Wer ist die Coolste im ganzen Land
Cheerleaden für eine Art Geisteskrankheit hält? , fügte sie im Stillen hinzu.
»Dann übt ihr eben nach dem Essen«, sagte Constance entschieden und nahm einen Schluck Espresso aus einer kleinen weißen Porzellantasse.
»Aber …« Avalon beugte sich vor und schlang die Arme um Pucci, die auf dem Stuhl neben ihr saß und ein Gesicht machte, als warte sie darauf, das Frühstück serviert zu
bekommen. Sie kuschelte ihren blonden Kopf an den von Pucci und versuchte so, die Wirkung des traurigen Hundeblicks, den sie aufgesetzt hatte, zu verdoppeln.
»Aber was ?« Constance sah ihre Tochter kopfschüttelnd an und stellte vorsichtig ihre Tasse auf dem Unterteller ab. Dann stand sie auf, trug das Geschirr zu dem glänzenden Spülbecken und signalisierte damit sowohl das Ende ihres Frühstücks als auch ihrer Unterhaltung mit Avalon.
Missmutig verfütterte Avalon den letzten Bissen ihres Blaubeerbagels an Pucci. Während ihre Mutter, die einen cremefarbenen Velours-Hausanzug trug, die bereits blitzsauberen Holzschränke und die dunkle Granitarbeitsplatte noch einmal gründlich abwischte, versuchte Avalon, sich Brianna und Halley gemeinsam beim Abendessen vorzustellen. Grauenhaft.
Doch dann wurde ihr plötzlich klar: Das könnte genauso gut ein Riesenspaß werden.
Als Brianna an diesem Nachmittag mit einem riesigen Strauß Callas in der Hand durch die elegante, aus massiver Eiche bestehende Eingangstür der Greenes trat, zog Avalon sie in einer festen Umarmung an sich, die halb »Schön, dass du da bist« und halb »Danke, dass du mich vor einer total öden Familienveranstaltung rettest« bedeutete.
»Ich würde gern kurz etwas mit dir besprechen«, sagte Brianna mit sorgenvoll gerunzelter Stirn und ließ sich von Avalon die Blumen abnehmen und in die Küche führen.
»Wir werden es leider nicht schaffen, vor dem ersten Saisonspiel ein neues Trikot für dich zu organisieren«, erklärte sie entschuldigend. »Ich weiß, das klingt jetzt krass,
aber … na ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass du die gleiche Größe hast wie Amy - die Teamkollegin, die nach Chicago gezogen ist. Das einzige Problem ist, dass auf ihrem Sweater ihre Initialen stehen, aber es ist bestimmt total einfach, aus ihrem AC ein AG zu machen! Würde es dich in eine große Identitätskrise stürzen, wenn du ihr Trikot anziehen müsstest, solange deins noch nicht fertig ist?«
Avalon versuchte bei der Vorstellung, die Kleider von jemandem tragen zu müssen, den sie kaum kannte, nicht in angeekeltes Zittern auszubrechen - zumal es sich auch noch um ein Sporttrikot handelte. Das klang nach missglücktem Secondhand-Schnäppchen.
»Kein Problem!«, rief sie, so fröhlich sie konnte, während sie die langstieligen Blumen in eine hohe, rechteckige Vase stellte. »Hauptsache, ich kann tanzen!«
»Donnerwetter, du übertriffst dich mal wieder selbst in höchstem Maße.« Brianna lächelte.
Avalon konnte es nicht fassen, dass jemand, der unter siebzig war, gerade Donnerwetter und in höchstem Maße gesagt hatte, aber nicht einmal das konnte sie wirklich aus der Ruhe bringen. Als sie mit Brianna nach draußen ging, hätte sie über das berauschende Gefühl ihres neuen Lebens als Cheerleader sogar beinahe vergessen, dass sie noch mit Halley fertig werden musste.
Avalon führte Brianna durch die Pforte in dem Zaun, der ihren Garten von dem der Brandons trennte. In der untergehenden Sonne spiegelten sich die rosa Wolken im blau funkelnden Pool der Greenes.
»Darf ich vorstellen: Das ist Brianna Cho, die Mannschaftskapitänin der Cheerleader«, präsentierte Avalon Brianna dem Brandon-Clan. Halleys Vater stand gerade
am Grill und wendete Burger aus Bio-Putenfleisch und Tyler saß am Tisch und winkte.
Abigail lächelte. »Schön, eine neue Freundin von Avalon kennenzulernen.«
Halley versuchte noch nicht einmal, ihren Schock zu verbergen.
Eins zu null für Avalon.
»Hi, Halley. Was macht das Turnen?«, fragte Brianna freundlich.
Halley, die immer noch an ihrem schmuddeligen Rockstar-Chic festhielt, trug ein langweiliges, von ihrer Mutter geerbtes »Crowded House«-T-Shirt, auf dem DON’T DREAM IT’S OVER stand, und zerknitterte abgeschnittene Jeans. Na ja.
»Unser Team war noch nie so stark wie jetzt, seit wir den überflüssigen Ballast losgeworden sind«, antwortete sie mit Blick auf Avalons Busen.
Die Mädchen setzten sich an den Tisch auf der Terrasse, Abigail ging nach drinnen, um Constance und Courtney mit den Salaten und den Beilagen zu
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