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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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über ihn, Christy? Oder über sie?«
    »Eigentlich nicht. Wir haben uns ein paarmal im Supermarkt gesehen. Sie war immer nett. Nicht irgendwie hochnäsig oder so. Einfach nett.«
    Russ wandte sich an den Vater. »Wissen Sie, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient hat?«
    McAlister schüttelte den Kopf. »Sie lebte zurückgezogen. Ging nicht viel aus und hatte meines Wissens auch nur wenig Besuch.«
    »Auch nicht seit Oktober? Seit dieser Mann zu ihr zog?«
    »Nein.«
    Somit war es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie mit Drogen handelte.
    »Manchmal war sie ein paar Tage fort«, sagte Christy. »Zum Beispiel für ein verlängertes Wochenende oder eine Woche.«
    Er versuchte, diese Information mit den Computern in Einklang zu bringen. Pornos? Hehlerei? Vielleicht war sie auch nur eine fanatische Ebay-Anhängerin.
    »Wann habt ihr sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Hm«, machte McAlister.
    »Freitag«, antwortete Christy. »Sie fuhr in ihrem Wagen an mir vorbei. Sie und der Mann mit dem Schnurrbart.«
    »Dir entgeht ja nur wenig.«
    Sie errötete. »Nachmittags passe ich auf die Jungs der Montgomerys auf. Sie wollen andauernd draußen spielen. Deshalb verbringe ich ziemlich viel Zeit in ihrem Garten vor dem Haus.«
    Das Schrillen einer Sirene zerschnitt die kalte, schwere Luft. Christy McAlister bebte.
    »Das wird Officer Flynn sein, um deine Aussage aufzunehmen«, sagte Russ zu Ethan. »Danke für die Informationen«, wandte er sich an den Farmer.
    »Gern. Tut mir leid, dass ich nicht mehr weiß.« Er berührte seine Tochter an der Schulter. »Komm, Christy. Wir warten drinnen und lassen Ethan mit dem Polizisten allein.«
    »Ich komme nach, sobald ich fertig bin«, versprach Ethan dem Mädchen. Widerstrebend gab sie ihn frei und folgte ihrem Vater.
    »So«, sagte Russ, »du hast dich also bei den Marines verpflichtet.«
    Ethan straffte sich. »Ja, Sir.«
    »Ich bin überrascht. Angenehm überrascht, aber überrascht. Ich hatte angenommen, du würdest nie näher mit Kämpfen in Berührung kommen als beim Death Match 3000 im AllTechTronic.«
    Der junge Mann errötete. »Ich habe eine Art Weckruf erlebt. Zwischen Katies Tod« – seine Schulfreundin, die vor über zwei Jahren ermordet worden war – »und dem elften September wurde mir klar, dass niemand weiß, wie viel Zeit ihm bleibt. Und ich habe mich gefragt, ob ich mein Leben wirklich so verschwenden will: in Teilzeit bei Stewart’s und damit, meinem Vater beim Reinigen der Melkmaschinen zu helfen.« Er senkte den Kopf. »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, dass Sie überrascht sind. Ich war eine ganze Weile ziemlich wild.«
    Russ erinnerte sich an sich selbst, als er achtzehn Jahre alt gewesen war, zwei Jahre jünger als Ethan heute. Saufend und kiffend und ständig dumme Streiche im Sinn. Verzweifelt bemüht, von hier zu entkommen. »Werden sie dich nach Übersee schicken?«
    Ethan glühte. »O Mann, das hoffe ich doch. Sobald ich zurück bin, geht meine Ausbildung weiter. Zum Scharfschützen. Das bedeutet doch wohl, dass ich bald ein bisschen Action zu sehen kriege, glauben Sie nicht?«
    »Vermutlich.«
    War er wirklich jemals so jung gewesen? Ja, war er. Er war beinah vor Ungeduld, nach Vietnam zu kommen, geplatzt. Gott, Jungen waren dumm. Damals hatte der Polizeichef ihn verabschiedet und ihm viel Glück gewünscht. Und sich wie Russ heute vermutlich gefragt, ob er den jungen Mann jemals wiedersehen würde. Mit Sicherheit hatte er nicht damit gerechnet, dass Russ eines Tages in seinen Schuhen stecken, sein Dienstabzeichen tragen würde.
    Scharlachrotes Licht blitzte über der Kuppe des fernen Hügels auf. Flynns Streifenwagen. Russ lächelte ein wenig. Vielleicht würde in dreißig Jahren Chief Ethan Stoner über Millers Kill wachen. Er legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. »Pass auf dich auf. Und komm gesund wieder heim zu uns.«
    Ethan starrte ihn ungläubig an. Russ war nicht sicher, ob wegen der Vorstellung, dass ihm etwas zustoßen könnte, oder der Vorstellung, nach Millers Kill zurückzukehren, nachdem er endlich entkommen war. »Hey, mir ist noch was zu Audrey Keane eingefallen«, sagte er. »Ich habe sie ein oder zwei Mal getroffen, seit sie hergezogen ist. Ich wollte es vor Christy und so nicht erwähnen, aber haben Sie mal ein Foto von ihr gesehen?«
    »Ich weiß es nicht. Oben in ihrem Haus hängen einige Bilder. Vielleicht.«
    »Wenn Sie eines gesehen hätten, könnten Sie sich bestimmt daran erinnern. Sie ist eine absolute Wucht. Ich

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