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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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großen Ford 350 einparkte. Auf dessen Seite stand ELEKTRIKER DONALDSON. Bauarbeiter. Er stieg aus und setzte seine Mütze auf, um sich gegen den Schnee zu schützen. Das Management musste es verdammt eilig haben, wenn an solch einem Tag gearbeitet wurde. Vielleicht würde das Hotel die Arbeiter beherbergen, falls sie eingeschneit wurden?
    Er trat durch den Eingang auf eine Plastikplane. Der hinreißende Holzboden war von Sägemehl und Bauschutt bedeckt, ebenso wie die wenigen, mit Stoff verhüllten Möbel, die noch herumstanden. Die zwei Stockwerke hohe Felsmauer am anderen Ende der Lobby war nach wie vor rußverschmiert und die Eingänge zum Ballsaal mit staubigen Planen verhängt. Keine Spur von irgendwelchen Arbeitern oder Hotelangestellten, doch hinter dem leinenverhüllten Empfangstresen schimmerte Licht durch eine halb geöffnete Tür.
    Er trat hinter den Empfang. »Hallo?«, rief er. »Ist jemand da?«
    »Hm.« Er hörte, wie etwas auf einen Schreibtisch fiel. Im Türrahmen erschien eine schlanke Frau in Jeans und Rollkragenpullover, die ihren Mund mit einer Papierserviette abtupfte. »Entschuldigen Sie«, sagte sie mit vollem Mund. Sie winkte ihn ins Büro. »Mittagessen.«
    Er hob die Hand. »Keine Ursache. Ich hätte vermutlich anrufen sollen, ehe ich losgefahren bin.«
    Sie kaute und schluckte sichtlich erleichtert. »Ich fürchte, wir haben geschlossen. Wie Sie sehen, stecken wir mitten in einer größeren Umbaumaßnahme.«
    »Ich bin nicht wegen eines Zimmers hier.« Er öffnete den Reißverschluss seines Parkas.
    »Nicht?« Sie nahm einen Teller, auf dem Mandarinenschalen und der Rest eines Sandwiches lagen, und stellte ihn auf ein Buffet. »Bitte«, sagte sie mit einer Geste zu einem der beiden Sessel vor dem Schreibtisch. Sie setzte sich ihm gegenüber hin. »Ich bin Barbara LeBlanc«, stellte sie sich vor. »Die Geschäftsführerin.«
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Wir haben uns schon mal getroffen.«
    Sie steckte eine Strähne ihres goldbraunen Haares hinter das Ohr und musterte ihn gründlicher. Ihre Miene hellte sich auf, als sie ihn wiedererkannte. »Der Polizeichef! Sie waren in der Brandnacht hier. Wie schön, Sie zu sehen …«
    »Russ Van Alstyne«, soufflierte er. »Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
    »Im Gastgewerbe ist das ein Muss. Wir arbeiten mit einer Innendekorateurin namens Linda Van Alstyne. Sind Sie verwandt?«
    »Sie ist meine Frau.«
    Barbara LeBlanc lächelte. »Sie leistet wunderbare Arbeit. Sie müssen sehr stolz auf sie sein.«
    Ms. LeBlanc erinnerte sich zwar an Namen, war jedoch offensichtlich nicht auf dem Laufenden. »Bin ich. Stolz.« Immerhin blieb es ihm erspart, allen, die es noch nicht wussten, mitzuteilen, dass Linda tot war. Gott sei Dank.
    Sie faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »Was kann ich für Sie tun?«
    Er spürte, wie er errötete, genau wie die letzten drei Male, als er seinen Text aufgesagt hatte. »Es geht um Linda, meine Frau. Sie hat unser Haus am letzten Samstag oder Sonntag ohne ein Wort verlassen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ich hoffe, Sie haben eine Idee, wohin sie verschwunden sein könnte, da sie ja noch dabei ist, die Vorhänge und alles zu erneuern, die bei dem Brand zerstört wurden.«
    Barbara LeBlancs freundliche Miene blieb unverändert, doch sie spiegelte sich nicht in ihren Augen, die undurchschaubar geworden waren. »Am Samstag oder Sonntag? Sie wissen nicht genau, wann?«
    Er seufzte. »Wir haben uns vorübergehend getrennt. In den letzten Wochen habe ich bei meiner Mutter gewohnt.« So peinlich es auch war, er ging doch davon aus, dass er weniger wie ein gewalttätiger Ehemann klang, der versuchte, seine entlaufene Frau wieder einzufangen, wenn er zugab, wieder bei seiner Mutter zu wohnen.
    LeBlanc schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Natürlich habe ich Ihre Frau getroffen, und wir haben über die Bezahlung für Materialien und solche Dinge geredet, aber ich habe keine Ahnung, wohin sie sich gewandt haben könnte.«
    Sie hätte eine gute Pokerspielerin abgegeben. Er hatte keine Ahnung, ob sie ihm die Wahrheit sagte oder log.
    »Gibt es hier jemanden, mit dem sie gearbeitet hat? Abgesehen von den Näherinnen?« Die drei Frauen, die für Linda nähten, hatte er bereits angerufen.
    »Nun, da wäre natürlich Mr. Opperman, der Besitzer. Er trifft alle Design-Entscheidungen. Und ich glaube, ein oder zwei Leute von Rays Trupp haben ihr bei schwereren Arbeiten geholfen. Installationen, die sie nicht

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