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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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daß der Haushalt unter Rehmans zuverlässiger Leitung reibungslos lief. Da das Kontor von Templewood und Ransome nicht weit von Farrowsham in der Old Court House Street entfernt lag, stattete sie auch Arthur Ransome öfter einen Besuch ab. Zu ihrem Erstaunen erfuhr sie eines Tages, daß er Schwierigkeiten hatte, sein Haus zu verkaufen.
    »Aber warum? Das Haus liegt doch in der besten Gegend und ist sehr wertvoll?«
    Er sah sie merkwürdig an. »Templewood und Ransome, mein Kind, sind Ausgestoßene. Alle fürchten, daß jeder, der mit uns Geschäfte macht oder uns in dieser schwierigen Lage hilft, von Trident dafür bestraft werden wird. Erinnerst du dich nicht, ich hatte es dir prophezeit.«
    Olivia erinnerte sich an das Gespräch mit Ransome in Barrackpore. Damals hatte sie seine Bemerkung nicht weiter beachtet. »Aber das ist doch absurd!« rief sie empört. »Was kann er denn noch von euch wollen? Hat er nicht schon genug Schaden angerichtet?«
    »Er will immer noch etwas«, erwiderte Ransome ruhig. »Unser Firmenschild. Er wird nicht ruhen, bis wir den Offenbarungseid leisten müssen. Das hat er geschworen.«
    »Raventhorne will euch auf die Straße setzen?« Olivia war entsetzt, daß die Bosheit dieses Mannes überhaupt keine Grenzen zu haben schien.
    »Ja«, sagte Ransome einfach, »o ja. Wir sollen dort enden, wo er anfangen mußte – auf der Straße. Man könnte fast von poetischer Gerechtigkeit sprechen, nicht wahr?« Er lachte leise. »Und so wie es aussieht, wird es ihm gelingen. Da Josh zu nichts mehr in der Lage ist, haben wir keinen Kredit mehr. Sogar Pennworthys Bank diskontiert unsere Wechsel nicht, da wir keine Einkünfte mehr haben. Außerdem gehört Trident zu Pennworthys Kunden, und er muß seine Interessen wahren. Und unsere letzte Teelieferung verrottet in einem Lagerhaus, weil wir sie nicht verschicken können. Niemand ist bereit, den Transport zu übernehmen, jeder hat Angst vor Vergeltungsmaßnahmen, wenn Raventhorne zurückkommt.«
    Ich hasse diesen Satz: Wenn Raventhorne zurückkommt!
    »Ich hatte keine Ahnung, daß es so schlecht um euch bestellt ist«, sagte Olivia langsam. Ransomes Niedergeschlagenheit erschütterte sie tief. Auch ihr sank der Mut. »Gibt es denn keinen Ausweg aus dieser Sackgasse?«
    Arthur Ransome zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Vielleicht gibt es einen Ausweg, Olivia. Vor zehn, vielleicht noch vor fünf Jahren hätte ich ihm einen Kampf bis aufs Messer geliefert, aber jetzt habe ich nicht mehr die Kraft dazu – und ich will es auch nicht. Ich spüre allmählich mein Alter, und das macht es nicht leichter.« Er stand auf und drückte vorsichtig die Beine durch. »Josh und ich, wir haben ein verdammt gutes Leben gehabt. Ich bedaure nichts. Wir haben viel Geld verdient und viel Geld ausgegeben. Vielleicht ist es Zeit, aufzuhören. Jüngere, bessere Männer werden im Teehandel aktiv. Eines Tages wird es indischen Tee geben, und dann kann man auf China verzichten. Mit dem Abenteuer, der Spannung und dem erregenden Kampf ist es dann endgültig vorbei. Tee wird nur noch eine Ware unter vielen sein. Und ich habe keine Lust, bis zum Ende meines Lebens Tee anzubauen. Vielleicht hat Josh recht, vielleicht werden Dampfschiffe die Regel sein, und die Segelschiffe werden verschwinden. Das Leben wird langweilig und zur Routine. Das ist nichts für mich. Offen gesagt, es widert mich an …«
    Olivias Niedergeschlagenheit verwandelte sich in flammenden Zorn. Raventhorne hatte nichts unberührt gelassen, alles war von ihm angesteckt und in dem meisterhaften Plan der völligen Zerstörung bedacht worden! Zum ersten Mal fand sie den verfluchten Dreizack, sein Symbol, wahrhaft passend. O ja, er machte seinem Gott Schiwa alle Ehre!
    *
    In den nächsten Wochen erkannte Olivia, wie allgegenwärtig Jai Raventhorne in der Stadt war. An ihn erinnerte sie nicht nur das heranwachsende Kind in ihrem Leib, das von ihrem Blut und dem Sauerstoff ihrer Lunge lebte. Olivia kam beinahe täglich am Trident-Haus mit der nüchternen Fassade und den höhnisch lächelnden Fenstern vorbei. Eines Tages sah sie Raventhornes Rappen, mit dem einer seiner Leute über den Tank Square ritt. In den Farrowsham-Akten wimmelte es von Hinweisen auf Trident und von Rechnungen und Quittungen, mit Raventhornes großspuriger und lang gezogener Unterschrift. In seiner Abwesenheit leitete sein ergebener und treuer Stellvertreter, ein Bengale namens Ranjan Moitra, das Unternehmen. Er war ein adretter kleiner

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