noch alleine damit. Sie wird immer dicker und hat mehr gekotzt als Zehntklässler beim Komasaufen. Es ist also wohl nicht zu viel verlangt, dass du mal mit dem Arsch in der Hose bleibst und ihr diese Zeit auf die Kinderbetreuung anrechnest. Außerdem mache ich dich ungern darauf aufmerksam,

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