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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Nähe war, und konnte deshalb sehr selbstbewußt auftreten. »Die Ladung Schellack zum Beispiel, die Sie auf der Tapti transportiert haben, kostet uns doppelt soviel, als wenn wir sie mit einem anderen Schiff geschickt hätten.«
    Moitra sah sie verblüfft an. »Es ist allgemein bekannt, Madam, daß unsere Raten höher sind, weil unsere Klipper von Kalkutta aus die schnellste Verbindung garantieren.«
    »Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, Mr.Moitra. Andere Linien, ausländische Linien, setzen ebenfalls Klipper ein, zum Beispiel Lone Star. Kapitän Tucker hat mir weit weniger für den Tee berechnet, als wir Trident bezahlt hätten.«
    »Aber Schiffe von Lone Star laufen Kalkutta nicht regelmäßig an«, erwiderte Moitra. »Wir halten unsere Ankunfts- und Abfahrtszeiten so pünktlich wie die Uhr. Außerdem haben wir langfristige Verträge …«
    Moitra verstand allmählich die Welt nicht mehr. Er wußte natürlich, daß diese harte Amerikanerin mit dem Verstand eines Mannes bei Farrowsham großen Einfluß hatte, aber weshalb hatte Mr.Donaldson noch nie mit ihm darüber gesprochen? Olivia sah, wie es in seinem Kopf arbeitete. Sie hatte nichts anderes erwartet und ließ nicht locker. »Ich würde gerne wissen, ob Sie bereit sind, mit uns über niedrigere Tarife zu verhandeln.«
    »O nein, Madam!« Wie vorauszusehen, kam seine Antwort auf der Stelle. »Das übersteigt meine Befugnisse. Nur der Sarkar kann Änderungen genehmigen.« Er lächelte sie entschuldigend an. »Ich fürchte, Madam werden die Rückkehr des Sarkar abwarten müssen, um über einen neuen Vertrag zu verhandeln.«
    »Ich verstehe. Haben Sie eine Vorstellung, wann das etwa sein wird?«
    Sie stellte diese Frage so harmlos und ruhig, daß Moitra ohne Zögern antwortete – obwohl seine Auskunft ihr kaum etwas nützte.
    »Die Pläne des Sarkar sind völlig unberechenbar, Madam.« Er zuckte die Schultern. »Er ist lange in England gewesen und in Europa. Vor drei Monaten war er in seinem Haus in London. Am besten warten Sie, bis er wieder in Kalkutta ist.«
    »Gut. Ich werde die Angelegenheit mit Mr.Donaldson besprechen.«
    Ach, ein Haus in London? Für Estelle und sich …?
    Trotzdem, ein Stein fiel Olivia vom Herzen. Moitras nächste Äußerung irritierte sie.
    »Damit kein falscher Eindruck entsteht, Madam«, erklärte er rechtfertigend, »der Sarkar hängt nicht an Besitz, obwohl er in seiner Kindheit ärmer als arm war. Er mietet Häuser nur aus geschäftlichen Gründen.«
    Olivia ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken und betrachtete ihn nachdenklich über den Rand der Tasse hinweg. »Sie kannten ihn schon, als er noch ein Kind war?«
    »O ja! Hätte mein Vater den Sarkar nicht gefunden, als er schwer verletzt auf der Straße lag, wäre er nicht mehr am Leben. Damals war der Sarkar erst acht Jahre alt. Ein Weißer hatte ihn ausgepeitscht. Aber er hat nie gesagt, wer es war. Der Haß des Sarkar auf die Rasse, zu der Madam gehört, ist deshalb nicht völlig unberechtigt.« Er wirkte noch immer gekränkt, aber er sprach mit echter Anteilnahme.
    Noch ein Steinchen in dem Puzzle! »Wirklich?« murmelte sie.
    »Ja, Madam. Mein Vater war ein bekannter Ayurwede, ein Kenner von Heilkräutern. Er verband seine Wunden und pflegte ihn gesund. Dann ließ er ihn zwei Jahre bei uns wohnen, denn er hatte kein Zuhause und keine Familie.« Moitra vergaß alle Zurückhaltung. Er wollte ihr seinen verehrten Sarkar in einem günstigen Licht zeigen, und die Bemühungen, für seinen Herrn um Verständnis zu werben, wirkten rührend.
    Keine Familie? Und was geschah mit seiner Mutter?
    Olivia dachte kurz an eine Schublade, in der vergessen ein Anhänger lag, aber sie schob die Erinnerung beiseite. Sie fand es äußerst ironisch, daß sie all das jetzt und ohne eigenes Zutun erfuhr! Aber aus alter Gewohnheit fragte sie: »Er ist nach zwei Jahren gegangen?«
    Moitra lächelte. »Ja. Wir wußten nicht, wohin. Meine Mutter regte sich sehr darüber auf. Aber«, er strahlte, »der Sarkar hatte uns nicht vergessen, Madam, er hatte uns nie vergessen! Zwölf Jahre später kam er zu uns zurück. Wir haben ihn nicht erkannt. Er war ein Mann geworden, ein Gentleman ! Seit dieser Zeit überhäuft er meine Familie mit seiner Großzügigkeit, und mir hat er eine Stellung bei Trident gegeben. Ich arbeite seit Gründung der Firma bei ihm.« Er räusperte sich und fügte ruhig hinzu: »Ich habe Verständnis dafür, daß Sie den Sarkar nicht mögen, denn er hat Ihren werten Onkel

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