Wer Liebe verspricht
übertrieben«, er verzog das Gesicht, »aber Leute mit viel Geld reißen sich im Westen darum.«
»Ach ja?« fragte Olivia plötzlich nachdenklich. »Werden Sie auch nach England kommen, Kapitän Tucker?«
»Aber ja, Madam. Southampton.«
»Wenn das so ist«, erklärte sie energisch, »darf ich Sie dann noch um ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit bitten? Ich möchte mit Ihnen noch über eine Kleinigkeit sprechen.«
*
Arthur Ransome sah sie fassungslos an. »Yarrow ist gerade vom Hafen gekommen. Die Maid of Galveston kann keine Fracht mehr aufnehmen. Die Laderäume sind voll.«
»Wenn Mr.Yarrow sich noch einmal zum Hafen bemüht und Kapitän Tucker persönlich anspricht, wird er feststellen, daß die Lage sich verändert hat.« Olivia berichtete von der erfreulichen Begegnung mit dem Freund ihres Vaters. »In Anbetracht der Freundschaft mit Papa ist er bereit, den Tee an Bord zu nehmen. Er hat gute Kontakte in Southampton. Er wird den Tee dort verkaufen, und«, sie beugte sich vor und lächelte, »ich werde die Sendung noch vor der Verladung kaufen, damit das Geld sofort auf euer Konto fließt.«
Ransome bekam noch größere Augen. »Du lieber Himmel, mein Kind, Willie wird einen Tobsuchtsanfall bekommen! Farrowsham da hineinzuziehen …«
»Nicht Farrowsham kauft, sondern ich kaufe.«
»Aber ich kann nicht zulassen, daß Birkhursts Geld in …«
»Es handelt sich nicht um Birkhursts Geld, Onkel Arthur. Das Geld gehört mir persönlich.« Sie beschwor ihn: »Wenn du diese Gelegenheit verpaßt, Onkel Arthur, wird der Tee noch weiter an Wert verlieren und ist schließlich unverkäuflich. Ich versichere dir, ich biete dir mein Geld. Ich kann damit tun, was ich will, und muß Freddie oder Willie Donaldson nicht um Erlaubnis fragen. Meine Investition ist sicher, denn mir geht es nicht um Gewinn. Selbst wenn ich in Southampton keinen guten Preis erziele, bin ich zufrieden.«
Ransome schwieg tief bewegt. Dann räusperte er sich laut. »Dein Angebot ist so großzügig, daß mir die Worte fehlen, aber …«, er schüttelte unsicher den Kopf, »du wirst damit angreifbar und durch dich auch Farrowsham.«
»Farrowsham ist groß und mächtig genug, um für sich selbst zu sorgen. Und ich fürchte weder deinen Mr.Raventhorne, noch interessiert mich seine Reaktion. Soll er doch machen, was er will. Ich nehme es mit ihm auf!« Die Herausforderung sprach Olivia mit größter Zuversicht aus. Für sie war Raventhorne erledigt. Schließlich willigte Ransome zögernd ein. Er gab seinen törichten Stolz auf und nutzte die Chance, die sich ihm vielleicht nie mehr bot. Olivia beschloß, den anderen Plan, den sie während des Gesprächs mit dem freundlichen Kapitän für Ransome ins Auge gefaßt hatte, später zur Sprache zu bringen. Sie wollte zunächst noch einige Dinge in Erfahrung bringen.
Arthur Ransome blieb die Sprache weg, nicht aber Willie Donaldson, als die Nachricht von dem schnellen Verkauf und Versand der Teekisten am nächsten Morgen in Geschäftskreisen die Runde machte.
»Das hätten Sie nicht tun dürfen, Mädchen!« rief er außer sich.
»Herrgott noch mal, es geht uns doch nichts an, was für Fehden Trident mit anderen hat!«
»Es hat nichts mit Farrowsham zu tun«, erinnerte ihn Olivia ruhig.
»Und es geht nicht um ›andere‹. Es geht um die Firma meines Onkels. Das Handelshaus Farrowsham kann sich da völlig raushalten!«
»Kann!« schnaubte Donaldson, »vielleicht aber auch nicht. Nur weil wir nichts mit dem verfluchten Opium zu tun haben, hat uns dieser verfluchte Kerl in Ruhe gelassen. Es ist verrückt, wenn wir uns jetzt in seine Angelegenheiten mischen. Das bringt nur Ärger.« Er war völlig außer sich.
»Ärger?« Olivia verzog die Lippen verächtlich. »Warum hat eigentlich jeder so schreckliche Angst vor Raventhorne? Er ist ein Draufgänger, aber kein unheimlicher Geist mit übernatürlichen Kräften!«
»Das ist er nicht, aber er ist böse und rachsüchtig. Was er Ihrem Onkel angetan hat …«
»Das hat er nur tun können, weil alle zu feige waren, ihn daran zu hindern! Meiner Meinung nach ist er nur ein aufgeblasener, überheblicher Wicht, der sich den Weg nach oben rücksichtslos erkämpfen konnte, weil niemand den Mut hatte, ihm einmal die Stirn zu bieten! Und das werde ich tun, Mr.Donaldson. Ich werde es ganz bestimmt tun!« Sie stand wütend auf und sah ihn mit funkelnden Augen an. »Und wenn ich dabei meinen eigenen Leuten mit meinem eigenen Geld helfen kann, dann werde ich es
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