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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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sehr …« Ihr versagte die Stimme, und sie biß sich auf die Lippen.
    »Du liebst diesen … Mann noch?« Freddie schlug mit geballter Faust auf den Tisch und machte seinem Ärger auf höchst untypische Weise Luft. »Mein Gott, ich werde verrückt, wenn ich nur daran denke!«
    »Nein, Freddie.« Olivia zwang sich, ruhig und gelassen zu antworten. »Ich liebe ihn nicht, und ich habe ihn nie geliebt. Das habe ich dir doch schon gesagt …!«
    »Wenn ich nur wüßte, wer es ist.« Seine Eifersucht beschäftigte ihn so sehr, daß er sich nicht für ihre Beteuerungen interessierte. »Ich schwöre dir, ich würde ihn auf der Stelle umbringen!«
    Olivia lächelte und meinte sarkastisch: »Du befindest dich in guter Gesellschaft, mein Lieber. Du bist keineswegs der einzige, der seinen Tod wünscht.«
    *
    Seit der Rückkehr nach Kalkutta bemühte sich Olivia darum, ihre Tante und ihren Onkel so oft wie möglich zu besuchen. Da Sir Joshua es noch immer ablehnte, nach England zurückzukehren, und Lady Bridget sich weigerte, in Indien zu bleiben, beschloß sie, allein zu fahren. Ihre Abreise stand unmittelbar bevor. Deshalb gab es viel im Haus zu tun. Einige der Zimmer mußten abgeschlossen werden, Möbel wurden zum Schutz gegen Staub mit Tüchern abgehängt, Vorratskammern und Lagerräume aufgeräumt und die angesammelten nutzlosen Dinge aussortiert; das Silber ließ Lady Bridget sorgfältig verpacken und in den Tresor einschließen, und schließlich fand man noch ein neues Zuhause für Clementine, Estelles Spaniel. Lady Bridget ließ ein Leben hinter sich, und es ist weder psychisch noch physisch leicht, ein Leben aufzugeben.
    Am mühsamsten war es, umfassende Vorkehrungen für das weitere Wohlergehen von Sir Joshua zu treffen, der ein Land strikt ablehnte, in dem nie die Sonne schien, und wo – wie er voll Verachtung erklärte – die Menschen sich von Schweinefraß und gekochten Ledersohlen ernährten. Olivias Heirat beschäftigte ihn kaum. Nur einmal ließ er sich zu der brummigen Bemerkung hinreißen: »Sorg wenigstens dafür, daß er in Zukunft vor der eigenen Tür umkippt, wenn er blau ist.« Ansonsten schien er sich jeden Tag mehr in sich selbst zu verkriechen. Er schnitt stundenlang die Rosen oder saß auf einem umgedrehten Blumentopf und starrte ins Leere. Früher legte er großen Wert auf gepflegte Kleidung, aber inzwischen wirkte sein Aufzug eher nachlässig und schlampig. Außerdem aß er teilnahmslos und ohne großen Appetit. An der Kühle zwischen Lady Bridget und Sir Joshua änderte sich nichts, denn Olivia hatte zumindest gehofft, ihre Tante würde sich Sorgen um ihn machen. Nichts wies jedoch darauf hin, daß sie sich erweichen ließ. Eher das Gegenteil schien der Fall. Olivias Empörung über ihren Onkel hatte sich längst gelegt. Auf unterschiedliche Weise waren sie alle Speichen im selben Rad. Wer wollte sich also ein Urteil erlauben?
    Nachdem sich alle Bemühungen als vergeblich erwiesen hatten, Sir Joshua zu überreden, daß er seine Frau nach England begleitete, suchte Olivia nach einem anderen Ausweg. »Also gut, dann kommst du eben zu uns«, schlug sie ihm vor. »Ich finde den Gedanken einfach unerträglich, daß du hier allein leben willst.«
    »Du wirst es vielleicht nicht glauben, Olivia, aber ich muß über vieles nachdenken«, erwiderte er gereizt. »Bitte versteh mich nicht falsch, aber du glaubst doch nicht im Ernst, man könnte einen klaren Gedanken fassen, wenn dieser vertrottelte Birkhurst in der Nähe ist?«
    Worüber er nachdachte, wußte niemand. Manchmal schrieb er die ganze Nacht in seinem Tagebuch. »Was in seinem Kopf vorgeht, muß er mit sich und seinem Schöpfer ausmachen«, erklärte Ransome ärgerlich, als Olivia ihn darauf ansprach. »Weder der eine noch die andere hält es für notwendig, mich in ihre Gespräche einzuweihen! Aber mach dir keine Gedanken um Josh«, fügte er versöhnlicher hinzu. »Ich habe mich dazu entschlossen, mein Haus zu verkaufen und zu ihm zu ziehen, wenn Bridget abreist. Es ist einfach absurd, daß jeder von uns allein in einem riesigen, leeren Haus sitzt und Selbstgespräche führt. Natürlich verringern sich dadurch auch die Kosten erheblich.«
    Als Lady Bridget von Lady Birkhurst über Olivias Schwangerschaft in Kenntnis gesetzt wurde, weinte sie vor Freude. Aber dann bekam sie Gewissensbisse wegen ihrer Abreise. »Ich weiß, Sarah würde wollen, daß ich an deiner Seite bin«, jammerte sie kläglich. »Ich bin sicher, du wirst mich

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