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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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an gewußt, du bist eine junge Frau mit großem Mut. Ich sehe jetzt, daß du noch kühner bist, als ich angenommen habe.« Sie machte eine kurze Pause, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Sag mir, bist du bereit, deinen Mut noch weiter unter Beweis zu stellen?«
    Der kalte Wind, der Olivias Herz erstarren ließ, wurde eisig. Der Preis für die verlogene, opportune Ehrbarkeit war größer, sehr viel größer, als sie geglaubt hatte. Aber es war schon soviel verloren, so viele Verbindlichkeiten waren eingegangen worden, daß die Würfel mit atemberaubender Schnelligkeit fielen. Wie sollte das Geschäft jetzt noch rückgängig gemacht werden?
    »Nein, dazu reicht mein Mut nicht«, erwiderte sie bitter. »Aber mit etwas Zeit werde ich ihn irgendwie aufbringen. Ich kann nicht zulassen, daß Freddies Familie zu den Verlierern zählt.« Unbewußt hatte sie sich aufgerichtet. »Wenn Gott es mir möglich macht, werde ich dafür sorgen, daß die direkte Linie nicht mit Freddie endet.«
    Unerwartet wurde Lady Birkhursts strenges Gesicht weich, und ihre Lippen begannen zu zittern. Sie nahm Olivias Hand und sagte leise:
    »Du bist eine erstaunliche junge Frau, meine Liebe. Du hast in deinem kurzen Leben bereits schreckliche Entscheidungen treffen müssen. Ich beneide dich nicht darum.« Ihre Stimme klang belegt. »Wie verdreht die Umstände auch sind, ich bin immer noch der Meinung, daß es ein Segen für meinen Sohn ist, dich an seiner Seite zu haben. Verlasse ihn jetzt nicht, Olivia. Nur darum bitte ich dich.« Sie ließ Olivias Hand los und wischte sich die Augen. Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und fragte: »Sag mal, was hättest du getan, wenn mein Sohn dich nicht geheiratet hätte. Wärst du nach Amerika zurückgefahren?«
    Amerika!
    Gequält schloß Olivia die Augen. In ihrer jetzigen ausweglosen Lage, die sie immer tiefer in einen schrecklichen Abgrund zog, hätte Amerika auch auf einem anderen Stern liegen können!
    »Ja, vermutlich«, log sie beklommen. »Da meine Tante nach England zurückkehrt, wie sie es jetzt in Erwägung zieht, wäre es sinnlos gewesen, hier zu bleiben.«
    »Ich gehe davon aus, sie ahnen nichts von deinem Zustand. Natürlich nicht. Du hast gut daran getan, ihnen das zu ersparen.« Sie wechselte das Thema und erklärte energisch: »Du darfst dein Kind nicht in Kalkutta bekommen.«
    Olivia fragte stirnrunzelnd: »Warum nicht?«
    »Denke doch an die Folgen. Der erfahrene alte Fuchs Humphries läßt sich nicht täuschen. Er weiß sofort, das Kind kommt zu früh. Und dann weiß es Millie, und wir können uns das Gerede nur allzuleicht ausmalen! Alle werden zum Kalender stürzen und nachrechnen. Bestenfalls werden Freddie und du zum allgemeinen Gespött, und schlimmstenfalls wird er als Hahnrei verschrien. Das wollen wir ihm und uns ersparen.«
    Olivia war darauf nicht vorbereitet, denn auch das hatte sie nicht bedacht. Wie immer konnte man gegen Lady Birkhursts Klugheit nichts einwenden. Wäre Olivia nicht so niedergeschlagen gewesen, hätte sie die komische Seite der Tatsache gesehen, daß sie dieses Thema mit der Mutter ihres Mannes erörterte. Aber wieder erkannte sie, Lady Birkhurst war wirklich eine außergewöhnliche Frau und unterschied sich wohltuend von allen Engländerinnen hier. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«
    Lady Birkhurst überlegte. »Ich denke, wir sorgen dafür, daß du bei der Geburt nicht in der Stadt bist und ein unbekannter Arzt dich entbindet. Du kannst etwa sechs Wochen später nach Kalkutta zurückkommen. Dann wird sich niemand mehr erlauben, dir verfängliche Fragen zu stellen.«
    Noch mehr Lügen, noch mehr falsche Vorspiegelungen, noch mehr Täuschung und Listen! Mein Gott, wird das nie mehr enden?
    »Mir wäre lieber, Freddie erfährt nicht, worüber wir gesprochen haben. Ich möchte ihn nicht mehr verletzen, als ich es bereits getan habe.«
    »Nein, er soll von unserer Übereinkunft nichts erfahren«, stimmte ihr Lady Birkhurst zu. Dann fragte sie freundlich: »Etwas beschäftigt mich noch. Dieser Mann«, sie sah Olivia durchdringend an, »wird er irgendwann einmal wieder in dein Leben treten?«
    »Nein.«
    »Weiß er von dem Kind?«
    »Weder weiß er davon, noch liegt ihm etwas daran.«
    »Und du? Liegt dir noch etwas an ihm?«
    Olivia erwiderte ruhig den prüfenden Blick.
    »Nein. Es war eine einmalige Anwandlung von Wahnsinn – mehr nicht. Und für diese Verrücktheit gebe ich nur mir die Schuld.« Lady Birkhurst stellte keine weiteren

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