Wer lügt, gewinnt
glauben, mit derartigen Magenschmerzen.
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Guber, werfen Sie bitte einen Blick auf die Entwürfe zu den Wandplakaten.
Gruß, Laércio
Wandplakat 1 – Vorlaufphase
Weißer Hintergrund, rote Lettern: Erfahren Sie den wahren Namen von João Aroeira.
In Kürze im Handel: Im Gespräch mit dem Schöpfer.
Wandplakat 2 – Phase unmittelbar vor Erscheinen des Buchs
Foto von José Guber, ganz in Weiß, vor blauem Hintergrund.
Slogan: José Guber, der wahre Name von João Aroeira.
Wandplakat 3 – Erscheinungsphase des Buchs Abbildung des Buchumschlags von Im Gespräch mit dem Schöpfer von José Guber. Foto des Autors in weißem Anzug, wie auf Plattencover von romantischem Schlagersänger.
Slogan: Reichen Sie sich selbst die Hand: Kaufen Sie das Buch von José Guber.
Zum Karneval fuhren Ingrid und ich nach Acapulco. Ich befand mich in der Endphase meines Buches und kotzte in einer Tour, der Arzt schlug mir vor, ich sollte São Paulo verlassen, frische Luft atmen, im kalten Wasser schwimmen. Wir mieteten uns ein Haus mit Blick aufs Meer. Nachts, nach unserer Rückkehr aus dem Spielcasino, arbeitete ich an meinem Buch. Tagsüber wurde ich dazu verdonnert, Bootsfahrten mit einem Strohhut auf dem Kopf zu unternehmen, zu angeln, am Strand spazierenzugehen und Geld auszugeben.
Ich war an diesem Abend mit Schreiben beschäftigt, Ingrid lag im Nachthemd auf dem Bett, Heft und Federhalter in der Hand. Komm mal her, sagte sie, ich will dir was zeigen. Ich legte mich neben sie und sah die folgenden handschriftlichen Aufzeichnungen: 11. – Mittwoch: Erbrechen, Kopfschmerzen – São Paulo. 12. – Donnerstag: Erbrechen, Kopfschmerzen – São Paulo. 13. – Freitag: Erbrechen, Kopfschmerzen – São Paulo. 14. – Samstag: Kopfschmerzen – Ubatuba. 15. – Sonntag: leichte Kopfschmerzen – Ubatuba. 16. – Montag: Tag beschwerdefrei verbracht – Ubatuba. 17. – Dienstag: Kopfschmerzen – São Paulo. 18. – Mittwoch: Erbrechen, Kopfschmerzen – São Paulo. 19. – Donnerstag: Kopfschmerzen – Campinas. 20. – Freitag: Kopfschmerzen – Campinas. 21. – Samstag: Kopfschmerzen, Übelkeit -São Paulo. 22. – Sonntag: Erbrechen, niedriger Blutdruck, Kopfschmerzen – São Paulo. Ich las mir Ingrids Notizen durch. Seit wir aus Malibu zurück sind, fällt mir eins auf, sagte Ingrid, es geht dir nur dann besser, wenn du nicht zu Hause bist. Ich richtete mich im Bett auf. Vielleicht, sagte ich, trifft die Theorie des Arztes, daß ich unter Streß leide und sich dahinter ein emotionales Problem verbirgt, ja zu. Bist du etwa ein Mann für emotionale Probleme? Sieh mal, es geht dir nur dann besser, wenn wir verreisen. Das stimmt, sagte ich und schaute erneut auf die Liste. Weißt du, was ich für eine Theorie habe? sagte sie. Fúlvia ist dabei, dich zu vergiften. Und deshalb legt sie auch so großen Wert darauf, sich um dich zu kümmern, das ist der Grund, weshalb Lucrezia Borgia so viel Hingabe an den Tag gelegt hat. Jetzt verstehe ich auch, weshalb sie dich darum gebeten hat, eure Trennung erst nach der Einstellung von Ronalds Ermittlungsverfahren amtlich zu machen. Zeit gewinnen, das war es, was diese Superschlaubergerin wollte. Denk mal drüber nach. Und warum zieht sie jetzt, wo das Ermittlungsverfahren wegen Ronald eingestellt ist, nicht auf die Fazenda? Hattet ihr das nicht so verabredet? Doch, sagte ich. Und? fragte sie. Warum machst du so ein überraschtes Gesicht? Alle Frauen träumen davon, ihren Ehemann umzubringen. Wenn du stirbst, steht sie glänzend da, das Haus, dazu Universalis, und dann noch dein ganzes Geld. Warum sträubst du dich so gegen die Einsicht, daß die Menschen womöglich auch eine grausame Seite haben? Schreibst du nicht selbst gerade an einem Buch, in dem du die Einfaltspinsel für dumm verkaufen willst? Oha, sagte ich. Was ist? Ich bin’s, Ingrid. Deine Ingrid. Mit mir kannst du reden. Das ist doch Verarschung, sprechen Sie mit Gott, Gottesübungen, Mantra von ich weiß nicht was, wir wissen, daß das reiner Opportunismus ist. Warum soll Fúlvia nicht auch ihre Gemeinheiten verzapfen dürfen? Was für ein Unterschied besteht darin, ob ich meinen Mann hintergehe, der mich gegen eine andere ausgewechselt hat, oder ob ich die dummen Leser an der Nase herumführe? Lucrezia ist nicht der Mensch, für den du sie hältst. Das da ist Falschheit. Wie Laércio sagt, ich kenne die menschliche Seele. Wenn jemand mit Schlangen arbeitet, Schlangen nährt, Mäuse in die Arena wirft,
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