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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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wiederzugewinnen, spürte sie die Wärme in ihren Wangen. »Er scheint Indien unermüdlich bereist zu haben, und seine Beobachtungen sind sehr scharfsinnig.«
    Raventhorne zog eine Augenbraue hoch. »Das wissen Sie alles, obwohl Sie nur die Titelseite angestarrt haben? Sie müssen klüger sein, als ich dachte, Miss O’Rourke.«
    Olivia wurde dunkelrot. Wie lange hatte er dort gesessen? »Offenbar haben Sie die unausrottbare Gewohnheit, andere zu beobachten, die von Ihrer Anwesenheit nichts ahnen, Mr.Raventhorne«, sagte sie kalt. Dabei wurde ihr bewußt, wie ihr Puls immer schneller ging.
    »Und Sie scheinen Ihre Skrupellosigkeit unterschiedslos auf allen Gebieten anzuwenden.«
    »So ist es. Skrupellosigkeit macht wenig Sinn, wenn man nicht jeden möglichen Nutzen daraus zieht.« Er sagte das fröhlich und unbekümmert. Dann nahm er ihr die Bücher ab. »Gehen wir nach draußen. In geschlossenen Räumen habe ich das Gefühl zu ersticken.« Der Hofbeamte tauchte wieder auf. Raventhorne übergab ihm die Bücher und erklärte, die Bibliothek könne wieder abgeschlossen werden. Olivia stand mit gespielter Ruhe daneben. Eine seltsame Erregung hatte sie erfaßt, ihre Zunge war schwer und klebte am Gaumen, als sie sagte: »Ich … nehme an, Sie sind bei der Jagd morgen einer der Schützen, oder?« Bereits während ihrer Worte wußte Olivia, die Frage war überflüssig.
    Er berührte ihren Arm. »Natürlich. Arvind erwartet von mir eine Gegenleistung für all die Umstände, die er meinetwillen hatte, Sie hierher zu bringen!«
    Olivias Atem ging schneller. Die Unterhaltung mit der Maharani und die Bemerkung des Maharadscha beim Abschied schienen eine gemeinsame Absicht zu verfolgen. Aber sie hatte immer noch keine Ahnung welche. »Darf ich fragen, weshalb die Umstände nötig waren?« Sie wurde immer atemloser, während sie versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
    Er antwortete nicht sofort, sondern ging mit großen, ungeduldigen Schritten weiter. Auf halbem Weg zum Palast der Maharani blieb er so unvermittelt stehen, daß sie beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre.
    Er holte mehrere Male tief Luft. Dann drehte er sich langsam nach ihr um und zog mißbilligend die Augenbrauen zusammen.
    »Sie und ich, Olivia, wir kommen aus Welten, die sehr schlecht zusammen passen.« Er sprach langsam, beinahe ruhig, aber mit einem seltsamen Unterton. »Und doch besteht zwischen uns eine … Übereinstimmung. Ich möchte herausfinden weshalb, denn das alles gefällt mir nicht. Es … beunruhigt mich.«
    Ihr Gesicht glühte. Seine Worte verschlugen ihr beinahe den Atem. Der unerwartete Klang ihres Namens auf seinen Lippen rief ein merkwürdig hohles Gefühl in ihrem Bauch hervor. »Ich … verstehe nicht, was Sie damit meinen …«
    »Nein?« Er ging auf ihre Lüge nicht weiter ein. »Sehr bedauerlich ist nur«, er seufzte tief, »daß wir auf verschiedenen Seiten stehen, die nicht miteinander zu versöhnen sind.«
    Olivia mußte unfreiwillig lachen. »Sie betrachten mich als … Feindin?«
    Er dachte nach und rieb sich dabei das Kinn mit Zeigefinger und Daumen. »Vielleicht. Aber ich empfinde Sie mehr als eine Überraschung. Und für Überraschungen hatte ich noch nie viel übrig.«
    Er wandte sich ab und ging mit großen Schritten weiter.
    Olivia folgte ihm etwas langsamer. Sie begriff seinen Gedankengang nicht völlig. Aber es gab genug Gründe dafür, dieses Gespräch nicht weiter zu vertiefen. Er hatte mit schonungsloser Offenheit eine Saite in ihr angeschlagen, die sie instinktiv begriff. Und er hatte etwas in Worte gefaßt, das sie lieber unausgesprochen gelassen hätte. Aber sie stellte zu ihrem eigenen Erstaunen fest, daß sie nicht so schockiert war, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Eine Übereinstimmung! Selbst während sie durch den verlassenen Park gingen, in dem versteckte Augen zweifellos alles beobachteten, schien sie ein merkwürdiges Band aneinanderzufesseln. Es war eine stumme Botschaft, aber so beredt und in ihrer Wahrheit so ohrenzerreißend laut, daß sie Olivia erschütterte. Ja, sie fühlte sich zu Jai Raventhorne hingezogen. Und welche geheimnisvolle Macht sie auch trieb, sie war stark genug, daß er sie ebenfalls spürte. Ein Hochgefühl erfaßte Olivia.
    »Wir haben Ihr Schiff gesehen«, murmelte sie schließlich. Sie wollte damit etwas weniger Tiefgehendes sagen und das gespannte Schweigen brechen. »Es sticht von den anderen ab und wirkt sehr elegant.«
    »Wir?« Sie standen vor dem Innenhof, der zu

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