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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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mehr.«
    »Lubbock versteht nichts von Schiffen«, erwiderte er verächtlich.
    »Wenn das ein Trick ist, damit ich mehr bieten soll, dann kannst du Ransome sagen, er wird keinen Erfolg haben. Und jetzt verlaß mein Büro.«
    »Oh, er möchte die Daffodil nicht seetüchtig machen!« Olivia lachte, ohne jedoch aufzustehen. »Er möchte nur das Holz. Er läßt chinesische Möbel für den Export anfertigen. Er sagt, er wird das Schiff ausschlachten, und dann hat er für ein Jahr billig Teakholz und Mahagoni. Jemand scheint ihn davon überzeugt zu haben, daß es in Amerika und Europa einen Markt für solche Möbel gibt. Lubbock ist erstaunlich unternehmungslustig. Er ist nicht einfach irgendein Baumwollpflanzer!«
    Raventhorne hatte ihren Worten stumm und bewegungslos zugehört. Aber seine hellbraune Haut war eine Spur blasser geworden. Seine Augen wirkten nicht länger verächtlich und unbeteiligt. In ihnen lag etwas Eigenartiges, der Anflug eines Gefühls, das er nicht völlig unterdrücken konnte. Es war Schmerz, nur eine Spur, aber Olivia wußte genug. Sie hatte hart gearbeitet, um ihn diesen Schmerz spüren zu lassen, und er hatte es weiß Gott verdient. In ihrem Körper begannen alle Nerven zu vibrieren.
    Quid pro quo, Jai Raventhorne, jetzt bin ich am Zug.
    Ohne Zögern stieß sie noch einmal zu und diesmal tiefer. »Die Daffodil hat eine Galionsfigur – du wirst dich vielleicht nicht erinnern. Lubbock glaubt, er wird viel Geld damit verdienen, wenn er sie in Jackson verkauft, als Zierde für eine Kutsche oder als Giebelschmuck für das Haus eines reichen Südstaatlers, der eine Schwäche für englischen Schnickschnack hat. Lubbock meint, es sei erstaunlich, was Amerikaner bereit sind, für Kitsch zu zahlen.«
    Raventhorne stand jetzt am offenen Fenster und blickte auf den Fluß. Von einem behäbigen kleinen Schoner wurden gerade Ballen entladen. Olivia sah von ihrem Platz aus, daß einer davon ins Wasser gefallen war, und unter den Männern dort brach ein heftiger Streit aus. Raventhorne schien auf diese Szene zu starren, aber Olivia ahnte, daß er nicht das geringste sah. Das arrogante, inzwischen völlig versteinerte Gesicht bewegte sich vor der weißen Wand am anderen Ende des Raums nicht. Eine Hand hatte er um den Nacken gelegt, die andere umklammerte das Fensterbrett. Er war sich ihrer Anwesenheit nicht länger bewußt.
    Es herrschte völlige Stille im Zimmer, und unbewußt wurde Olivias Erinnerung wach. Mit erschreckendem Eifer versetzte sie Olivia in die Zeit zurück, als sie sich bemüht hatte, jede leiseste Schwankung, jede Andeutung seiner wechselnden Stimmungen zu erkennen. Sie erinnerte sich, wie verzweifelt sie gewesen war, wenn es ihr mißlang oder sie sich geirrt hatte. Sie dachte auch an die absurde Begeisterung, die sie erfaßte, wenn sie Bruchstücke seines Lebens verstand und sie behutsam und mit größter Hingabe zusammenfügte, um ein Bild daraus zu gewinnen, das ihr gefiel oder das sie zur Verzweiflung trieb. Sie spürte wieder die Pein, die Sehnsucht, die jämmerlich wenigen Kostbarkeiten seiner halbherzigen Zärtlichkeit, die er ihr widerwillig und halbherzig geschenkt hatte. Und sie dachte an die Erfüllung all ihrer Wünsche. Die so lange zum Schweigen verurteilten Erinnerungen ängstigten Olivia und trafen sie unvorbereitet. Das Wissen, daß sich diese Erinnerungen unbarmherzig in ihrem Kopf festgesetzt hatten, wie Luftblasen, die eine Ewigkeit im Wasser eingeschlossen sein können, entsetzte sie. Sie wurde aus ihrer Selbstzufriedenheit gerissen und fühlte sich plötzlich wieder hilflos und aufs neue verraten.
    Warum war meine Liebe nicht genug, um dich zu heilen …?
    »Verlaß mein Büro.« Er drehte sich nicht nach ihr um. »Ich habe keine Zeit mehr für Sie, Lady Birkhurst.«
    Langsam entschwebten die Luftblasen eine nach der anderen und beunruhigten sie nicht mehr. Der dünne, nutzlose Faden, der sie momentan mit der Vergangenheit verbunden hatte, riß, und sie war wieder von dieser Fessel befreit. Sie verachtete sich für diesen Augenblick des Sklaventums. »Mit Vergnügen, Mr.Raventhorne. Ich habe meine Aufgabe erfüllt. Vielen Dank, daß Sie mich empfangen haben, obwohl meine Mission leider erfolglos gewesen ist.«
    Dies sagte sie gerade so bedauernd, daß es wie eine Ohrfeige wirkte. Sie war erfolgreich gewesen, und auch Jai Raventhorne wußte es.
    Er stand noch immer am Fenster und machte keine Anstalten, sie zur Tür zu begleiten. »Ich hatte gehofft, dich nach meiner

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