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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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besteht darauf.«
    »Das will ich auch meinen! Wenn sie nichts anderes ans Haus fesseln kann, dann doch bestimmt Ihre energische Cousine. Kämpfen Sie ruhig weiter – aber nach der Geburt.«
    Es war natürlich ein vernünftiger Rat. Olivia sah es ein und hielt sich daran. Sie wußte, um zu ›kämpfen‹ mußte sie nicht unbedingt im Kontor sitzen. Ihre neue Front befand sich woanders. Außerdem ermöglichte ihr die erzwungene Untätigkeit, mehr mit ihrem Sohn zusammenzusein. Es brach Olivia das Herz, daß Amos, abgesehen von den Kindern der Dienstboten, keine Spielgefährten hatte. Sie wußte wohl, daß die seltsame Abgeschiedenheit, mit der sie ihr Kind aufzog, die bösen Zungen der Stadt beschäftigte. Seit der Geburt hatte man Amos nie gesehen – weder im Park noch auf den Geburtstagsfeiern anderer Kinder, nicht einmal in der Kutsche seiner Mutter bei Spazierfahrten. Selbst der Arzt – so erzählte Millie Humphries ihren Freundinnen immer wieder – hatte den kleinen Amos Birkhurst nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, und zwar bald nach der Geburt, als man das Kind kurz allen Besuchern zeigte. Einige flüsterten hinter vorgehaltener Hand, der Junge sei mißgestaltet und so häßlich, daß die Mutter ihn aus Angst vor dem Spott der Leute verstecke. Andere waren weniger einfallsreich und sahen den Grund dafür in Olivias unerträglicher Überheblichkeit. Der raffiniert erworbene Adelstitel und der Reichtum waren ihr zu Kopf gestiegen, ihre Siege über diesen Mann, die unbedeutenden Geschäftserfolge und die Stellung im Handelshaus ihres Mannes noch mehr. Und so kamen die meisten zu dem Schluß, die Baronin halte ihren feinen Sohn für viel zu gut, um ihn mit den Kindern bescheidener Leute der Mittelklasse in Berührung kommen zu lassen. Und wenn das so war, dann bitte – das konnte sie haben!
    Olivia verletzten die Gerüchte mehr, als sie sich eingestehen wollte. Selbst im Haus wich die ewige Angst nicht von ihr. Mary Ling war eine einfache, vertrauenswürdige Frau, aber auch sie war Eurasierin. Wann würde ihr die Ähnlichkeit mit Raventhorne auffallen? Und wann den anderen Dienstboten, die Jai auf dem denkwürdigen Fest zu Ehren ihrer Cousine hier im Hause gesehen hatten? Wann würden sie anfangen darüber zu reden – oder hatten sie bereits ihre Vermutungen …? All das ängstigte und schmerzte Olivia, aber sie war hilflos. Sie konnte sich weniger denn je leisten, ein Risiko einzugehen. Aber sie schwor, wenn sie sich erst aus den hartnäckigen Fäden dieses riesigen, seidenen Spinnennetzes befreit hatte, würde sie alles tun, um Amos für seine jetzige Einsamkeit zu entschädigen.
    Olivia wollte der Flut der morgendlichen Besucher aus dem Weg gehen und begann, die Stunden vor dem Mittagessen mit Amos und Mary im Templewood-Haus zu verbringen. Sie sah sich nicht in der Lage, denen die Stirn zu bieten, die zweifellos kamen, um Nahrung für Klatsch zu finden, ihr interessante Informationen entlockten, um sie dann auf den Burra Khanas als spannende Neuigkeiten zu verbreiten. Andere hatten möglicherweise freundlichere Absichten, aber in der gegenwärtigen Verfassung sah sich Olivia auch ihnen nicht gewachsen. Außerdem hatten bereits gewisse Vorarbeiten im Templewood-Haus begonnen. Sie hatte den Aufrag erteilt, das Grundstück zu vermessen; auf der Rückseite wurden Unebenheiten des Geländes begradigt, und ein geeigneter Architekt wurde gesucht, um das Farrowsham-Hotel nach den Vorbildern der modernsten Hotels in Amerika zu entwerfen. Olivia hatte auch verbreiten lassen, sie suche einen erfahrenen und erstklassigen Hotelier als Berater, der vielleicht bereits im Ruhestand war. Das Projekt geriet allmählich in Fahrt. Das Interesse unter potentiellen Investoren war vielversprechend, wie die täglichen Anfragen im Kontor bewiesen. Wenn Donaldson sich über diese positive Reaktion freute, dann zeigte er es nicht. Verdrießlich und hartnäckig blieb er wie immer skeptisch.
    Aber Jai Raventhorne hüllte sich in Schweigen.
    Zu den wenigen Besuchern, über die Olivia sich wirklich freute, zählte Lubbock, der sich schnell zu einem verläßlichen Möbelexperten entwickelte. Er war ordinär, aber selbst das erinnerte sie an die Heimat, die wie eine Fata Morgana immer unwirklicher wurde, und sie fand seine Gesellschaft herzerfrischend. Eines Vormittags erschien er mit einer nicht ganz unerwarteten Nachricht. »Dieser Raventhorne … möchte mal wissen, ob der noch alle Tassen im Schrank hat. Haben Sie schon

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