Wer nach den Sternen greift
abgewiesen?«, fragte Frank ungläubig. »Sophie, er ist zehnmal mehr wert als der junge von Rhysdale.«
Sophie gestand ihren Eltern nicht, dass sie Frederic keineswegs abgewiesen hatte. Sie war die ganze letzte Nacht schlaflos in ihrem Zimmer auf und ab gelaufen und hatte auf ihr Kissen eingeschlagen, bis die Federn flogen. Und als sie nach nur vier Stunden Schlaf wieder aufgewacht war, war sie entschlossen gewesen, Frederic Hult aus ihrem Herzen und ihren Gedanken zu tilgen. Es war sowieso der reine Wahnsinn, sich von seinem Herzen leiten zu lassen. Wenn die anfängliche Verliebtheit erst einmal vorüber war, wenn der Alltag einkehrte und Kinder kamen, was blieb dann noch? Detroit. Das war einfach nicht das Richtige für sie. Ihre Kinder sollten einen Platz an der Sonne haben, ihr Name sollte respektiert werden und ihnen Zutritt zu den ersten Häusern in New York City verschaffen. Ganz New York sollte wissen, wer sie war. Und wenn sie den ältesten Sohn der von Rhysdales heiratete, der bereits Bankier war, dann würden es alle wissen.
Was war im Vergleich dazu schon ein Mann, der an irgendwelchen Maschinen in Detroit, einer Arbeiterstadt, herumschraubte? Es ging einfach nicht. Sie war froh, dass ihr Entschluss nichts mit Geld zu tun hatte. Hinter jedem der beiden Männer stand ein Vermögen, und sie selbst hatte ja auch genug. Über Geld brauchte sie sich Gott sei Dank überhaupt keine Gedanken zu machen.
Sie faltete die Hände im Schoß und blickte ihre Eltern entschlossen an.
»Mama, Mrs. von Rhysdale hat uns um vier Uhr heute Nachmittag zum Tee eingeladen.«
»Zum Tee?« Annie krächzte nur noch. Ihr hatte es die Stimme verschlagen.
»Sophie, denk bitte noch einmal in aller Ruhe nach«, beschwor ihr Vater sie. »Du bist jung. Du wirst noch viele Anträge bekommen.«
»Daddy, von der High Society wird niemand sonst um die Hand einer Curran anhalten.« Sie betonte den Namen, als sei er schmutzig.
Ihr Vater warf ihr einen schmerzerfüllten Blick zu. »Dann hat es also gar nichts mit dem Wert des jungen Mannes zu tun, Sophie?«
Sophie schwieg und betrachtete angelegentlich ihre Hände. Sie empfand nichts. Es war ihr gleichgültig, dass sie die Gefühle ihres Vaters verletzte. Es spielte keine Rolle, dass sie gestern um diese Zeit noch Frederic Hult geliebt hatte. Es zählte nur, dass sie das Ziel erreichte, das sie sich selbst gesetzt hatte, und nichts und niemand, weder ihre Eltern noch Frederic, würden sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern. Ihre Kinder sollten zum amerikanischen Adel gehören.
Hilflos blickten Frank und Annie einander an.
»Mr. von Rhysdale wird sicher mit dir sprechen wollen, Daddy. Ich möchte gerne im Juni heiraten.«
Annie begann zu weinen, und Frank trat zu ihr, um ihr ein Taschentuch zu reichen. Er seufzte.
»Ich weiß nicht, warum du weinst. Genau das habe ich mein ganzes Leben lang gewollt. Jede andere Mutter wäre begeistert, dass ihre Tochter einen von Rhysdale heiratet.«
»Ich weine um das, was dir entgeht«, schniefte Annie.
»Mir wird es an nichts fehlen, Mama, das verspreche ich dir.« Ich werde weder seine strahlenden dunklen Augen noch den Schnurrbart, der nicht kitzelt, noch seine Zunge oder seinen Gesichtsausdruck, wenn er von Automobilen spricht, vermissen. Es wird mir auch nicht fehlen, dass ich seine Arme nicht mehr um mich spüre. Seine Großmutter wird mir vielleicht fehlen, dachte Sophie, aber ich werde Mrs. von Rhysdales Herz erobern, und ich werde in ihrer Loge vorn in der Metropolitan Opera sitzen, und alle werden mich anschauen und wissen, dass ich etwas Besonderes bin. Sie werden über meine Kleider reden, die viel konservativer als die von Mutter sein werden, und ich werde ebenfalls Mrs. von Rhysdale heißen.
Warum verspürte sie keinen Triumph?
Colin sprach bei Frank vor und bat ihn förmlich um die Hand seiner Tochter.
Annie und Sophie tranken Tee bei Mrs. von Rhysdale, und beide fanden sie das Haus der von Rhysdales äußerst elegant. Als Annie später zu Frank sagte, es sei dort so dunkel wie im Leichenschauhaus, erwiderte Frank: »Wir schenken ihnen ein Haus zur Hochzeit, hier auf der Fifth Avenue.«
»Du lässt es besser nicht für sie bauen. Sie wird bestimmt wollen, dass es genauso düster ist wie das der von Rhysdales. Deshalb heiratet sie ihn doch überhaupt.«
Der Hochzeitstermin wurde für Juni bestimmt, und als das Datum feststand, besuchte Mrs. von Rhysdale Frank und Annie.
»Natürlich findet die Hochzeit in unserer
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