Wer Liebe verspricht
hätte nicht geglaubt, daß du mich so wörtlich nimmst, beziehungsweise so schnell handelst!« Sie wurde ebenso plötzlich wieder ernst: »Warum hast du mich über deinen Zustand nicht früher informiert?«
Jetzt mußte Olivia lächeln. »Hättest du dann der Hochzeit zugestimmt?«
»Nein. Ich hätte bestimmt versucht, meinen Sohn davon zu überzeugen, seine Ritterlichkeit nicht so leichtsinnig auf die Spitze zu treiben! Aber aus anderen Gründen, als du glaubst, Olivia.« Sie lehnte sich zurück. »Ich kenne mich in der Welt aus. Mich schockiert nichts mehr. Ich schätze dich nicht weniger, weil du vielleicht unklugerweise einen Mann geliebt und dich mit ihm eingelassen hast, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Glaube mir, ich habe Schlimmeres gesehen.« Sie schnaubte. »Du meine Güte, die Hälfte aller gekrönten Häupter Europas würden in arge Nöte geraten, wenn man sie nach ihren wahren Vätern fragen sollte! Nein, Olivia, ich habe rein pragmatische Einwände. Verstehst du, deine Ehe mit meinem Sohn trübt für uns die Zukunft.« Sie kniff die Augen zusammen. »Wer ist der Vater des Kindes?«
Olivia richtete sich energisch auf. »Tut mir leid, ich bin nicht bereit, darüber zu sprechen. Ich habe Freddie gesagt, sobald mein Kind geboren ist, werde ich ihn verlassen, wenn er es wünscht. Ich bin bereit, jede Verzichtserklärung und alle notwendigen Dokumente zu unterschreiben, um meine Anrechte auf Geld und Titel aufzugeben. Ich erwarte auch keinerlei Erbrechte.«
Lady Birkhurst lachte leise und belustigt. »O je, wie schrecklich naiv ihr Amerikaner doch seid! Glaubst du wirklich, das sei so einfach? Wenn du einen Sohn bekommst, wird er ganz bestimmt den Titel erben.«
»Aber das möchte ich nicht!« rief Olivia. »Ihr könnt ihn doch enterben, euch von ihm lossagen und, wenn ihr wollt, sowohl mich als auch das Kind für tot erklären lassen. Ich möchte doch nur, daß mein Kind jetzt mit einem Namen geboren wird.«
»Du begreifst noch immer nicht, worauf es ankommt, Olivia.« Lady Birkhurst seufzte. »Versteh doch, einen englischen Adelstitel kann man nicht aufgeben, nur weil jemand es will! Ich möchte dir klarmachen, daß Freddie erst wieder heiraten kann, wenn du stirbst – und das bedeutet, die direkte Birkhurst-Linie stirbt mit ihm aus.« Zum ersten Mal wirkte sie erregt. »Und das ist undenkbar! Der nächste Anwärter auf den Titel ist ein widerwärtiger Cousin mit einem Kropf und Mundgeruch. Seine Frau ist zu dumm, um ein englisches Dienstmädchen zu sein, ganz zu schweigen von einer englischen Baronin. Ich würde mich im Grab umdrehen, wenn sie Farrowsham erben sollten!«
Olivia sah sie erschrocken an. Über solche Dinge hatte sie bisher überhaupt nicht nachgedacht. »Aber … was kann man denn dann machen? Gibt es eine Lösung?«
Lady Birkhurst legte die Finger aneinander, und das doppelte Doppelkinn sank noch etwas tiefer auf ihre Brust. »Ja, es gibt eine Lösung. Ich habe im Augenblick keine Einwände dagegen, daß dein Kind unseren Namen bekommt. Wenn es ein Sohn ist, können wir später dafür sorgen, daß er von der Bildfläche verschwindet und für tot erklärt wird. Gott sei Dank ist England so korrupt, daß man so etwas arrangieren kann. Wenn du eine Tochter bekommst, ist alles sehr viel einfacher. Hast du mich verstanden?« Olivia nickte, und Lady Birkhursts Gesichtsausdruck veränderte sich merklich. »Jetzt kommen wir zu dem springenden Punkt. Welches Geschlecht dein Kind auch haben wird, du wirst Freddie einen Sohn schenken müssen, um die direkte Linie seiner Familie fortzuführen.«
Für Olivia brach die Welt zusammen. Sie starrte entsetzt in das versteinerte Gesicht ihrer Schwiegermutter. Aber Lady Birkhurst meinte es ernst. Daran hatte Olivia wirklich nicht im mindesten gedacht! In ihrer Panik hatte sie nur ihre Nöte im Sinn gehabt.
»Du hast von einer Schuld gesprochen, Olivia«, fuhr Lady Birkhurst unbarmherzig fort. »Gewiß, kein Mann hätte dem zugestimmt, was mein Sohn bedenkenlos getan hat. Aber wir beide wissen, er ist ein Dummkopf. Ich erwarte von dir als Amerikanerin nicht, daß du über das englische Erbrecht informiert bist. Aber Freddie müßte es eigentlich besser wissen. Verstehst du jetzt meinen berechtigten Kummer?«
Olivia nickte unglücklich.
»Wenn du deine Schuld Freddie gegenüber begleichen möchtest, dann gibt es nur eine Möglichkeit. Rechtlich bist du dazu natürlich nicht verpflichtet. Es ist eine rein moralische Pflicht. Ich habe von Anfang
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