Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

allerdings dazu kommen konnte, ging die Haustür auf, und Mr. Bodyguard trat heraus.
    Die Frau wandte den Blick von Lucy zu ihm. » Patrick Shade? «
    Er blieb vor der Treppe stehen. » Kann ich Ihnen helfen? « , erwiderte er, ohne ihre Frage zu beantworten.
    Sie trat ein paar Schritte vor und stellte sich vor ihren Wagen. » Ich bin auf der Suche nach einer Freundin. «
    Er nickte in Lucys Richtung. » Wenn es nicht sie ist, haben Sie das falsche Haus erwischt. «
    » Sie ist hier. Das weiß ich. «
    Die kräftige Figur der Besucherin erinnerte Lucy daran, dass Temple Feinde hatte. Was, wenn diese Frau eine verärgerte ehemalige Kundin von ihr war? Oder eine Zuschauerin von Fat Island, die zur Stalkerin geworden war?
    Panda stand wie angewurzelt zwischen der Besucherin und der Haustür.
    » Ich habe Wochen gebraucht, um sie aufzuspüren « , sagte die Frau hartnäckig. » Ich gehe nicht weg. «
    Er kam langsam die Treppe herunter. » Das ist ein Privatgrundstück. «
    Er hatte seine Stimme nicht erhoben, aber das ließ ihn nicht weniger einschüchternd wirken. Die Frau wich zurück gegen ihren Wagen, eher verzweifelt als drohend.
    » Ich muss sie sehen. «
    » Sie sollten jetzt gehen. «
    » Sagen Sie ihr einfach, dass ich hier bin. Bitte. Sagen Sie ihr, dass Max hier ist. «
    Max?
    Lucy starrte die Frau an. Das war Max?
    Aber für Panda schien diese Offenbarung keine Überraschung zu sein. Machte er nur sein professionelles Pokergesicht, oder hatte er die ganze Zeit gewusst, dass die Person, der Temple nachtrauerte, eine Frau war?
    Natürlich hatte er es gewusst. Jemandem, der so gründlich war wie Panda, würde ein solches Detail nicht entgehen.
    Die Frau drehte sich zum Haus und rief laut: » Temple! Temple, ich bin es, Max! Komm raus und rede mit mir! «
    Ihr Kummer kam dermaßen aus dem Bauch heraus, dass Lucy ihn in ihrem eigenen Herzen spürte. Bestimmt hatte Temple Max gehört und würde gleich herauskommen. Aber aus dem Haus drang kein einziges Geräusch, nicht ein Mucks.Lucy hielt es nicht länger aus. Sie ging um das Haus herum und zum Hintereingang wieder hinein.
    Sie entdeckte Temple oben in ihrem Zimmer, wo sie neben dem Fenster zur Vorderseite stand und die Einfahrt beobachtete, ohne selbst gesehen zu werden.
    » Warum musste sie herkommen? « Ihre Stimme klang grimmig und gebrochen zugleich. » Ich hasse sie. «
    Alles, was Lucy nicht verstanden hatte, war nun klar. » Nein, das tust du nicht. Du liebst sie. «
    Eine Haarlocke löste sich aus einer Klammer, als Temple herumfuhr, jeden Muskel ihres übertrainierten Körpers angespannt. » Was weißt du schon? «
    » Ich weiß, dass dich das schon den ganzen Sommer zerreißt. «
    » Das wird besser werden. Es ist nur eine Frage der Zeit. «
    » Warum hast du dich getrennt? «
    Temples Nasenflügel blähten sich. » Sei nicht so naiv. Denkst du, ich will, dass die ganze Welt erfährt, dass ich … dass ich in eine Frau verliebt bin? «
    » Du wärst wohl kaum die erste berühmte Trainerin, die sich outet. Ich bezweifle, dass das deine Karriere ruinieren würde. «
    » Es würde mich ruinieren. «
    » Wie? Ich verstehe nicht. «
    » Das ist nicht das, was ich sein möchte. «
    » Eine Lesbe? «
    Temple zuckte zusammen.
    Lucy warf die Hände hoch. » Herrgott, Temple, willkommen im 21. Jahrhundert. «
    » Du hast leicht reden. Du hast dich in einen Mann verliebt. «
    Einen Moment lang dachte Lucy, sie würde von Panda sprechen, aber dann wurde ihr bewusst, dass Ted gemeint sein musste.
    » Wir können es uns nicht immer aussuchen, in wen wir uns verlieben. Viele Frauen sind lesbisch. «
    Temple schürzte die Lippen, obwohl in ihren Augen Tränen schimmerten. » Ich bin nicht viele Frauen. Ich bin Temple Renshaw. «
    » Und das hebt dich über uns Normalsterbliche hinweg? «
    » Ich gebe mich nie mit dem Zweitbesten zufrieden. Dafür bin ich nicht gemacht. «
    » Hältst du Max wirklich für das Zweitbeste? «
    » Max ist wundervoll « , stieß sie grimmig hervor. » Der beste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. «
    » Aber? «
    Temple schwieg hartnäckig, doch Lucy wollte sie so nicht davonkommen lassen. » Mach schon, raus damit. «
    » Ich brauche das nicht. Political Correctness ändert nichts an der Realität. Homosexualität ist ein Defekt. Ein Charakterfehler. «
    » Kapiert. Du bist zu perfekt, um lesbisch zu sein. «
    » Ich werde mit dir nicht länger darüber reden. «
    Lucy überkam Mitleid. Die Maßstäbe, die Temple sich setzte,