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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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geschlossenen Türen verschwanden. Deshalb erhielten die Herren schon jetzt die Erlaubnis zu rauchen. Man bot großzügig holländische Stumpen an, und nur Havannazigarren und Pfeifen sollten bis nach dem Essen warten.
    Natürlich erschienen Estelles Freundinnen vollzählig an diesem Abend. Olivia war ihnen in den vergangenen Monaten ausgewichen, denn sie betrachtete es nicht als ihre Aufgabe, unangenehme Fragen nach dem plötzlichen Verschwinden ihrer Cousine zu beantworten. Sie wußte nicht, was Estelle ihnen erzählt hatte, aber sie entdeckte nirgends Zeichen einer besonderen Spannung.
    »Also wirklich, Olivia, das Muttersein steht dir ausgezeichnet!« Polly Drummond musterte abwechselnd neiderfüllt Olivias königsblaues Kleid aus Pashmina -Wolle mit Goldstickereien im traditionellen Kaschmirmuster und den Saphirschmuck, den sie als Zugeständnis an den Abend trug. »Die Ehe auch. Du siehst hinreißend aus! Offenbar ist beides sehr empfehlenswert …«
    »Wenn das ein Hinweis sein soll, Liebste, dann würde ich das Eisen schmieden, solange es heiß ist.« Pollys Verehrer, ein junger Mann mit lockigen Haaren und Grübchen, der bei der Ostindien-Kompanie arbeitete, fiel unter großem Gekicher sofort auf die Knie. »Um meinem Flehen Nachdruck zu verleihen …«
    »Meinetwegen ja, aber deshalb … müssen Sie doch nicht meinen Anzug ruinieren!« rief jemand empört, da die große Geste des jungen Mannes dazu führte, daß ein Bierglas umfiel.
    »Und mein Kleid! Ach du liebe Zeit, jetzt habe ich Saftflecken im Kleid, und es ist neu. «
    »Wirklich? Tut mir ja so leid. Ich hole sofort Wasser …«
    »Um Himmels willen, Howard, Georgette läuft ein …«
    »Ach ja? Das ist eine erfreuliche Aussicht!«
    »Mein Gott, man kann sich mit ihm nicht in die Öffentlichkeit wagen …!« Polly bekam keine Luft mehr vor Lachen.
    Während alles lachte und kicherte, kam Estelle zu Olivia. »Du siehst wie eine Göttin aus, liebe Oli. Ich wünschte, ich wäre auch so schlank. Und ich bin nicht schwanger und habe bereits ein Kind.«
    »Oh, Olivia, das ist ja eine Überraschung!« rief Lily Horniman, denn sie hatte Estelles ›Flüstern‹ natürlich gehört. »Wie wunderbar, wieder …«
    Ihr wurde plötzlich bewußt, wie heikel das Thema war. Sie schluckte und wurde scharlachrot.
    Aber es war zu spät. Nicht nur Lily hatte Estelles Bemerkung gehört. Die Männer blickten schnell in eine andere Richtung, und die Damen umringten Olivia unter vielen »Oohs …!« und »Aahs …!« und bestürmten sie aufgeregt mit Fragen. Verärgert dachte Olivia an ihren Schwur, Estelle alles zu vergeben – zumindest an diesem Abend. Und als sie sich mit Anstand von dem Geschnatter zurückziehen konnte, fand sie nicht zum ersten Mal die Gesellschaft von Männern bei weitem angenehmer und ging bewußt in Richtung Bar. Auf ihrer und Estelles Gästeliste standen die meisten wichtigen Europäer, darunter auch zwei Direktoren der Ostindien-Kompanie, die aus London zu Besuch gekommen waren. Da John zum Militär gehörte, sah man auch viele Uniformen inmitten der Kaufleute, Bankiers, Beamten, Händler, Angestellten der Kompanie und Vertretern der Reedereien. Dr.Humphries hatte drei amerikanische Missionsärzte aus Bombay mitgebracht. Sehr gegen seinen Wunsch war Willie Donaldson dazu verurteilt worden, den Baumwollpflanzer aus Mississippi Hiram Arrowsmith Lubbock unter seine Fittiche zu nehmen. Der Amerikaner wollte das Palais mieten und wurde von Donaldson mit schlecht verhohlenem Widerwillen an der Bar mit den Herren bekannt gemacht.
    »Sir Joshua noch unwohl, Eure Ladyschaft?« Die taktvolle Frage stellte ein großer Mann in Uniform, ein Brigadier mit einem Orden an der Brust, der kürzlich zum Adjutanten des Generalgouverneurs Lord Dalhousie befördert worden war. Als Freunde der Familie Birkhurst waren natürlich auch der Generalgouverneur und seine Gemahlin eingeladen worden, aber Olivia hatte erleichtert ihre Absage wegen einer bereits geplanten Reise durch die Provinz gelesen. Das strenge Protokoll bei Anwesenheit des indischen Stellvertreters der Königin war anstrengend. Die Exzellenzen bei sich zu haben, bedeutete zwar Prestige, aber auch unvermeidlich gähnende Langeweile.
    »Danke, meinem Onkel geht es wieder besser. Aber seine allgemeine Schwäche erlaubt ihm nicht die Anstrengung einer Burra Khana. « Olivia antwortete ebenso taktvoll.
    »Erlauben Sie mir die Frage, was Eure Ladyschaft am Erscheinen auf Burra Khanas hindert? Ich war

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