Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
Vom Netzwerk:
die Nachricht hatte Papa noch nicht erreicht, als Sie ihn verlassen haben, Kapitän Tucker.« Sie führte ihn glücklich in das Eßzimmer und ließ für ihren Gast ein großes Frühstück bringen. »Sie ahnen nicht, wie ungeduldig ich bin, die Nachrichten zu hören, die Sie mir bringen, Kapitän!«
    Der Kapitän langte mit großem Appetit zu, während Olivia schweigend und wie gebannt zuhörte, als Tucker ausführlich von dem großen Ereignis berichtete. Die Trauung, sagte er, hatte in einer kleinen Kirche stattgefunden, die aus Sandelholz – eine Besonderheit, für die Hawaii berühmt ist – gebaut war. Sally trug ein muschelrosa Kleid und, als Zugeständnis an die einheimischen Sitten, im Haar eine Hibiskusblüte. Der Bräutigam erschien im Cut (Wie muß er das gehaßt haben, dachte Olivia und lachte insgeheim), Sallys Söhne waren ebenso korrekt gekleidet. Dane, der jüngere, fungierte als Trauzeuge, und Dirk führte seine Mutter zum Altar. Anschließend feierten sie nach hawaiianischer Art ein großes Fest am Strand mit Spanferkel, Tarobrot, süßen Kartoffeln, gegrilltem Fisch und »soviel Palmwein, um darin zu ersaufen, mit Ihrer Erlaubnis, Madam«. Bis zum Morgengrauen war gesungen und getanzt worden. Es war, schloß er begeistert, die schönste Hochzeit, seine eigene nicht ausgenommen, auf der er je gewesen war. Er schüttelte den Kopf und schob sich noch eine Gabel Rührei durch den dichten Bart, hinter dem sein Mund verschwand.
    Bei unzähligen Tassen starken brasilianischen Kaffees – ein Geschenk des Kapitäns – entlockte Olivia ihm länger als zwei Stunden all die vielen Einzelheiten, die man in einem Brief nicht schreiben kann. Hawaii, so erklärte Tucker, werde zu einem ebenso erstaunlichen Sammelbecken wie die Vereinigten Staaten. Von überall her kämen die Leute, weil die Inseln einfach paradiesisch seien. »Viele Amerikaner, Madam, verlassen wie Ihr Vater Kalifornien, weil das Goldfieber alles mögliche Gesindel anlockt. Jeder Tagedieb sucht jetzt sein Glück im Westen, Madam. Und«, er hob warnend den Finger, »es braut sich auch noch etwas anderes zusammen. Wie ich höre, spricht man im Süden von offener Rebellion.«
    »Und das Haus, in dem Sally und mein Vater wohnen?« fragte Olivia, die sich mehr für persönlichere Dinge interessierte. »Wie sieht es aus?«
    Kapitän Tucker lachte. »Die Häuser auf den Inseln sind nicht mit Häusern in Amerika zu vergleichen. Ihr Haus ist aus Tapa, das ist ein Faserstoff aus Rinde, und aus Gras und Korallensteinen.« Sally hatte im Hof einen Brotfruchtbaum gepflanzt und Beete mit solchen Gemüsen angelegt, die auf dem schlechten Boden der Inseln wuchsen, obwohl sie zu den Glücklichen zählten, die Süßwasser auf dem Gelände hatten. Außerdem gab es viele Fische. Wenn Sallys Söhne nicht in der Missionsschule waren oder von ihrem Vater unterrichtet wurden, lernten sie schreinern, gingen auf Ziegenjagd, schoren und häuteten die Ziegen und lernten im Hafen Boote zu bauen. »Wenn sie alt genug sind, will Ihr Vater sie nach Yale an die Ostküste schicken. Das Herz lacht einem im Leib, wenn die zwei in der Brandung auf den Wellen reiten, Madam. Sie sind braungebrannt wie Kastanien und so munter wie Fische im Wasser.« Kapitän Tucker seufzte tief und lange. »Noch ein paarmal über den großen Teich, ein wenig mehr auf die hohe Kante und, bei Gott, dann habe ich es satt und bin auch auf diesen wunderbaren Inseln.«
    Olivias Augen blickten sehnsüchtig und traurig in die Ferne.
    Bei Gott, auch ich habe es satt, aber ich kann nicht dorthin fliehen!
    Kapitän Tucker wies auf ein dickes Paket, das er mitgebracht hatte.
    »Wenn es noch etwas zu berichten gibt, dann steht es bestimmt in den Briefen.«
    »Ja, vermutlich.« Olivia wollte ihn nicht gehen lassen und nötigte ihm noch eine Tasse Kaffee auf. »Sie bringen mir eine Welt, Kapitän Tucker, die ich beinahe vergessen hatte. Ich bin Ihnen so dankbar, daß Sie mir Ihre Zeit geschenkt und die Mühe auf sich genommen haben. Bleiben Sie noch eine Weile in Kalkutta?«
    »Leider nein. Wir nehmen nur Fracht auf, Madam, und das dauert höchstens ein oder zwei Tage.«
    »Was hatten Sie denn an Bord?« fragte sie, nur um das Gespräch noch etwas zu verlängern.
    »Im wesentlichen Ziegenfelle aus Hawaii, die nach Kanton gehen, und jetzt laden wir chinesische Seide für Europa und Amerika. Und außerdem diese geschnitzten, geschwungenen Möbel, die die Chinesen machen. Für meinen Geschmack sind die etwas

Weitere Kostenlose Bücher