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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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den glänzenden Marmorböden lagen keine Teppiche. Die Angestellten – ausschließlich Männer – trugen wie Moitra die traditionellen Dhotis und Kurtas. Es war bekannt, daß Raventhorne als Ausdruck seiner Überheblichkeit gegenüber Weißen in seiner unmittelbaren Umgebung prinzipiell keine Europäer beschäftigte. Auch Raventhornes Büro, in das Moitra sie nun führte, unterschied sich nicht wesentlich von den anderen Räumen. Keine weichen persischen Teppiche, keine Siegestrophäen aus fremden Ländern, keine kostbaren Antiquitäten aus Jade und Porzellan, keine stolzen Zeugnisse der eigenen Leistungen an den Wänden. Nur in einer Ecke befand sich eine Sitzecke mit drei Sesseln und einem Couchtisch – vielleicht als Zugeständnis an europäische Gäste –, und unter Glasstürzen standen detailgetreue kleine Nachbildungen von Tridents Klipperflotte.
    Als Olivia eintrat, erhob sich Raventhorne kurz. Sie wußte sehr wohl, das tat er nur, weil Moitra anwesend war. Er reichte ihr weder die Hand, noch streckte sie ihm ihre Hand entgegen. Moitra holte ihr höflich einen Sessel und stellte ihn so, daß sie Raventhorne hinter dem Schreibtisch gegenübersaß. »Danke, Mr.Moitra.« Sie lächelte ihm zu. »Es fällt mir zur Zeit schwer, länger als unbedingt notwendig zu stehen.«
    Bislang hatte Raventhorne ihre Anwesenheit teilnahmslos erduldet, ohne erkennen zu lassen, was er dachte. Die bewußte Anspielung auf ihre Schwangerschaft trieb ihm jedoch die Röte ins Gesicht. Olivia sah es aus den Augenwinkeln, als sie Platz nahm, und lächelte zufrieden. Hinter der Maske betonter Gleichgültigkeit fühlte sich Raventhorne höchst unwohl in seiner Haut! Abgesehen von ihrer Aufmachung – die Birkhurst-Diamanten und die elegante Kleidung – machte ihm ihre Schwangerschaft sehr zu schaffen. In Olivia stieg langsam ein gefährlicher Zorn auf. Wie leicht hatte er sich aller Verantwortung entzogen!
    »Nun?«
    Er stellte die beleidigend brüskierende Frage, sobald Moitra das Büro verlassen hatte. Olivia überhörte sie und hob aufreizend langsam und umständlich den Schleier von ihrem Gesicht. Raventhorne sah ihr mit unverhohlener Ungeduld zu; dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit kurz auf den Sessel, in dem sie saß. »Chippendale?« fragte sie und klopfte mit einem Fingernagel auf die Lehne. »Es überrascht mich, daß du nicht etwas weniger Europäisches bevorzugst.«
    Er blickte sie noch eisiger an. »Ich kann kaum glauben, daß dieser kühne Ausflug lediglich dazu dienen soll, mit mir über Möbel zu reden!« Verstohlen glitt sein Blick über die Diamanten, und seine Lippen wurden schmal. »Was willst du?«
    Olivia dachte nach.
    Was will ich von ihm – abgesehen von meinem Leben, das er mir zurückgeben soll?
    Ihr Zorn brodelte, aber sie lächelte ihn immer noch freundlich über den tiefen Abgrund der Feindschaft hinweg an, der sie für immer trennte. »Ich möchte etwas sehr Einfaches. Ich möchte, daß du Farrowsham den Kredit wieder einräumst.«
    Staunen zeigte sich flüchtig in seinen Augen, und Olivia hätte beinahe alles dafür gegeben, nie das Unglück gehabt zu haben, in diese Augen zu blicken. Offensichtlich hatte er alles andere erwartet als diese Unverfrorenheit. Er lachte. »Und das ist alles?«
    »Im Augenblick ja.«
    Sein Lächeln verschwand, als sein Blick auf die geprägte Visitenkarte fiel, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Nun, das ist schnell erledigt. Die Antwort ist nein. Trotz deiner neu erworbenen Autorität im Unternehmen deines Mannes mußt du noch sehr viel über Geschäftsmethoden lernen – besonders über meine Methoden. Donaldson hätte es besser wissen müssen, als dich zu mir zu schicken.« Er lehnte sich zurück und sah sie finster an.
    »Es war meine Idee, an deine besseren Instinkte zu appellieren, nicht Donaldsons.« Sie sagte das ohne Spott, aber die Anspielung genügte. »Donaldson glaubt nicht, daß du so etwas hast, ich meine bessere Instinkte.«
    Er sah sie mit spöttisch erhobener Augenbraue an. »Und du?«
    »Nun ja, wir werden sehen. Du hast deine Entscheidung aus kleinlichem Ärger getroffen. Es ist ungerecht, Freddies Unternehmen zu bestrafen, denn es hat nichts damit zu tun. Ich dachte, wenn ich in der angemessenen … was ist doch das richtige Wort dafür? Ach ja, in der angemessenen Bescheidenheit mit dir spreche, wirst du vielleicht so vernünftig sein, deine Entscheidung zu revidieren.«
    Sie hörte, wie er Luft holte. Es geschah leise, und er wirkte

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