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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Picus-Verlag
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ihrem Inneren hassen sie dich. Du freust dich, in einer Gemeinde zu leben, wo jeder jeden kennt, alle zusammenhalten anscheinend, und solltest dich fürchten eigentlich vor dieser Gemeinschaft, die in Wirklichkeit eine Gemeinheit ist, Kreisky, wirklich wahr.« Nach der Brücke war das große Tor. Hinter dem Tor standen links und rechts zwei alte Holzkutschen. Auf diesen Holzkutschen saßen die Leitenbauerbuben und warteten auf den Norbert. Als der mit dem Rucksack durch das Tor kam, in dem sich ihre Jause befand, haben sie geschrien als wie und ihm mit den Brennnesseln, die sie vorher im Wald gebrockt hatten, die Waden verbrannt und sind davongerannt. In den Hof hinein, von wo aus sie wie zwei scheue Rehe heraufgeschaut haben. Der Leitenbauer und die Leitenbauerin haben sie geschimpft. Schleicht’s euch, ihr Hunde!, haben sie ihnen nachgerufen, worauf sie in die Gaststube rannten, um sich in der Gesellschaft der Leute vor den Schlägen des Leitenbauer in Sicherheit zu bringen. Der Norbert hat sich auf eine Kutsche gesetzt und seine Waden mit Spucke eingeschmiert, was laut der Mutter ein altes Heilmittel gegen von Brennnesseln verbrannte Haut ist. Danach bestellte die Mutter beim Burgwart ein rotes Kracherl, der die Flasche vor den Norbert auf den Holztisch gestellt hat. Die Flasche war immer eiskalt, weil sie im Burgverlies gelagert wurde, in dem das ganze Jahr über die gleiche Temperatur herrscht. In diesem Verlies roch es immer komisch. Nach abgestandener, uralter Luft. Durch die Lagerung waren die Etiketten aller Flaschen verschimmelt und unkenntlich, rochen nach dieser alten Kerkerluft. Kletzelte man die Etikette herunter, konnte man noch Stunden später diesen Geruch unter den Fingernägeln riechen. Der Burgwart hatte immer einen riesigen Schlüsselbund an seinem Gürtel hängen. Damit konnte er alle Türen auf der Burg aufsperren, was für den Norbert ein Wunder war. Er durfte oft mit dem Burgwart alleine in den Turm hinaufgehen. Während die Leitenbauerbuben mit dem Luftdruckgewehr auf den Schießstand, den es auch auf der Burg gab, auf ebenso verschimmelte Pappkartonzielscheiben schossen, durfte der Norbert mit dem Burgwart auf den Turm gehen. Eine steile Wendeltreppe führte dort hinauf, die der Burgwart mit einigen Gehilfen über die Jahre hinweg aus Holz gebaut hatte. Fast senkrecht führte die Treppe hinauf, dass man sich bei einem Sturz das Genick gebrochen hätte, was auch wirklich einmal passierte seinerzeit. Von dem Zeitpunkt an ließ der Burgwart, mit Ausnahme vom Norbert, den er immer mit seinen riesigen Pranken festhielt, niemanden mehr auf den Turm hinauf. Nach dem Tod des Besuchers wollte auch überhaupt niemand mehr hinauf zum Turm, wurde über den Burgwart bei den Leuten noch schlechter geredet nach dem tragischen Unglück. HINTERHER SIND IMMER ALLE GESCHEITER , hat die Mutter immer gesagt. Für den Norbert machte der Tod des Besuchers auf der Treppe den Turm und die Gemächer nur noch interessanter. Wartete bei jedem Besuch der Burg nur darauf, bis der Burgwart ihn endlich fragte, ob er mit ihm auf den Turm gehen möchte. Was er auch immer getan hat, weil er wusste, wie gern der Norbert auf den Turm ging. Die vielen Zimmer, die vom Turmaufgang zu erreichen waren, hatten alle eine winzige Tür. Hinter diesen winzigen Türen waren riesige meterhohe Räume, in denen Strohpuppen bei der Verrichtung der verschiedensten Arbeiten installiert waren. Ein riesiges Puppenhaus mit menschengroßen Puppen war sie, die Burg. Die ausgestopften Menschen strahlten bei der Verrichtung ihrer ewig gleichen Arbeit eine Ruhe aus, die den echten Menschen fehlte. Die künstlichen Menschen die liebenswerteren waren für den Norbert, in der eingefrorenen Gelassenheit ihrer Welt der hohen Räume. Er am liebsten bei ihnen geblieben wäre und ihnen beim Ziehen der Egge, beim Schmieden des Stahls und beim Backen des Brotes geholfen hätte, in einer stummen Übereinkunft und grundlegenden Natürlichkeit, die außerhalb der winzigen Türen der Burg nicht möglich war für den Norbert. Vom Turm aus hatte man den schönsten Ausblick über das ganze Mürztal bis zum Schneeberg. Außerdem konnte er von oben auf die Luftdruckgewehr schießenden Leitenbauerbuben spucken, die davon nichts bemerkten in ihrer Schießwut. Ihre Schießwut, die sie als Leidenschaft bezeichneten. Aufgrund ihrer Treffsicherheit wurde später einmal von ihnen der halbe Mugler leergeschossen. Im Gegensatz zu den Katzenmorden ihrer Kindheit durften sie

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