Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
Vom Netzwerk:
Kopf!«
    »Ich wage es zu bezweifeln, daß dein Colt ein Loch in einen Monolithen schießen kann.«
    Sie holte tief Luft. Ihre Augen funkelten. »Bei allen guten Geistern, Jai, ich sollte dich hassen!«
    Er richtete sich auf und sah sie an. »Aber offensichtlich tust du das nicht«, erwiderte er. »Und das ist leider der wunde Punkt.«
    Ihr Zorn verflog. Es kam ihr alles sinnlos und selbstzerstörerisch vor.
    »Gegen diesen wunden Punkt bin ich machtlos«, sagte sie mißmutig.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin … krank.«
    Er sah sie nicht an, sondern über sie hinweg, als gebe es in der wenig bemerkenswerten Landschaft mit den flachen Feldern und vereinzelten Büschen etwas, von dem er den Blick nicht wenden konnte. »Du liebst mich zu sehr, Olivia. Erziehe dich dazu, es nicht zu tun.«
    Olivia kannte viele seiner Stimmungen – Zorn, ununterdrückbare Ruhelosigkeit, bösartige Widersprüchlichkeit und, ja, auch die unglaubliche Zärtlichkeit, hinter der etwas sehr Tiefes und Echtes zu spüren war. Sie hatte seine Reue erlebt, die rücksichtslose Selbstgeißelung und die wütende Empörung über sich selbst, weil er sie verletzt hatte. Aber jetzt sah sie etwas, das sie noch nie bei ihm erlebt hatte. Und es machte ihr Angst, denn sie erkannte, was es war – Gleichgültigkeit. Ihre Liebe hatte sie dazu getrieben, zu schwören, sie werde alles ertragen, was zu sein er sich entschloß. Aber unter all den Möglichkeiten hatte sie Gleichgültigkeit nicht bedacht. Olivia wußte mittlerweile, daß Schmerz zu den ständigen und vertrauten Gefährten ihres Lebens gehörte. Aber Jais gefühllose Gleichgültigkeit war messerscharf und schnitt in den Kern ihres Wesens, so daß sie vor Schmerz fast aufschrie.
    »Du meinst, ich soll mich dazu erziehen, wie … du es getan hast? Ich soll mich mit schleichendem Gift und Haß auf die Welt vollsaugen?« Seine kalte Anwesenheit war so qualvoll, daß sie nicht mehr darauf achtete, was sie sagte. Sie wollte ihn nur soweit herausfordern, daß er diesen schrecklichen Schleier des Nichts fallen ließ, der sein Gesicht verhüllte. »Soll ich auch Angst davor haben, in anderen den falschen Glauben zu wecken, ich sei ein Mensch aus Fleisch und Blut wie sie auch? Meinst du das, Jai?«
    Ihre leidenschaftlichen Provokationen prallten erfolglos an ihm ab. Er zuckte nur die Achseln und stocherte im Boden. »Wenn du es so interpretierst, dann ja.«
    Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie wollte sich nicht noch mehr erniedrigen, indem sie weinte, und grub die Fingernägel in die Handflächen. »Ich weiß, für dich ist alles ein Spiel«, sagte sie unglücklich, »für dich hat im Leben nichts eine Bedeutung.«
    Er runzelte die Stirn und dachte eine Weile darüber nach. »Ja, es ist ein Spiel.« Es klang irgendwie überrascht, als sei ihm das etwas Neues. »Und ja, nichts hat für mich eine Bedeutung.« Er beugte sich vor, stützte die Arme auf die Knie und starrte auf seine Stiefel. »Ich bin aber nicht mehr sicher, daß dieses Spiel die Mühe lohnt, Olivia …«
    Ihr Herz schlug schneller. Die Mauer der Gleichgültigkeit hatte einen Riß! In seinem Gesicht bewegte sich etwas, und aus seiner Stimme sprach das ungewohnte Eingeständnis der Niederlage. Olivia eilte zu ihm, kniete vor ihm auf den Boden und legte ihm die Arme in den Schoß. »Warum spielst du dann trotzdem weiter, Jai? Warum?«
    Er schien sich über ihre Nähe zu freuen, denn er hob die Hand und fuhr ihr durch die Haare. Der kaum merkliche Anflug eines Lächelns lag auf seinen Lippen. »Wie kannst du mich ertragen, Olivia?«
    Aber sie ließ sich nicht ablenken. »Warum?«
    »Weil der Sinn meines Lebens, so unwichtig es auch sein mag, nur darin liegt.«
    Ihre Kehle wurde trocken. »Es kann einen anderen Sinn geben …«
    »Nicht jetzt, nicht im Moment!« Er wurde unruhig und fahrig. »Was angefangen worden ist, muß zu Ende geführt werden. Keiner von uns kann geschont werden, ich nicht, und selbst du nicht … meine unschuldige Madonna …« Er nahm ihre Hand zwischen beide Handflächen und drückte sie so fest, daß es schmerzte. Aber Olivia blieb stumm, denn sie spürte, daß er in diesem Augenblick nahe daran war, ihr sein Innerstes zu enthüllen.
    Sie zitterte, wagte aber nicht, sich zu bewegen, damit der zarte Faden seiner Gedanken nicht riß. »Auch ich werde nicht geschont«, flüsterte sie kaum hörbar.
    Er ließ ihre Hand fallen. Sie war gefühllos. »Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, Olivia.« Er

Weitere Kostenlose Bücher