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Wer liest, kommt weiter

Wer liest, kommt weiter

Titel: Wer liest, kommt weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Denk
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(»legenda« ist »das zu Lesende«) sowie in der Kinder- und Jugendliteratur. Aber auch Erwachsene suchen das Positive.
    Dies gilt auch heute noch, da und wenn der Autor bzw. die Autorin, alle Romanfiguren, aber auch alle Leserinnen und Leser ein und denselben Wunsch haben: nämlich ein Happy-End! Denn wir sehnen uns alle danach, daß es für uns und für alle Menschen, trotz aller Irrtümer und Fehler, am Ende gut ausgeht.
    Das gilt, um drei neue Romane zu nennen, für Die schönste Zeit des Lebens (2011) von Johano Strasser, für vom Liebesleben der Mondvögel (2012) von Elias Wagner ( * 1987) und Eure Kraft und meine Herrlichkeit (2011) von Constanze Petery ( * 1991). Ref 58
    Alle drei Bücher sind für heutige Verhältnisse bemerkenswert diskret in der Beschreibung der Sexualität und erstaunlich »moralisch«, da die Hauptpersonen sich um eine kritische Unterscheidung von Richtig und Falsch, Gut und Schlecht bemühen.
    So entscheidet sich die 15 jährige Anita am Ende des letztgenannten Romans gegen eine Abtreibung, zu der die Mutter rät.
    Und der etwa 18 jährige Max in Elias Wagners Roman wirft am Ende ein Handy in den Starnberger See, weil er damit heimlich seinen Freund Jacob gefilmt hat: Jacob winkte mir in einiger Entfernung zu. Nur noch der Sonnenteppich vor mir auf dem See. Ich nahm Anlauf und sprang. In eine zitternde Wolke aus Licht. So die letzten Worte des Romans.
    Heute sind die Möglichkeiten, Fehler zu machen, wegen des technischen Fortschritts keineswegs weniger, sondern zahlreicher geworden, auch weil die Zahl der Versuchungen wesentlich größer ist als noch vor 50 Jahren. Zudem sind viele dieser Versuchungen in Wahrheit Verführungsversuche, weil mit den meisten Versuchungen gute Geschäfte gemacht werden können, heute vor allem im Internet.
    Merkwürdigerweise gibt es dicke Bücher über das Internet, in denen die meisten dieser Versuchungen nicht erwähnt werden. So fehlt zum Beispiel in den sonst so wichtigen Büchern von Nicholas Carr Wer bin ich, wenn ich online bin (2010) und Sherry Turkle Verloren unter 100 Freunden (2012) jeder Hinweis auf die beiden größten Versuchungen des Internets für Männer: Videospiele und Sex.
    Zum Glück gibt es andere Bücher, in denen die neuen Versuchungen analysiert werden: von Paula Bleckmann, Heinz Buddemeier, Susanne Gaschke (besonders lesenswert: Klick. Strategien gegen die digitale Verdummung (2009) und Die verkaufte Kindheit, 2011), Werner Glogauer, Petra Grimm, Edwin Hübner, Rainer Patzlaff u.a., aber auch Faltblätter von Beratungsstellen, in denen die Suchtgefahren benannt werden. Dazu mehr im 2. Teil dieses Buchs, in dem versucht wird, die geradezu unwiderstehliche Faszination der neuen Medien zu erklären.
    Was können die Religionen als Gegengewicht dazu anbieten?

19. Das Angebot der Buchreligionen
    Ich lese die Bibel, ich lese sie laut, kapitelweise, aber ohne auszusetzen, Hiob und die Könige. Sie ist unvergleichlich schön, stark, aber ein böses Buch. So der 18 jährige Bertolt Brecht in einer Tagebuchnotiz vom 20. Oktober 1916. Zwölf Jahre später antwortete er auf die Frage Welches Buch hat Ihnen in Ihrem Leben den größten Eindruck gemacht? im Ullstein-Magazin Die Dame: »Sie werden lachen: die Bibel. «
    Wie ist das möglich bei einem erklärten Atheisten? Zuerst einmal ist die Bibel eigentlich gar kein Buch, sondern eine Bibliothek aus 24 Büchern bei den Juden, 48 bei den Protestanten, 55 bei den Katholiken und 59 bei den orthodoxen Christen.
    Die jüdische Bibel, der Tanach, wurde um 100 vor Christus kanonisiert, d.h. festgelegt. Die frühen Christen fügten außer dem Neuen Testament Schriften hinzu, die es nur in der griechischen Bibelübersetzung gab, der Septuaginta, zum Beispiel das Buch Judith, das Buch der Weisheit und Jesus Sirach, die in der Lutherbibel wiederum fehlen.
    Das Wort Bibel kommt vom Plural »biblía« (= Bücher) des griechischen Neutrums »to biblíon«, das Buch. Dieses Wort »biblia« wurde im Lateinischen für den Singular eines Femininums gehalten, daher »la bibbia«, »la bible«, »die Bibel«.
    Die Formulierung »das Buch der Bücher« entspricht also der Tatsache, daß die Bibel eine Sammlung der besten Bücher aus fast 1000 Jahren jüdischer Geschichte und Literatur ist. Die Geschichten von Jakob und Esau, von Joseph und seinen Brüdern, das Buch Hiob oder das Buch Ruth sind so etwas wie Novellen von höchster Eindringlichkeit, die Psalmen oder das Buch Kohelet grandiose Poesie, die

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