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Wer liest, kommt weiter

Wer liest, kommt weiter

Titel: Wer liest, kommt weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Denk
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sich im Internet treffen, kommunizieren   ... und lernen kann, hat mit dem Reiz des Internets wenig zu tun. Denn das Genannte kann in der Wirklichkeit viel einfacher stattfinden als im Internet – und gratis dazu. Und der dritte Satz ist eine vage Zukunftsvision. Denn das Internet gibt es erst seit etwa einer halben Generation.
    Nach diesen drei Propaganda-Sätzen nennt die Ministerin auch die Gefahren des Internets, die hier numeriert seien:
    Zu einem sicheren Umgang mit dem Internet gehört aber auch, die Gefahren [a] zu kennen. Surfen geht nicht ohne Risiken [b]. Kinder können auf Inhalte stoßen, die ihnen Angst machen [1] und sie überfordern [2]. Die Anonymität des Internets ermöglicht Belästigungen [3] und Übergriffe [4]. Rücksichtslose [5] Anbieter nutzen die Leichtgläubigkeit von Kindern aus [6], verführen [7] sie zu ungewollten Ausgaben [8] oder fragen zu viele Daten ab [9]. Kinder nutzen die Mitmachmöglichkeiten oft leichtfertig [10] und geben zu viel Persönliches preis [11]. Mit dem interaktiven Web 2.0, internetfähigen Handys und mobilen Spielekonsolen wird es für Eltern schwieriger [c], den Medienkonsum ihrer Kinder zu beaufsichtigen und zu begrenzen.
    Bei so vielen Gefahren müßte jeder Erzieher sagen: Finger weg! Die Kinder können doch auch miteinander spielen, Sport treiben, musizieren, lesen oder nichts tun – völlig gefahrlos.
    Doch die Jugendministerin wirbt wenig später für ihre gemeinsame Initiative ›Ein Netz für Kinder‹ ... einen sicheren Surfraum  ... das kinderfreundliche Netz.
    Ist es die Aufgabe eines Jugendministeriums, die Netzwirtschaft mit Millionen zu unterstützen, vor allem aber mit wirkungsvoller, weil staatlicher Propaganda? Diese wird nunmehr von vier Experten fortgesetzt, die den Eltern in drei Kapiteln empfehlen, die Kinder möglichst früh ins Netz zu schicken.
    Höhepunkt: ein ganzseitiges Interview mit dem Medienpädagogen Professor Stefan Aufenanger. Hier seine Botschaft:
    Wir sollten also unseren Kindern den Zugang zum Internet schon in jungen Jahren ermöglichen. Das wirkt sich positiv auf ihre Entwicklung aus, weil sie sich in die komplexe Welt der neuen Medien hineinversetzen können. Dadurch wird ihr Denken angeregt und ihre kognitive Entwicklung gefördert. Das Gegenteil ist der Fall: das Denken wird erschwert, die Entwicklung gebremst.
    Können Kinder durch zu viel Internet abhängig werden?
    – Ich glaube nicht, dass man durch das Internet süchtig werden kann....
    Wie soll man diese Behauptung nennen, die mit dieser Broschüre hunderttausendfach verbreitet wird? Prof. Aufenanger kennt natürlich die inzwischen zahlreichen Bücher zu den durch das Internet ermöglichten »nicht stoffgebundenen« Süchten:
    Computerspielsucht, Glückspielsucht, Sex- und Porno-Sucht, Kommunikationssucht (E-Mail, Facebook etc.), Chat-Sucht, Kaufsucht (e-bay usw.). Auch die Fernsehsucht kann im Internet gefördert werden, außerdem alle anderen Süchte durch spezielle Internet-Foren, z.B. zur Magersucht.
    Immerhin werden im zweiten Teil der Broschüre auf 13 Seiten mehr als 200 Warnungen zu den Risiken und Gefahren des Internets ausgesprochen – nur von der schlimmsten, der Suchtgefahr ist nicht mehr die Rede. Hier nur ein Zitat:
    Über Messenger, in Chats und Communitys kommt es leider immer wieder zu Beleidigungen und Übergriffen auf Minderjährige. ... Pädokriminelle suchen z. B. über die Profile nach potenziellen Opfern ... Ihre teilweise aggressiven Anfragen nach Cybersex können Kinder überfordern und verstören. ... Ungeeignete oder verbotene Inhalte können über die Netzwerke weitergegeben werden, z. B. pornografische Bilder oder rechtsextreme Propaganda. Manche Diskussionsgruppen fördern Magersucht, Drogen konsum oder Suizid. Mobbing und CyberBullying von Kindern und Jugendlichen untereinander laufen über soziale Netzwerke. Kinder und Jugendliche können dort verspottet, bloßgestellt oder auch bedroht werden. ... z. B. über das Einstellen oder Kommentieren von Fotos oder über das Verbreiten falscher Informationen und Beleidigungen.
    Wer das liest und dann sein Kind ins Internet schickt, ist wie einer, der seinen Freund zum Bergsteigen schickt und sagt: Die Chance, daß du abstürzt, ist beträchtlich, aber du schaffst es! Oder ihm empfiehlt, gegen die Klitschko-Brüder zu boxen ...
    Dieses Nebeneinander von intensiver Warnung vor zahlreichen Gefahren und Werbung für einen frühen Zugang findet sich in zahlreichen Broschüren dieser

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