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Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Titel: Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riepe
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vorfuhr. Ich möchte hier keine Klischees bemühen, aber dieser Mann war wirklich ein solches auf zwei Beinen und bediente die Vorurteile, die normal sterbliche Menschen von Jägern haben, vorzüglich. Er steuerte einen Geländewagen von der Größe und Stärke, dass er damit locker eine Sandwüste hätte durchqueren können. Im flachen Soester Umland war die Notwendigkeit für ein solches Fahrzeug, selbst wenn man durch sein Hobby ab und zu auf unbefestigten Wegen unterwegs war, absolut nicht gegeben. Die Förster in unserer Gegend fahren übrigens Renault-Kangoos ohne Allradantrieb – und die müssen beruflich jeden Tag in den Wald.
    Nachdem Herr D. ausgestiegen war und mehr aus Verpflichtung als freundlich ein „Tach“ grummelte, offenbarte er weitere Klischees. Natürlich – wie sollte es auch anders sein – trug er seine Jägeruniform: grüne Hose, grüner Pullover und grüne Jacke. Dazu ein zünftiges Hütchen – Sie dürfen jetzt raten, in welcher Farbe … Nach der Begrüßung wollte er behänden Schritts zur Rückseite seines Panzers schreiten, um den Hund herauszulassen. Doch das gelang ihm nicht ganz. Der vorher beschriebene matschige und rutschige Boden machte ihm einen Strich durch die Rechnung und der stolze Jäger rutschte auf einem schlammigen Stück Erde aus. Seinen vehementen Weg Richtung Kofferraum konnte er nicht fortsetzen, stattdessen wurde die Energie seines Schrittes umgeleitet: Das Bein, mit dem er in den Morast getreten war, zeigte auf einmal und blitzschnell in Richtung Himmel, während sein Oberkörper sich dem nassen Erdreich zuwandte. Dabei fiel er nicht wie die berühmte Bahnschranke, auf irgendeine Weise sah der Sturz sogar elegant aus. Weniger schick wurde allerdings die Landung. Herr D. klatschte mit einem lauten Geräusch auf den matschigen Boden, wobei die Hälfte seines Rückens noch eine Pfütze erwischte. Oh Gott, dachte ich, hoffentlich hat er sich nichts getan. Auf jeden Fall wird er ganz schön meckern, wenn er aufsteht.
    Aber da irrte ich mich. Gerade als ich ihm aufhelfen wollte, erhob sich das Jägerken genauso schnell wieder, wie es gefallen war. Sein Kopf war zwar hochrot, aber die für mich amüsante und für ihn peinliche Situation sollte offenbar so gut wie möglich überspielt werden. „Dann wollen wir mal den Hund holen“, entfuhr es ihm mit seiner grummeligen Stimme. Die ganze Szenerie war dermaßen komisch, dass ich am liebsten laut losgelacht hätte, diesen Drang aber musste ich aus Gründen der Höflichkeit unterdrücken. Als ich den Mann dann aber von hinten sah mit einem schönen braunen Matschfleck auf der grünen Jägeruniform, war es für mich noch schwerer, mich zurückzuhalten. Ich war froh, dass endlich der Hund aus dem Fahrzeug kam, auf den ich mich konzentrieren konnte. Der jedoch stürzte sich sofort auf etwas, was ungefähr an der Stelle lag, wo Herr D. seine Rückenlandung vollzogen hatte. Er nahm es auf, hielt es in seinem Fang und schaute uns mit schrägem Kopf an. Erst da erkannte ich, was er aufgesammelt hatte. Mir war in der Komik und Hektik des Augenblicks entgangen, dass Herr D. sein Hütchen verloren hatte. Und das hatte der Hund nun in der Schnauze. In diesem Moment war es mir unmöglich, weiterhin das Lachen zu unterdrücken. Ich platze los. Und selbst der grummelige Jäger bewegte seine Mundwinkel nach oben und zeigte so etwas wie ein Lächeln.
    Als er mir allerdings seine Hundeprobleme schilderte, verging mir das Lachen recht schnell wieder. Eigentlich war es der Klassiker schlechthin: Der Hund kam nicht auf Zuruf zu seinem Besitzer und je mehr er für dieses Verhalten bestraft wurde, desto schlechter folgte er. „Der muss doch wissen, dass er eine Tracht Prügel kriegt, wenn er nicht kommt“, sagte der Mann. Und in einem aggressiv gesprochenen Ton schrie er: „HIER“. Der Hund reagierte sofort, hielt in seinem Tun inne und schaute stocksteif zu seinem Besitzer. Dessen Stimme wurde nun so unfreundlich, dass sogar die umstehen Bäume zur Flucht bereit gewesen wären.
    Was macht ein schlaues Lebewesen in einer solchen Situation? Natürlich: Es möchte Ärger vermeiden und vollzieht daher lieber keine schnellen, aufreizenden Bewegungen, die das aggressive Gegenüber zusätzlich reizen könnten. Unter normalen Kreaturen funktioniert die Strategie der Vermeidung von Auseinandersetzungen sehr gut. Viele nennen das beschwichtigen, wobei das Wort beruhigen vielleicht besser passt. Hunde benutzen ein solches Verhalten und kommen damit

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